Alle Beiträge von Thorsten Wilhelm

Wiener Kaffeehäuser, Büros und Coworking Spaces: Über offensichtliche Gemeinsamkeiten und vergessene Erfolgsfaktoren

Wiener Kaffeehäuser, Coworking Spaces und Büros weisen viele Gemeinsamkeiten auf:  Alle drei Orte müssen hervorragenden Kaffee bieten. Sie benötigen attraktive Begegnungsflächen und hervorragenden Service. Ist all das gegeben, dann stimmt die Aufenthaltsqualität – und wenn die Aufenthaltsqualität eines Ortes stimmt, dann werden Menschen angezogen, dann fühlen sich Menschen wohl und sind gerne an dem Ort.

Es gibt also so einiges was Büros, Coworking Spaces und Wiener Kaffeehäuser miteinander gemein haben: Ohne hervorragenden Service, ohne guten Kaffee und attraktive Räume mit hoher Aufenthaltsqualität keine Nutzer:innen, keine Gäste und unzufriedene Mitarbeiter:innen.

Diese Gemeinsamkeiten möchte ich zum Anlass nehmen, um mit Ihnen einen Ausflug in Geschichte und Entwicklung von Wiener Kaffeehäusern zu unternehmen. Im Besonderen möchte ich Sie mitnehmen in die „hohe Zeit“ der Wiener Kaffeehäuser der frühen 1900er Jahre. Ich möchte Ihnen verdeutlichen, was Sie sich als Unternehmer:in, Personal-Manager:in oder Space-Betreiber:in von Wiener Kaffeehäusern abschauen sollten.

Was sollten sich Unternehmen und Coworking Spaces von Wiener Kaffeehäusern abschauen?

Die Antwort ist offensichtlich, die Begründung nachvollziehbar, die Erkenntnis oft verborgen, so dass sie keinen Einfluss auf unser Verhalten hat:

Es sind Menschen, die die Atmosphäre von Orten ausmachen – und es sind Menschen, die andere Menschen anziehen. Sie sind weit wertvoller für eine hohe Aufenthaltsqualität eines Ortes als dessen Möbel oder technische Ausstattung!

Diese Erkenntnisse lässt sich insbesondere aus der wechselhaften Geschichte Wiener Kaffeehäuser ableiten. Es waren stets die Gäste, die über den Erfolg oder Misserfolg eines Wiener Kaffeehauses entschieden. Jene Wiener Kaffeehäuser, die bekannte, inspirierende und geschätzte Persönlichkeiten aus Politik, Kultur, Kunst, Literatur oder Wissenschaft zu ihren Gästen zählen durften waren erfolgreich(er).

Und genau das ist es, was sich Coworking Space Betreiber:innen und Unternehmer:innen von erfolgreichen Wiener Kaffeehäusern abschauen sollten: Es sind die besonderen Typen (w/m/d), es sind herausragende Persönlichkeiten unter den Coworker:innen, die andere anziehen, die andere inspirieren, sie begeistern, einnehmen und unterhalten.

Sie zu gewinnen, dafür lohnt es sich Zeit und Geld einzusetzen. Der „Return on Investment“ besteht in der Gewinnung vieler anderer Menschen, die ihre Zeit, ihr Geld und ihre Energie gerne einzusetzen, um vom heimischen (ab und an wohligen) Schreibtisch (immer wieder) ins Büro zu kommen oder im Coworking Space zu arbeiten.

Glauben Sie nicht? Dann lassen Sie mich diese Behauptung begründen.

In der Besuchsmotivation vereint:
Coworking Spaces, Büros & Wiener Kaffeehäuser

In unseren Büros und Coworking Spaces geschieht die Vernetzung und der (informelle) Austausch mit anderen Menschen selten direkt am Schreibtisch und noch seltener in virtuellen Räumen. Das Kennenlernen neuer Leute, der (informelle) Austausch und das sich gegenseitig Inspirieren findet in angenehmer Atmosphäre statt. Ein gemütlich hergerichteter Lounge-Bereiche mit Café, eine offen gestaltete (Bar-/Treffpunkt-)Küche, das sind Orte, die lockere, informelle Gespräche fördern.

Dieser Austausch mit Kolleg:innen ist eines der zentrale Motive, um sich mit anderen an einem reellen Ort zu treffen. Es sind im Besonderen andere Menschen und die Gespräche mit ihnen, die uns immer wieder motivieren ins Büro zu gehen oder in einem Coworking-Space zu arbeiten.

Auch das sprichwörtliche „sehen und gesehen werden“ treibt uns hin zu Orten, an denen wir Kolleg:innen (Co-Worker:innen) treffen. Die persönlichen Präsenz fördert die eigene Bekanntheit, baut emotionale Nähe auf und festigt Beziehungen. Persönliche Präsenz ist eine der wichtigsten Voraussetzungen, um berufliche (Karriere-)Ziele zu erreichen und spannende Projekte zu bekommen.

Und da haben wir sie, die versprochenen Gemeinsamkeiten zwischen Büros, Spaces und Kaffeehäusern: Andere Menschen, Gespräche in netter Atmosphäre und das „sehen und gesehen werden“ sind wesentlichen Gründe seinen Kaffee nicht zu Hause zu genießen.

Im Geiste vereint!

Was moderne Büros im Allgemeinen und Coworking Spaces im Speziellen mit den Wiener Kaffeehäusern in deren Blütezeit ebenfalls verbindet, das sind deren Werte:

  • gelebte Offenheit
  • größtmögliche Freiwilligkeit
  • leichte Zugänglichkeit und
  • gepflegte Gemeinschaft.

Milena Wälder kommt in ihrer Studienarbeit zum Thema: Kaffeehaus vs. Coffee House – Ein Vergleich zwischen dem Wiener Kaffeehaus und der Coffee House Kette Starbucks denn auch zu diesem beeindruckenden Fazit:

Die Wiener Kaffeehäuser der Jahre 1890 bis zum 2. Weltkrieg entsprechen weit mehr heutigen Coworking Spaces als das für Kaffeehausketten wie Starbucks & Co gilt.

Jetzt aber los: Kommen Sie mit auf die versprochene, kurze Zeitreise in die Geschichte Wiener Kaffeehäuser.

Wiener Kaffeehäuser: Alleinsein in inspirierender Gemeinschaft!

Die Blütezeit Wiener Kaffeehäuser lang im Zeitraum 1890 bis 1940.

Wiener Kaffeehäuser waren in dieser Zeit zentrale Orte der Begegnung, an denen sowohl das „Alleinsein in Gemeinschaft“ als auch die Kommunikation und der Austausch untereinander möglich waren. Nur Wiener Kaffeehäuser boten in jener Zeit diese besondere Atmosphäre, die das Alleinsein und das Erlebnis von Gemeinschaft zugleich möglich machte.

Alfred Polgar beschreibt dies in seiner Theorie des Café Centralein bekanntes Wiener Kaffeehaus das schon seit 1876 existiert – auf ganz wunderbare Art und Weise:

Es gibt Schreiber, die nirgendwo anders wie im Café Central ihr Schreibpensum zu erledigen imstande sind, nur dort, nur an den Tischen des Müßigganges, ist ihnen die Tafel der Arbeit gedeckt, nur dort, von Faulenzlüften umweht, wird ihrer Trägheit Befruchtung. Es gibt Schaffende, denen nur im Central nichts einfällt, überall anderswo weit weniger. Es gibt Dichter und andere Industrielle, denen nur im Café Central der verdienende Gedanke kommt.

Wiener Kaffeehäuser und Coworking Spaces – die Ähnlichkeit wird immer offensichtlicher.

Auch der Tausch von Meinungen, Neuigkeiten, Gerüchten war konstitutives Merkmal eines jeden Wiener Kaffeehauses – und jener Austausch war wiederum die Quelle für Inspiration: Man nahm einen Kaffee und geistige Nahrung zu sich (in Anlehnung an Klaus Thiele-Dormann, Europäische Kaffeehauskultur).

So entwickelte sich eine (starke) Gemeinschaft, und dieser anzugehören, Teil einer Einheit zu sein, wurde zum zentraler Motiv für den Aufenthalt in Wiener Kaffeehäusern.

Persönlichkeiten und Typen (w/m/d) ziehen an!

Wiener Kaffeehäuser liefen in ihrer Hochzeit immer dann gut, wenn sie bekannte, geschätzt und „angesagte“ Persönlichkeiten als Gäste gewannen. Jene zogen weitere an. Sie waren es, die man treffen, sprechen und von denen man sich inspirieren lassen wollte.

Erfolgreiche Kaffeehaus-Betreiber:innen erkannten diesen Zusammenhang recht schnell und taten viel, um besondere Gäste zu gewinnen. Nicht wenige boten bekannten Persönlichkeiten freie Kost und Kontakte zu Mäzen.

Und genau das ist es, was sich Coworking Spaces von Wiener Kaffeehäusern abschauen sollten: Sie sollten sich immer wieder die Frage stellen welche Persönlichkeiten und Typen (w/m/d) sie in ihren Space haben müssen, um andere Coworker:innen anzuziehen.

Unternehmen nutzen die positiven Effekte von besonderen Mitarbeiter:innen auf andere Mitarbeiter:innen schon lange. Getrieben vom Gedanken die für eine Stelle und ein Team besten Leute zu finden, investieren sie viel Geld in die Gewinnung und Auswahl neuer Kolleg:innen. Sie beauftragen gar externe Berater:innen, die mit Hilfe von Tools zum Erkennen von berufsbezogenen Persönlichkeitsmerkmalen die für eine Aufgabe und ein (vorhandenes) Team besten neuen Kolleg:innen finden (Mitarbeiter-Personas als Fundament eines Employee Experience Design).

Coworking Space Betreiber:innen tun diesbezüglich oft zu wenig. Sie investieren Geld und Zeit in die Einrichtung von Räumen und deren technische Ausstattung. Das ist wichtig, keine Frage. Das ist nötig, das sind Basis- bzw. Hygienefaktoren. Und ja, diese Maßnahmen ziehen auch Menschen an. Keine Frage.

Die Anziehungskraft anderer Menschen, besondere Typen (w/m/d) und inspirierenden Persönlichkeiten ist jedoch weitaus größer und nachhaltiger. Und ich bin sicher, dass die meisten Space-Betreiber:innen in der Lage sind jene Typen (w/m/d) und Persönlichkeiten unter ihren Nutzer:innen zu erkennen. Jene zu finden, die andere Menschen begeistern und inspirieren, die kommunikativ stark sind, sich gerne unter Menschen aufhalten, die auf andere anziehend wirken, die Begegnungsflächen und Open Spaces eher zum Arbeiten nutzen als geschlossene Räume.

Auf jene Menschen zuzugehen und sie mit bedarfsorientierten Services, vermittelten Kontakten und Rabatten zum regelmäßigen Space-Aufenthalt zu bewegen, das sollte für die meisten Coworking Space Betreiber:innen machbar sein. Sie werden belohnt mit einer besseren Auslast, einer lebendigeren Gemeinschaft und einer tollen Atmosphäre.

Denn es sind die Menschen, die die Atmosphäre und Gemeinschaft eines Ortes ausmachen und die andere Menschen anziehen.
Wiener Kaffeehäuser der Jahre 1890-1940 haben uns das eindrucksvoll gelehrt.

Ich hoffe meine Überlegungen und meine Zeitreise in die Geschichte der Wiener Kaffeehäuser waren inspirierend für Sie.

Foto Thorsten Wilhelm

Thorsten Wilhelm

Gerne bin ich für Sie da, wenn Sie gemeinsam mit Ihren Mitarbeiter:innen oder Coworker:innen Räume der Begegnung und des Austauschen (neu) gestalten oder passende Typen und besondere Persönlichkeiten identifizieren und auswählen wollen.

Ich biete Ihnen Tipps und Anregungen für eine sinnvolle Vorgehensweise, und gerne zeige  ich Ihnen passende Erfolgsbeispiele für Ihr Anliegen.

Sprechen Sie mich einfach an.

Buchempfehlungen zum Thema „Wiener Kaffeehäuser“

Milena Wälder widmet sich in der Rolle einer Forscherin einem Vergleich von Wiener Kaffeehäusern und der Coffee House Kette Starbucks.
Sie findet Gemeinsamkeiten, zeigt Unterschiede im Geschäftsmodell, dem Service und der Einrichtung auf. Sie werden beim Lesen immer wieder überrascht sein von den vielfältigen Ähnlichkeiten zwischen Coworking Spaces und Wiener Kaffeehäusern. Ich jedenfalls war es oft.

Klaus Thiele-Dormann beschreibt die spezielle Atmosphäre von Kaffeehäusern. Er geht ein auf die Geschichte, Entwicklung, Erfolge und auch Misserfolge von zahlreichen, namentlich genannten Kaffeehäusern. Sein Buch Europäische Kaffeehauskultur erschien im Jahr 1999 und ist das Standardwerk über Kaffeehäuser.

Das Beste zum Schluss:
Es braucht nur wenige kleine Schritt auf dem Weg vom (Wiener) Kaffeehaus zum Coworking Space!  

Das Wiener Kaffeehaus mit seiner speziellen Atmosphäre gibt es nicht mehr. Die Einrichtungen blieben zwar oft erhalten, und man ging bewusst nicht mit der Zeit. Es wurden keine Steckdosen angebracht, nach wie vor liegen Zeitungen aus und der Gebrauch von mobilen Endgeräten ist nicht gern gesehen.

Vieles aus der Blütezeit ist jedoch nicht mehr gegeben: Das Gefühl des „Alleinsein in Gemeinschaft“, der Austausch mit anderen Gästen und das starke Netzwerk unter den Gästen. Auch das Arbeiten in Cafés blieb nach dem zweiten Weltkrieg lange Zeit eine absolute Ausnahme. Niemand hatte dazu ein Bedürfnis – und niemand wäre auf die Idee gekommen seine Schreibmaschine mit ins Café zu nehmen.

Das änderte sich erst wieder mit der zunehmenden Verbreitung von Notebooks und WLAN in Cafés. Cafés wurden nun wieder – gewollt oder nicht – zu einem Platz zum Arbeiten, oft ausgestattet mit zahlreichen Steckdosen zum Laden mobiler Endgeräte.

Cafés wurden zu einer Alternative zum Home-Office: Häusliche Pflichten können (wieder) zu Hause gelassen werden. Man kann sich auf seine Arbeit konzentrieren. Die Geräusche und die Atmosphäre in einem Café wirken stimulierend und anregend – jedenfalls auf die meisten Menschen und bei einem nicht zu hohen Geräuschpegel.

Nur den wenigsten Cafés gelang und gelingt es jedoch von „arbeitenden Gästen“ zu leben. Nicht wenige dieser Gattung bestellen einen Becher Kaffee mit Wasser und arbeiten dann 6-8 Stunden im Café. Ohne eine weitere Gegenleistung und ohne ein schlechtes Gewissen!

Warum? Nun, weil andere es auch tun, weil es geduldet wird, vor allem aber weil jene (Arbeits-)Cafés keine separaten Räume bieten: Räume für Stillarbeit, „Telefonzellen“, Videokonferenzräume, Besprechungsräume, Lesezimmer oder eine Bibliothek. Würden Sie dies tun, so würde sich ihr Geschäft wieder lohnen. Sie würden sich vom (Arbeits-)Café zum Coworking Space wandeln. Eine Entwicklung, die (wieder) Erfolg verspricht. Vollziehen sie diesen Wandel nicht, dann sollten sie weder WLAN noch Steckdosen bieten – und sich bewusst zum klassischen Wiener Kaffeehaus entwickeln.

Mich persönlich würde beides sehr freuen: Gemütliche, zum entspannten Gespräch und Netzwerken geeignete Cafés – ohne (!) arbeitenden Gäste – und Coworking Spaces mit vielen, tollen Menschen.

Der Beitrag Wiener Kaffeehäuser, Büros und Coworking Spaces: Über offensichtliche Gemeinsamkeiten und vergessene Erfolgsfaktoren erschien zuerst auf Nutzerbrille.

Hybride Treffen – praktische Tipps für sinnvolle Einsatzbereiche

Von beiden Welten das Beste: Hybride Treffen – darunter verstehe ich Treffen, bei denen einige Teilnehmer*innen virtuell dabei sind, während andere vor Ort in einem Besprechungsraum sitzen – vereinen die Vorteile von virtuellen und reellen Treffen.

Und, da diese beiden reinen Veranstaltungsformate – 100% virtuell, 100% in Präsenz – unterschiedliche Vorzüge haben, lautet die (Vorteils-)Wertung für hybride Treffen 1+1 = 3. Also im Ergebnis: Von beiden Weiten das Beste und noch etwas obendrauf!

Jene Vorteilsfülle hat, Sie ahnen es sicherlich schon, natürlich ihren Preis. Sie setzt eine (hoch) professionelle Moderation, eine funktionale Technik- und Raumausstattung sowie ein exzellentes Veranstaltungsmanagement voraus.

Und dennoch: Dem Wunsch
Bitte schalten Sie mich remote dazu, ich kann nicht vor Ort teilnehmen!
sollten, ja müssen Sie nachkommen.

Damit Sie diesem Wunsch ruhigen Gewissens nachkommen können, stelle ich Ihnen sinnvolle Einsatzbereiche und zentrale Erfolgsfaktoren von hybriden Treffen vor, und bietet Ihnen nützliche Argumente, um in Zukunft möglichst viele Treffen im hybriden Format anzusetzen.

Vorteile von hybriden Treffen

Die Kosten-Nutzen Bilanz von hybriden Treffen ist für die meisten Sitzungen, Tagungen und Besprechungen sowohl betriebswirtschaftlich als auch volkswirtschaftlich positiv (reduzierter Ausstoß von Kohlenstoffdioxid durch weniger Geschäftsreisen).

Flexibilität ist der zentrale Aspekt, der für hybride Veranstaltungsformate spricht:  Man kann, muss aber nicht an einen Veranstaltungsort reisen. Virtuell oder in Präsenz teilnehmen? – Je nach individueller Neigung und situativen Faktoren können die Teilnehmer*innen diese Frage für sich persönlich beantworten.

Die Möglichkeit einer virtuellen Teilnahme an einer Präsenzveranstaltung spart zunächst einmal Reisezeit, Reisekosten und schont die Umwelt. In Summe trägt das zu einer sehr attraktiven Bewertung auf der Kostenseite bei.

Zugleich gelingt es viel leichter eine kompetente und heterogene Gruppe zusammenzustellen. Vielbeschäftigte Menschen sagen ihre Teilnahme bei einer hybriden Veranstaltung eher zu – sowohl als Teilnehmende als auch Mitwirkende. Erfahrene Dozent*innen und weltweit begehrte Vortragende können leichter gewonnen werden. Menschen die neben ihrem (Haupt-)Beruf Zeit für ihre Familie, Freunde, Hobbies, Ehren- und Nebentätigkeiten haben wollen nehmen eher teil.

Und schließlich, leider allzu oft nicht im Blick: Menschen für die soziale Kontakte einfach nur Stress bedeuten und die ihre Kreativität in vor Ort Treffen daher kaum ausspielen können, können sich bei virtuellen wirksamer einbringen. Das so wertvolle, kreative Potential der „Leisen“, der introvertiert Typen wird bei hybriden Treffen somit besser genutzt (Die Kraft der Stillen).

Und all diese Vorteile, die ja ebenso für rein virtuelle Treffen gelten, werden bei einem hybriden Veranstaltungsformat um die Vorteile von reellen Treffen ergänzt. Von beiden Welten das Beste!

Hybride Treffen: Nicht jede Art von Event eignet sich für dieses Format!

Trotz aller Vorteile sollte nicht jedes Treffen als hybride Veranstaltung stattfinden. Das begründet sich nicht zuletzt aus den zuvor beschriebenen Vorzügen.

Wenn die Gruppe der Teilnehmenden klein ist, klein sein sollte, die Teilnehmende räumlich nahe beieinander sind, das gemeinsame Erarbeiten von Lösungen für Herausforderungen oder die Stärkung des Teamgeists im Vordergrund stehen, dann fällt die Kosten-Nutzen Analyse nur selten zugunsten eines hybriden Treffens aus.

Workshops, bei denen das kreative Potential in der Gruppe zentraler Erfolgsfaktor für das Ergebnis ist, sollten ebenfalls als reelle Treffen durchgeführt werden. Virtuell und hybrid auch machbar, keine Frage, aber im Ergebnis weniger wertvoll.

Veranstaltungen, bei denen die Zielsetzungen darin bestehen ein Team zu formen, sich als Team besser kennenzulernen und den Teamzusammenhalt zu stärken, können rein virtuell oder hybrid durchgeführt werden, sollten es aber nur in Notfällen.

Hybride Teamevents erfordern ein aufwändiges technisches Setup und äußerst intelligente Moderationskonzepte, um die extern Teilnehmenden zu keinem Zeitpunkt auszugrenzen. Small Talk in Pausenzeiten? Hybrid machbar, das bedarf dann aber je extern Teilnehmenden ein Tablet, um auf diese Weise alle virtuellen Teammitglieder mit an die Stehtische im Foyer zu nehmen. Aufwändig und im Ergebnis nicht annähernd so wertvoll wie ein face-to-face Gespräch bei einem 100% reell angesetzten Teamevent.

Sinnvolle Anlässe für hybride Treffen

Hybride Veranstaltungsformate rechnen sich im Grundsatz bei Tagungen (beispielsweise Hauptversammlungen einer AG) und Kongressen – vor allem dann, wenn sie als internationale Veranstaltungen ausgerichtet werden; wenn der Fokus auf Vorträgen und (moderierten) Podiumsdiskussionen liegt, und weniger auf Workshops. Die konstitutiven Vorteile von hybriden Treffen können bei diesen Anlässen voll und ganz genutzt werden.

Seminare und Präsentationen – auch jene Veranstaltungsarten können im hybriden Setting problemlos und mit einer hervorragenden Kosten-Nutzen Relation umgesetzt werden.

Weniger eindeutig ist die (Auswahl-)Entscheidung, wenn es darum geht eine Lösung für ein zuvor beschriebenes Problem in einer offenen, konstruktiven Debatte zu finden oder ein Training durchzuführen.

Bei Veranstaltungen wie Parteitagen, politischen Wahlen, Sitzungen von politischen Gremien (Räte, Ausschüsse) oder Problemlösungssitzungen in Unternehmen muss eine differenzierte, mehrdimensionale Bewertung stattfinden. Hybride Treffen werden sich bei jenen Anlässen immer dann rechnen, wenn eine Vor-Ort Veranstaltung hohe Kosten für die Anreise, Übernachtungen und Verpflegungen verursacht, lange Anreisewege und -zeiten nötig sind und wenn sowohl die Teilnehmenden als auch Veranstalter (Sitzungsleiter*in, Moderatoren) erfahren in der Durchführung und Teilnahme an virtuellen Treffen sind.

Neben der Frage der Reisekosten und Erfahrung mit virtuellen Veranstaltungen sollten bei den genannten Formaten – Sitzungen, Debatten, Diskussion und Problemlösungstreffen – weitere Faktoren bei der Entscheidung einbezogen werden:

  • Liegt der Fokus der Diskussion auf der Sachebene? – ein Ja als Antwort spricht für ein hybrides oder virtuelles Format.
  • Ist der Anteil an (leidenschaftlichen) Selbstdarsteller*innen und Alphatieren (w/m/d) besonders hoch? – Ja! Ein virtuelles oder hybrides Format wird jenen Typen eine deutlich kleinerer Bühne bieten.
  • Kennen sich Teilnehmenden und halten zugleich die Regeln eines konstruktiven Dialogs und einer zielführende Debatte ein? – Falls ja, dann geht die Tendenz in Richtung hybride oder 100% virtuelle Veranstaltung.
  • Liegt der Fokus der Veranstaltung auf der Beziehungsebene, auf der Vermittlung von Emotionen, Stimmungen und Zusammengehörigkeitsgefühlen? – Falls das der Fall ist, dann sind reelle Veranstaltungen unschlagbar.
  • Geht es darum spannungsreiche Teamkonstellationen zu entladen, Konflikte zu lösen? Auch dann gilt: Eine virtuelle oder hybride Umsetzung macht wenig Sinn.

Bei einem Training – verstanden als Seminar mit Übungsanteilen – ist die Frage entscheidend ob die Übungen digital durchführbar sind. Ist das machbar, so sind jene als hybride Treffen problemlos umsetzbar und werden ein hervorragendes Kosten-Nutzen Verhältnis aufweisen.

Halten wir an dieser Stelle als Zwischenfazit fest:
Nicht jeder Anlass für ein Treffen, nicht jede Veranstaltungsart ist für ein hybrides Format geeignet. Stehen Teambildung oder das gemeinsame Erarbeiten einer Problemlösung in einem kreativen Workshop im Vordergrund, dann sind reelle Treffen unschlagbar. Bei nahezu allen anderen Anlässen sind hybride Treffen im Grundsatz machbar und in den meisten Fällen die beste Wahl.

Dementsprechend stellt sich die als nächstes die Frage: Was ist zu beachten, um die Vorteile von hybriden Treffen bestmöglich zu nutzen: Worin bestehen die zentralen Erfolgsfaktoren hybrider Treffen?

Erfolgsfaktor Moderation: Hybride Treffen brauchen mindestens 2 Moderator*innen!

Bei einem hybriden Treffen müssen beide Gruppen – jene vor Ort und die virtuelle – 100% Aufmerksamkeit erhalten. Das gelingt nur dann, wenn zwei Moderator*innen in der Präsenzgruppe eingesetzt werden.

Die/der Co-Moderator/-in ist vor allem für die virtuell Teilnehmenden zuständig,

  • hat jene im Blick, achtet auf deren Integration und Beteiligungswünsche,
  • interagiert mit der/dem anderen Moderator/-in,
  • achtet auf die Zeitplanung,
  • hat einen Blick auf die Technik und ist bestenfalls eine halbe Stunde vor Beginn des Treffens erreichbar, um bei technische Herausforderungen beratend und eingreifend unterstützen zu können (Techniksprechstunde 1-2 Tage vor dem Treffen ist obligatorisch, ersetzt aber nicht den Support unmittelbar vor Veranstaltungsbeginn).

Jene Aufgaben sind äußerst wichtig und herausfordernd – und daher ist die Rolle der „Co-Moderation“ als gleichwertig zur klassischen Moderatorenrolle anzusehen.

Die klassische Moderatorenrolle wird von einer/einem zweiten Moderator/-in eingekommen. Sie/Er fokussiert sich auf die eigentliche Moderation, setzt die zuvor erarbeitenden Moderationstechniken ein und bietet allen Teilnehmenden genügend Gelegenheiten ihre Fragen, Gedanken und Wertungen einzubringen. Dabei gilt: Sie/Er hat alle Teilnehmende im Blick, interagiert mit den vor Ort und virtuell Teilnehmenden gleichermaßen und gibt allen das so wichtige Gefühl eine Gruppe zu sein.

Das ist eine herausfordernde Aufgabenstellung und setzt neben den klassischen Fähigkeiten und Fertigkeiten einer guten Moderation unbedingt auch Erfahrungen mit hybriden Treffen voraus. Sind jene nicht vorhanden, dann muss ein Pretest („Dry Run“) des Moderationskonzepts und technischen Setups stattfinden. Niemand ist in der Lage „aus dem Stand“ sein erstes hybrides Treffen erfolgreich zu moderieren. Die Situation, das Zusammenspiel mit den beiden Gruppen, die Zusammenarbeit im Moderatorenteam und der richtige Einsatz des technischen Setup sind derart spezifisch, dass es mindestens einmal geprobt werden muss.

Stolperfalle sozial-kommunikative Asymmetrie

Die Forderung nach einem erfahrenen Moderatorenteam ist nicht zuletzt darin begründet, dass eine rudimentäre Beteiligung der Online-Gruppe unbedingt verhindert werden muss. Besonders deutlich wird die kommunikative Asymmetrie im Kontext von informellen Gesprächen, die in der Präsenzgruppe in den Pausen- und Randzeiten stattfinden. In diesen Situationen gilt es die virtuell Teilnehmenden einzubeziehen und keinesfalls auszugrenzen.

Diese Integration muss bereits im Vorfeld der Veranstaltung mitgedachte werden. So sollten alle virtuell Teilnehmenden vorab sowohl die Veranstaltungsmappe als auch ein vollständiges Verpflegungspaket bekommen. Letzteres beinhaltet alles was es braucht, um sich in den Pausen mit Speisen und Getränken versorgen zu können.

Während den Pausen sollten die virtuellen Teilnehmer*innen an den informellen Gesprächen teilnehmen können. Dies gelingt beispielsweise durch eine Paarbildung: Jede/-r Teilnehmer/-in in der Präsenzgruppe bekommt einen virtuell Teilnehmenden zugeordnet.  Sie/Er nimmt jene/-n per Tablet mit an die Stehtische im Foyer und auch mit in die Mittagspause. Somit ist jeder der will auch in den Pausen integriert und kann sich am informellen Austausch beteiligen. Technisch aufwändig, keine Frage, aber durchaus lohnenswert.

Alternativ könnten die Pausen für alle Teilnehmenden virtuell gestaltet werden – was den technischen Aufwand einerseits reduziert, was jedoch andererseits einen deutlichen Regelbruch bedeutet, dahingehend in der Präsenzgruppe möglichst keine Notebooks zuzulassen (denn dann driftet ein hybrides Treffen schnell ab in Richtung 100% virtuell). Diese Alternativ sollte daher nur zum Einsatz kommen, wenn alle anderen Möglichkeiten zum Vermeiden sozial-kommunikativer Asymmetrie nicht machbar sind.

Erfolgsfaktor Ausstattung: Technik- und Raumausstattung für gelungene hybride Treffen!

Wie sich beim Thema Pausengestaltung schon andeutete, stellen die technischen Rahmenbedingungen einen weiteren, wichtigen Erfolgsfaktor von hybriden Treffen dar. Hybride Treffen brauchen ein im Vergleich zu reinen Präsenztreffen umfangreiches, technisches Setup (Tipps und Erfahrungen von Denkmodell).

Technisches Setup für hybride Treffen - dargestellt wird welche Kamera-, Audio- und Präsentationstechnik nötig ist.

Setting für hybride Treffen mit Diskussionsanteil (Quelle: Denkmodell)

Das klassische Setup von Präsenztreffen (Leinwand & Beamer) muss ergänzt werden um:

  • Ein digitales Flipchart auf dem alle Teilnehmenden Inhalte darstellen als auch einsehen können – sowohl jene vor Ort als auch die virtuellen Teilnehmer*innen.
  • Die/der Co-Moderator/-in benötigt einen großen Moderationsscreen/-monitor, um die virtuelle Gruppe im Blick zu haben.
  • Nötig auch: Eine automatisch nachfahrende Kamera, die die im reellen Raum sprechende Person erkennt und fokussiert. Gerne ergänzt um einen zweite Kamera, die die gesamte Präsenzgruppe stets im Fokus hat.
  • Neben für Videokonferenzen optimierte Kameras, ist ein modulares Audiosystem nötig, das sowohl die Aussagen der Präsenzgruppenteilnehmer*innen, jene der Moderator*innen als auch den remote zugeschaltet Teilnehmenden in guter Qualität transportiert.
  • Wenn mehrere Kameras, Lautsprecher und separate Mikrofone zum Einsatz kommen, dann ist ergänzend eine Steuerungseinheit für die Audio-/Videokanäle („Mischpult“) notwendig.

Der physische Raum benötigt eine exzellente Akustik, flexible Gestaltungsmöglichkeiten für die  Beleuchtung und einen guten Blick „von draußen“ und „nach draußen“, wozu ganz wesentlich eine sichere und schnelle Netzanbindung beiträgt.

Je größer die Anzahl der in Präsenz Teilnehmenden, desto aufwändiger wird das technische Setup. Ab einer Präsenzgruppe von 20-25 Teilnehmer*innen sollte das Moderatorenteam um eine/-n Kamerafrau/-mann erweitert werden, die/der sich sowohl der Steuerung der Lichtquellen, Kameras, Lautsprecher und Mikrofone als auch der Lösung von technischen Problemen annimmt.

Will man zudem die Arbeit in hybriden Kleingruppen möglich machen, dann braucht es bestenfalls mehrere, entsprechend eingerichtete Räume. Improvisierend können auch Tablets eingesetzt werden, die je Gerät einen virtuell Teilnehmenden in eine Kleingruppe „reinholen“ und aktiv teilnehmen lassen – vergleichbar mit der zuvor beschriebenen Tablet-Lösung für die Pausen.

Von beiden Welten das Beste – und noch etwas obendrauf!

Ich hoffe ich konnte Sie ein vertraut(er) machen mit den Vorzügen von hybriden Treffen, konnte Werben für dieses sinnvolle Veranstaltungsformat der Zukunft, konnte einen Beitrag leisten, damit Sie der Bitte Ihre Mitarbeiter*innen, Kund*innen und Partner nachkommen können, wenn Sie von jenen das nächste Mal den Wunsch hören:

Bitte schalten Sie mich dazu, ich kann nicht vor Ort sein!“.

Lassen Sie sich dann nicht von den Herausforderungen und Anforderungen an die Moderation und Technik abschrecken. Sowohl Veranstaltungsdienstleister in Hotels, Coworking Spaces, Veranstaltungslokationen und Unternehmen als auch Moderator*innen werden die nötigen Anforderungen gerne erfüllen. Vielleicht noch nicht alle in den Jahren 2021/2022, spätestens jedoch in 2025 wird (fast) jeder Besprechungs- und Veranstaltungsraum über die nötige Technik verfügen und Sie die nötige Erfahrung haben, um hybride Treffen mit Erfolg durchzuführen.

Foto Thorsten Wilhelm

Thorsten Wilhelm

Und bis dahin unterstütze ich Sie gerne bei der Auswahl und dem Aufbau der Technik, biete Ihnen Moderationserfahrung und Hilfe, damit Sie typische Stolperfallen beim Konzipieren, Durchführen und Nachbereiten Ihrer hybriden Treffen meiden.

Sprechen Sie mich gerne an.

Der Beitrag Hybride Treffen – praktische Tipps für sinnvolle Einsatzbereiche erschien zuerst auf Nutzerbrille.

Home Office, unterwegs, im Büro oder Coworking Space: Tipps für Remote Worker (w/m/d) zur Wahl des Arbeitsortes

Im Jahr 2000 wäre es mir mit hoher Wahrscheinlichkeit gelungen abzuschätzen wo Sie sich befinden während Sie diesen Artikel lesen. Heute gelingt mir das ganz sicher weniger gut: Immer mehr Menschen haben, fordern oder bekommen die Freiheit ihren Arbeitsort selbst zu wählen. Immer mehr Unternehmen und Unternehmer*innen denken und handeln bei Fragen rund um das Thema Arbeitsort „Remote First“. Und immer mehr Wissensarbeiter*innen bezeichnen sich eher als Remote Worker (w/m/d) denn als Büroarbeiter.

Profilfoto von Tobias Kollewe (Coworker & Remote Worker aus Leidenschaft)

Tobias Kollewe

Das alles trifft ganz sicher auch auf Tobias Kollewe zu.
Tobias ist Gründer und Vorstand der cowork AG, welche sich auf die Entwicklung und den Betrieb von Coworking Spaces spezialisiert hat.
Er hat den Bundesverband Coworking Spaces Deutschland e.V. gegründet und steht ihm als Präsident vor. Und schließlich ist er erfahrener E-Commerce Experte und als erfolgreiche Unternehmerpersönlichkeit in mehreren Aufsichtsräten tätig.

Vor allem ist Tobias aber ein sehr erfahrener Remote Worker.
Und in dieser Rolle konnte ich mit Tobias sprechen. Ich möchte Sie in diesem Artikel an Tobias‘ Erfahrungen als Remote Worker teilhaben lassen. Zudem möchte ich Ihnen einen kurzen Blick in das Buch: „Remote Work – 116 Tipps für die Arbeit unterwegs, im Home Office und Coworking-Space“ gewähren.  Dieses Buch hat Tobias gemeinsam mit drei weiteren Autor*innen geschrieben. Sie dürfen sich freuen auf konkrete Tipps und Anregungen zu den Themen: Gesundheit am Arbeitsplatz, Pausengestaltung, Arbeiten im Zug und im Coworking Space.

Remote Worker (w/m/d) ohne eigenen Schreibtisch

Tobias, Du arbeitest seit vielen Jahren mobil: Zu Hause, unterwegs im Zug und in Coworking Spaces, ab und an in Cafés und Hotels.
Welche Arbeiten und Aufgaben erledigst Du am liebsten an Deinem Schreibtisch zu Hause?

Tobias: Um ehrlich zu sein: am liebsten gar keine. Ich arbeite schon seit vielen Jahren mal mehr, mal weniger remote. Und dabei am wenigsten gerne von daheim. Das liegt aber nicht daran, dass ich etwa eine strikte Trennung zwischen Home und Office haben möchte.
Der Grund ist viel profaner: ich habe zuhause keinen vernünftigen Platz zum Arbeiten. Also genau an diesem „Schreibtisch zu Hause“ fehlt es mir. Und das finde ich auch gar nicht schlimm.

Gesundheitstipps für Remote Worker (w/m/d)

Gesundheit beim mobilen Arbeiten, beim Arbeiten von unterwegs oder im Home Office ist ein bedeutsames Thema. Bewegung, Ernährung, Schlafen – richtig gut umgesetzt, sind das wesentliche Erfolgsfaktoren für dauerhaft hohe Produktivität. Welche Erfahrungen hast Du damit gemacht und welche Anregungen hast Du zum Thema „Remote Work & Gesundheit“ für meine Leser*innen?

Tobias: Egal wo Du arbeitest, schaff Dir Routinen. Gerade weil ich daheim immer noch kein richtiges Arbeitszimmer habe, ist der Weg vom Frühstückstisch zum Notebook manchmal einfach zu kurz. Ich glaube, diese Erfahrung haben viele Menschen gemacht: es ist doch etwas anderes, wenn man sich  morgens „fein fürs Büro“ machen muss oder ob man auch in der (lagerfeldschen) Jogginghose vom Sofa aus arbeiten kann.
Sich auf die Arbeit vorzubereiten, einen eigenen organisatorischen Terminplan inklusive Feierabendzeit einzuhalten, das kann schon viel dazu beitragen, besser und gesünder remote zu arbeiten. Das sind zumindest meine Erfahrungen.
Wesentlich für Gesundheit am Arbeitsplatz ist aber in jedem Fall ein „richtiger“ Arbeitsplatz, also mit ergonomischem Stuhl, der Möglichkeit vom Sitzen zum stehenden Arbeiten zu wechseln, genügend Licht und ausreichend Ruhe. Für mich alles Gründe, lieber im Coworking Space zu arbeiten.

Pausenzeiten richtig planen: „Mach Pause um 15:00 Uhr!“

Als aufmerksamer und begeisterter Leser des Buchs „Remote Work – 116 Tipps für die Arbeit unterwegs, im Home Office und Coworking-Space“ kenne ich die Anregung: „Mache Pause um 15:00 Uhr!“. Warum ist das so wichtig und welche weiteren Tagesroutinen empfiehlst Du einer/einem Remote Worker*in, die/der mehrere Tage pro Woche im Home Office arbeitet?

Tobias: Vielen Dank. Es freut mich, dass Dir unser Buch gefällt. Zu Deiner Frage: Dass die meisten Menschen zwischen zwölf und ein Uhr Mittagspause machen, liegt vermutlich daran, dass sich die Arbeitszeit so gut teilen lässt. Zumindest, wenn man von einem klassischen Arbeitszeitmodell ausgeht.

„Es ist viel ergiebiger, nicht die Arbeitszeit zu teilen, sondern die Wachzeit.“

Und für die meisten liegt dieser Punkt deutlich später am Nachmittag. Achte mal bei Dir selbst darauf: Hast Du nicht oft auch am frühen Nachmittag einen kleinen Tiefpunkt. Diesen natürlichen Tiefpunkt als Pause zu denken, kann sehr hilfreich sein.
Die Tagesroutinen muss aber jeder für sich selbst entwickeln. Ich glaube, dass das wichtiger wird, je mehr die Grenzen zwischen Arbeits- und Privatleben verschwimmen.

Home Office, Büro oder Coworking Space: Über die Herausforderung als Remote Worker (w/m/d) den richtigen Arbeitsort zu finden!

Lass uns den Blick weg von Dir, einem erfahrenen und in ortslosen Teams sich wohlfühlendem Remote Worker, hin zu Angestellten in Unternehmen richten. Nehmen wir eine leitende Bankangestellte, tätig im Bereich Marketing & PR. Sie hat im Jahr 2020 mobiles Arbeiten erstmals kennen und schätzen gelernt. Seitdem kann sie ihren Arbeitsort selbständig wählen: Büro, zu Hause und Coworking Space.
Wann empfiehlst Du, sollte sie in einem Coworking Space arbeiten, welche Aufgaben dort bestenfalls erledigen und welche Intentionen mit dem Besuch eines Coworking Space verfolgen?

Tobias: Die Frage nach der Wahl des richtigen Arbeitsortes ist gar nicht so einfach zu beantworten – zumindest nicht pauschal.
Wir sind bei uns intern dazu übergegangen, vom „Platz zum Arbeiten“ statt vom „Arbeitsplatz“ zu sprechen – also unabhängig von Regelungen und ergonomischen Schreibtischstühlen.

„Ich denke, dass man den Menschen die Freiheit geben sollte, den für sie passenden Ort zu wählen, wenn das aus Sicht der zu verrichtenden Arbeit möglich ist.“

Ich telefoniere zum Beispiel am liebsten im Gehen oder mit Blick in die Ferne, konzeptionell arbeite ich am liebsten an einer großen Whiteboard-Wand. Und zum Schreiben sitze ich am liebsten im Zug oder mit Blick aufs Meer. Wenn man sich nicht selbst acht Stunden am Tag an den gleichen Stuhl fesselt, sondern für ausreichend Abwechslung sorgt, dann hat man schon viel gewonnen.
Ob die leitende Bankangestellte jetzt eher daheim oder im Space oder im Büro arbeiten sollte, das lässt sich so nicht beantworten, weil es von zu vielen individuellen Faktoren abhängt. Nehmen wir einen der offensichtlichsten: Pendelstrecke. Es lässt sich ja keine Empfehlung aussprechen, in einen 20 Kilometer entfernten Space zu fahren, wenn das eigene Büro nur 10 Kilometer entfernt ist.

„Wichtig ist mir, dass wir uns weiter von dem Gedanken entfernen, dass ich zum Arbeiten ins Büro fahren muss und es dazu keine Alternative gibt.“

Historisch betrachtet wurde das ninetofive-Arbeitszeitmodell an das Dreischicht-System der Produktion angegliedert. Und der Arbeitsort für den klassischen Büroangestellten war natürlich im selben Komplex untergebracht, wie ebendiese Produktion.
Nun haben sich in den letzten Jahren hier aber insbesondere Dank der Digitalisierung viele andere Möglichkeiten ergeben. Zum einen bin ich örtlich oft nicht mehr an das Büro gebunden, kann mir also die Pendelei sparen. Zum anderen bin ich in vielen Branchen nicht an das Schichtsystem der Produktion gebunden. Also kann ich, zumindest was diese Faktoren anbelangt, doch eigentlich auch unabhängig von Zeit und Ort arbeiten.
Warum also nicht daheim, am Strand oder im Coworking Space …?

Arbeitsort Coworking-Space – eine attraktive Alternative zum Home Office und Büro?

Tobias: Meine ehemalige Kollegin Laura Schwarz hat in ihrer Studie an der Hochschule Augsburg Menschen (Coworking vs. Homeoffice – Alternativen zum klassischen Büro), die beide Arbeitsorte kennen, danach befragt, ob sie lieber im Home Office oder im Coworking Space arbeiten würden. Die Antworten waren eindeutig: alle befragten würden den Coworking Space bevorzugen. Aus den unterschiedlichsten Gründen, mit den unterschiedlichsten Aufgabenstellungen. Das finde ich schon beeindruckend.
Ich kann jedem nur empfehlen, sich die Arbeit in Coworking Spaces einmal anzusehen, um ein Gefühl dafür zu bekommen, ob das ein geeigneter Ort sein könnte – für welche Aufgabe auch immer. Also einfach mal reinschauen und ausprobieren.

Gibt es Wochentage, die besonders gut für ein Arbeiten im Coworking Space geeignet sind?

Tobias: Aus meiner Erfahrung ist es in den meisten Spaces freitags immer am wenigsten los. Ob das jetzt gut oder schlecht ist, mag ich nicht beurteilten. Toll finde ich, dass die meisten Coworking Spaces keine zeitliche Beschränkung haben. Ich kann also rund um die Uhr dorthin gehen, auch am Wochenende und an Feiertagen. Eben genau dann, wenn ich hinwill.

Nach welchen Kriterien sollte man seinen Arbeitsort wählen: Ist es die Aufgabe, die den Arbeitsort entscheidend bestimmen sollte, sind es eher die persönliche Vorlieben oder sollte man das vor allen von den situativen Faktoren abhängig machen?

Tobias: Ach, es sind so viele Faktoren. Ich denke nicht, dass man die Wahl des Arbeitsortes anhand einer Checkliste abarbeiten kann. Das hängt für die meisten Menschen ja oft weniger von Vorlieben oder Aufgaben ab, sondern vom Vorgesetztenverhalten und von der sozialen Blase. Ich finde die Flexibilisierung der Möglichkeiten wichtig. Und dazu gehört für mich auch, dass wir uns mit den Angeboten der Arbeitsplatzwahl nach den Bedürfnissen der Arbeitenden richtigen und den Fokus nicht ausschließlich auf die Wünsche der Arbeitgeber legen. Dann hätten wir schon viel erreicht. Dazu gehört für mich übrigens auch zu akzeptieren, wenn jemand seinen festen Arbeitsplatz im Büro mit festen Arbeitszeiten haben möchte.

Tipps zum „Leben & Arbeiten“ in Zügen der Deutschen Bahn

Kommen wir abschließend zu einem Deiner Lieblingsthemen: #officeonrails. Arbeiten auf Reisen, insbesondere im Zug.
In eurem Buch gibt es dazu viele Empfehlungen von Dir: Angefangen vom Buchen der richtigen Zugverbindung („Fahr am Vorabend hin!“), der Platzwahl im Zug, über den Kauf von Kabeln, Notebooks und Taschen bis hin zur Wahl des Netzbetreibers („Wechsle zur Telekom!“).  Allein diese Tipps sind es Wert Dein Buch zu kaufen.

Tobias: Vielen Dank.

Ich möchte die Gelegenheit dieses Interviews mit Dir für einen Ausblick in Sachen #officeonrails nutzen:
Was empfiehlst Du der Deutschen Bahn, damit das Arbeiten im Zug noch angenehmer und produktiver wird?

Tobias: Ganz ehrlich – da gibt es nichts zu empfehlen. Ich bin mit der Deutschen Bahn und ihrem Angebot eigentlich rundum zufrieden. Wenn es ein Wunschkonzert wäre, dann würde ich mir natürlich noch viel mehr DB Lounges oder gar Coworking Spaces an kleineren Bahnhöfen wünschen, wenn ich den Anschlusszug mal wieder verpasst habe und in Braunschweig oder Stuttgart gestrandet bin. Aber bezüglich der Arbeit im Zug, sei es WLAN, Platzangebot oder Service, da habe ich keine Empfehlung. Entweder bin ich inzwischen abgestumpft oder einfach nur zufrieden. Ich tippe auf Letzteres.

Vielen Dank, lieber Tobias, für diese tiefen Einblicke in Deinen Erfahrungsschatz zum Thema „Remote Work“, die zahlreichen Tipps und Deine Gedanken zu den Vorteilen von Coworking Spaces für Remote Worker (w/m/d). Ich freue mich schon jetzt auf weitere, spannende Bücher zu diesen Themen von Dir und hoffe, dass wir bald wieder die Gelegenheit für ein Interview haben werden.

Buchtipp für Remote Worker (w/m/d)

Buchdeckel des Titels Remote Work 116 TippsRemote Work – 116 Tipps für die Arbeit unterwegs, im Home Office und Coworking-Space.

Autor*innen:
Tobias Kollewe, Denise Ruhrberg, Dr. Axel Minten und Michael Keukert
116 Tipps auf 156 gehaltvollen Seiten.

 

 

 

Der Beitrag Home Office, unterwegs, im Büro oder Coworking Space: Tipps für Remote Worker (w/m/d) zur Wahl des Arbeitsortes erschien zuerst auf Nutzerbrille.

Webcam Eye-Tracking – praktische Tipps für sinnvolle Einsatzbereiche

Können Sie erraten, wohin andere Menschen schauen? Vermutlich nicht immer. Ab und zu gelingt das den meisten Menschen aber schon. Um abzuschätzen wohin andere blicken, muss man in deren Augen schauen, die Augenbewegungen erfassen und der Blickrichtung folgen. Auf diese Weise kann man abschätzen was andere Menschen gerade anschauen. Genau so funktioniert Webcam Eye-Tracking im Prinzip auch.

Webcam Eye-Tracking kann die Informationsaufnahme abbilden und somit eine Grundlage schaffen, um die Verarbeitung von Informationen und die Wege hin zu Entscheidungen besser zu verstehen.

Beim Webcam Eye-Tracking nimmt die Webcam Ihres Rechners Ihr Gesicht und Ihre Augenbewegungen auf. Die Blickrichtung wird über die Erfassung Ihrer Pupille ermittelt. Sofern Sie einem Anbieter einer Webcam Eye-Tracking Lösung die Erlaubnis erteilten, überträgt dessen Software Ihre Blickposition auf dem Bildschirm und die Inhalte Ihres Bildschirm in eine Datenbank. Diese Blickpunkte können anschließend auf dem betrachteten Bildschirminhalt dargestellt werden – beispielsweise in Form eines Video, das Ihren Blickverlauf wiedergibt, oder in Form eines Wärmebildes (sogenannte „Heatmap“) zur Veranschaulichung der Blickdichte. Das Mapping von Blickrichtung und Bildschirminhalt erfolgt über diverse Rechenschritte. Jene Algorithmen sind das zentrale Asset eines Tool- und Lösungsanbieters für Webcam Eye-Tracking.

Webcam Eye-Tracking – Die Vorteile!

Bei Webcam Eye-Tracking Studien ist es nicht nötig, dass die Teilnehmer*innen in ein Teststudio kommen. Die Datenerhebung kann an nahezu jedem Ort der Welt erfolgen. Diese Rahmenbedingungen erleichtern die Gewinnung von Studienteilnehmer*innen enorm. Im Vergleich zu Studio-/Lab-Tests fallen geringere Rekrutierungskosten an. Auch bei der Aufwandsentschädigung wird Geld gespart, entfallen doch sowohl An- als auch Abreise für die Teilnehmer*innen.

Folglich können sowohl Menschen mit wenig Zeit (Manager*innen, Führungskräfte, Selbstständige, junge Eltern in der „Rush Hour“ ihres Lebens, pflegende Kinder etc.) als auch Menschen mit eingeschränkter Mobilität zu relativ geringen Kosten als Tester*innen gewonnen werden.

Welche Voraussetzungen braucht es auf Seiten der Teilnehmer*innen von Webcam Eye-Tracking Studien?

Um an einer Webcam Eye-Tracking Studie teilzunehmen, sind nötig:

  • Rechner mit einer guten Webcam
  • initialisierte Erfassungs- und Datenübertragungsanwendung des Tool-Anbieters
  • (sichere) Netzanbindung.

Jene Voraussetzungen sind bei immer mehr Menschen gegeben: Die Netzanbindung wird stetig verbessert, die Qualität und Verbreitung von Webcams steigt und immer mehr Menschen sind vertraut mit der Teilnahme an Web- und Videokonferenzen.

Die Kosten für die Datenerhebung auf Seiten des Forschenden sind ebenfalls überschaubar:
Weder ein relativ teurer Infrarot Eye-Tracker noch ein eigenes oder angemietetes Teststudio werden benötigt. Im Vergleich zu Studio-/Lab-Tests können bei gegebenem Budget somit deutlich mehr Studienteilnehmer*innen abgebildet werden: Große Stichproben und Eye-Tracking Daten sind Dank Webcam Eye-Tracking realisierbar!

Webcam Eye-Tracking: Wie treffsicher sind die Daten?

Bei all den genannten Vorteilen gibt es – Sie ahnen es sicherlich bereits – auch einige Nachteile.
Da wäre zum einen die Frage nach der Zuverlässigkeit und Genauigkeit der gemessenen Blickverläufe. Deren Treffsicherheit ist – durchaus vergleichbar mit unserer Fähigkeit beim Abschätzen der Blickrichtung bei anderen Menschen – unterschiedlich gut.

Welche Faktoren beeinflussen die Datenqualität?

Schauen wir uns zunächst die Erfolgsfaktoren am Ort der Datenerhebung an: Zu Hause, im Büro, unterwegs im Café oder Hotel – an jedem Ort der Welt können Webcam Eye-Tracking Daten im Prinzip erhoben werden. Alles was es braucht: Eine qualitativ hochwertige Aufnahme der Pupillen und Augenbewegungen.

Dazu tragen sowohl eine hochwertige Webcam als auch ausreichend Licht, welches bestenfalls auf das Gesicht des Studienteilnehmenden fällt, bei. Jene Erfolgsfaktoren verbessern sich mit der Zeit stetig: Immer mehr Menschen verfügen über die Fähigkeit an Video-/Web-Konferenzen teilzunehmen (Stichworte: mobiles Arbeiten, virtueller Austausch mit entfernt lebenden (Enkel-)Kindern), wissen wie sie sich dabei „in Szene setzen“ und die Kameratechnik verbessert sich auch.

Bleibt noch das Thema Sehhilfen. Brillen sind vor allem dann eine Herausforderung, wenn sich in deren Gläsern der Bildschirm des Rechners spiegelt. Das sollte nach Möglichkeit vermieden werden – ist aber ein Nachteil, der beim Infrarot Eye-Tracking über spezielle Kameras in einem Teststudio auch gegeben ist.

Webcam Eye-Tracking: Anbieter & Tools

Schauen wir uns nun die Erfolgsfaktoren auf Seiten der Tool-Anbieter an: Was kann ein Webcam Eye-Tracking Lösungsanbieter tun, damit die Treffsicherheit der erhobenen Blickdaten möglichst hoch ist?

Wie bei anderen Eye-Tracking Verfahren auch, sind bei Webcam Eye-Tracking Studien Kalibrierungs- und Validierungsmessungen nötig. Alle Webcam Eye-Tracking Systeme starten daher mit einer Kalibrierung. Jene erfolgt im „Self-Service“. Die meisten Systeme unterstützen die Tester*innen dabei mit Tipps zur Körperhaltung, zum idealen Abstand zum Bildschirm und zur Gestaltung der Raumbeleuchtung. Die eigentliche Messung startet erst nach einer zufriedenstellenden Aufnahmequalität. Ist jene beim ersten Mal nicht gegeben, dann erfolgt eine wiederholte Kalibrierung.

Während der Messung finden bestenfalls Überprüfungen der Datenqualität statt (Validierungen), verbunden mit einer wiederholten Kalibrierung, sollte die Qualität der Datenerhebung nicht mehr ausreichend sein.

Jene beschriebenen Maßnahmen zur Qualitätssicherung werden von allen Webcam Eye-Tracking Lösungsanbietern durchgeführt. Unterschiede gibt es diesbezüglich nur wenige. Das sollte Sie aber keinesfalls davon abhalten Zeit und Energie in die Auswahl eines Webcam Eye-Tracking Systems zu investieren. Denn es gibt sie durchaus: Unterschiede in den Funktionsweisen, Algorithmen beim Mappen von Blickrichtung und Bildschirminhalt, Leistungsmerkmalen und Leistungsumfängen.

Gute von schlechten Lösungsanbietern können Sie am besten unterscheiden, indem Sie deren Tools selbst nutzen. Diese Möglichkeit zum Selbsttest bieten fast alle Anbieter. Sie erfahren auf diese Weise wie man sich selbst „kalibriert“ und wie genau die Datenerhebung abläuft. Sie können ausprobieren ob das Tool sowohl am Desktop-PC als auch Smartphone funktioniert. Und schließlich bekommen Sie auf diese Weise wertvolle Einblicke in die bereitgestellten Analyseverfahren und den Umgang mit diesen.

Konkreter als im Selbsttest und in der eigenen Anwendung der bereitgestellten Analyseverfahren können Sie nicht überprüfen, ob die Angaben zur Messgenauigkeit und der Einfachheit in der Analyse der Daten (Blickdichte-, Blickverlaufs- und Bereichsanalysen) zutreffen. Die hierfür nötigen 4-5 Stunden je Anbieter sind bestens investierte Zeit. Danach werden Sie sich sicher fühlen, den für Sie und Ihre Anforderungen richtigen Lösungsanbieter ausgewählt zu haben.

Foto Thorsten Wilhelm

Thorsten Wilhelm

Gerne unterstütze ich Sie dabei:
Berate Sie bei der Wahl des für Ihre Fragestellungen richtigen Eye-Tracking Verfahrens, gebe Tipps zur Auswahl geeigneter Webcam Eye-Tracking Systeme, Lösungen und Dienstleister, und begleite Sie gerne auch bei der Konzeption und Umsetzung Ihrer Studie(n).
Sprechen Sie mich einfach an.

Anwendungsfälle: Wann sollte Webcam Eye-Tracking eingesetzt werden?

Die Messgenauigkeit von Webcam Eye-Tracking Systemen und die Möglichkeit große Stichproben bei schwer zu rekrutierenden Zielgruppen kostengünstig abzubilden geben die Anwendungsfälle und Einsatzbereiche vor. Jene werden nicht unwesentlich auch davon bestimmt, dass Online-Umfragen mit Webcam Eye-Tracking Erhebungen sehr gut kombinierbar sind.

Im Verbund mit Online-Umfragen können Untersuchungsobjekte bei Webcam Eye-Tracking Studien ganzheitlich bewertet werden. Dazu werden die erhobenen Aufmerksamkeits- und Wahrnehmungsdaten ergänzt um abgefragte Daten zur Erinnerung einzelner Inhalte und Elemente des Untersuchungsobjekts. Jene können zudem nach ihrer Wichtigkeit, sowie hinsichtlich den Dimensionen Gefallen und Verständlichkeit über Online-Fragebögen bewertet werden.

Und schließlich bieten große Stichproben grundsätzlich die Möglichkeit erhobenen Daten nach verschiedenen Ziel- und Teilstichproben getrennt auszuwerten.

Unter Beachtung der konstitutiven Vorzüge und Grenzen von Webcam Eye-Tracking Erhebungen ergeben sich drei zentrale Einsatzbereiche:
Webcam Eye-Tracking sollten Sie dann einsetzen, wenn …

  • Sie die gestalterische Ordnung von Interfaces ganzheitlich bewerten und optimieren wollen.
    • Blickdichte gemessen mit Webcam Eye-Tracking an einer großen Stichprobe (mindestens 30, besser 50 je Ziel-, Nutzergruppe oder Persona),
    • Aspekte wie Erinnern, Verstehen und Bewerten gemessen über eine Online-Umfrage.
  • Sie gestalterische Varianten auf quantitativer Datenbasis auswählen wollen – und ein klassischer AB-Test per Tracking aufgrund (1.) zu hoher Umsetzungskosten, (2.) zu hohem Verlustrisiko oder (3.) zu geringen Zugriffszahlen (Traffic) beim Untersuchungsgegenstand ausscheidet.
    Beispiele:

    • Design-/Konzept-Test von formal / funktional unterschiedlichen Navigationskonzepten mit 50 Testern je Konzept (Webcam Eye-Tracking + Befragung).
    • Varianten-Test mit 30-50 Testern je Variante für eine Transaktionsstrecke (zum Beispiel Check-Out, Registrierung, Buchung etc.), deren Varianten sich formal und/oder funktional deutlich unterscheiden.
    • Konzept-Test für 3-4 Varianten einer Bestellbestätigungsseite: Blickdichte-Analyse per Webcam Eye-Tracking und Bewertung gebotener Inhalte und Gestaltungselemente per Online-Fragebogen.
  • Sie erlerntes Übersehen (sogenannte Blindness-Effekte) erkennen und verstehen wollen.
    • Studie mit repräsentativer Stichprobenstruktur und -größe,
    • mit einer Bereichsanalyse fokussiert auf nur ein Interface-Element per Webcam Eye-Tracking und einer
    • Messung der Erinnerung (bzw. Nicht-Erinnerung) per Online-Befragung.

Anders gelagerte Frage- und Problemstellungen, welche Sie auf Basis einer Studie klären möchten, sollten Sie über andere Methoden und Eye-Tracking Verfahren umsetzen. Worauf es bei der Methoden- und Verfahrenswahl ankommt? Erste Hilfe bieten Ihnen Methoden-Sammlungen, Tool-Boxen und die Erfahrung von etablierten UX Design Agenturen, welche ein breites Portfolio an Usability/UX Research- und Evaluationsmethoden anbieten.

Noch mehr Interesse an Erfahrungen, Impulsen und Anregungen zum Thema Webcam Eye-Tracking?

Ich bin begeistert. Da bleibt mir an dieser Stelle nur der Hinweis auf von mir sehr geschätzte Forscher*innen und Eye-Tracking Expert*innen:

Viel Freude mit Ihrer vielleicht neuen Liebe und Begeisterung für Webcam Eye-Tracking, remote Studien und dem Wunsch die Informationsverarbeitung und Entscheidungsfindung Ihrer Nutzer*innen besser zu verstehen.

Der Beitrag Webcam Eye-Tracking – praktische Tipps für sinnvolle Einsatzbereiche erschien zuerst auf Nutzerbrille.

Tourismuszukunft – ein menschenzentriertes Remote-First Netzwerkunternehmen

Mit einem menschenzentrierten Gestaltungsansatz lassen sich nicht nur erfolgreiche Produkte und Services gestalten: Ein menschenzentrierter Gestaltungsansatz ist auch eine hervorragende Grundlage, um Teams zu formen, dauerhaft zusammenzuhalten und ihnen eine optimale Arbeitsumgebung zu bieten.

Florian Bauhuber im Portrait

Florian Bauhuber

Florian Bauhuber hat das früh erkannt:
Sowohl als Geschäftsführer des Netzwerkunternehmen Tourismuszukunft – Realizing Progress als auch Berater für die Tourismusbranche, wendet Florian einen menschenzentrierten Gestaltungsansatz mit großem Erfolg an.

Und das bereits seit vielen Jahren!

Florian hat das Unternehmen Tourismuszukunft im Jahr 2006 gegründet. 7 Jahre lang führte er es in einer klassischen Organisationsform – mit Hierarchien und umsetzenden Mitarbeiter*innen.

Bereits im Jahr 2013 gab Florian dem Unternehmen eine innovative, zu den Werten der Generation Y besser passende Organisationsform: Er wandelte das Rollenverständnis seiner Mitarbeiter*innen, machte sie zu Gestaltenden statt Umsetzenden, bildete selbstorganisierte (Projekt-)Teams, gab Verantwortung ab, löste Hierarchien auf und gab seinem Team die Vision die Tourismusbranche nachhaltig zu verändern.

Im Ergebnis wandelte er das Unternehmen Tourismuszukunft in ein modernes, wirtschaftlich erfolgreiches Netzwerkunternehmen, dessen Mitarbeitenden sich als Unternehmer*innen fühlen. Jede/-r Netzwerkpartner*in entscheidet wann, wo und mit wem er/sie zusammenarbeitet. Stets mit dem Ziel dem Auftraggeber den bestmöglichen Service zu bieten. Ein festes Büro – so etwas gibt es bei Tourismuszukunft schon lange nicht mehr!

Ich finde das sind viele, sehr gute Gründe, um von Florian zu erfahren wie ein Remote-First Unternehmen in der Organisationsform eines Netzwerkunternehmen erfolgreich geführt werden kann.

Wie alles begann: Vom klassischen Unternehmen zum ortslosen Netzwerkunternehmen!

Florian, Du führst die Geschäfte eines Unternehmens ohne Firmenzentrale: Tourismuszukunft bietet seinen Mitarbeitenden weder ein Büro, noch stellt es ihnen einen Arbeitsplatz zur Verfügung. Was war der ausschlaggebende Grund für Dich bereits im Jahr 2013 ein ortsloses (Berater*innen-)Team aufzubauen?  

Florian Bauhuber: Im Rahmen meiner Promotion habe ich mich intensiv mit Innovationsprozessen in Unternehmen beschäftigt. Kernfrage war dabei: Wie müssen Unternehmen im Zeitalter der Digitalisierung gestaltet sein?
Alle Erkenntnisse dieser Arbeit habe ich nicht in den Doktortitel, sondern in Tourismuszukunft gesteckt. Die Chance, diesen Wandelprozess einzuleiten, hatte ich nur, da zwei meiner Mitgründer im Jahr 2013 beschlossen haben das Unternehmen zu verlassen.
Tourismuszukunft war vorher eine „klassische“ Agentur, die vor allem das Thema Social Media bediente. Wir waren ein hierarchisches Unternehmen mit Bereichen, Bereichsleiter*innen, klar definierten Prozessen und natürlich einem Büro mit Kicker.
Wir dachten damals, dass wir ein cooles, junges und progressives Unternehmen sind. Wir waren aber alles andere als das:
Wir waren mitten in der Wachstumsfalle angekommen.

Identifikation, Identität und Zusammenhalt in ortslosen Teams

Tourismuszukunft ist ein Netzwerkunternehmen: Die Mitarbeitenden sind Expert*innen ihres Fachs, die als selbständige Unternehmer*innen Projekte akquirieren und im Team durchführen. Jede/-r hat eine feste Home-Base, wählt aber seinen Arbeitsort je nach Tätigkeit, persönlichen Vorlieben und den Erfordernissen ihrer/seiner Kunden. Unter diesen spezifischen Rahmenbedingungen ist es euch dennoch gelungen nach außen eine klare, einheitliche und starke Identität auszustrahlen: Die Marke „Tourismuszukunft“ wird verbunden mit Adjektiven wie innovativ, jung, kompetent, flexibel, partnerschaftlich und dynamisch. Worin bestehen die zentralen Erfolgsfaktoren für diese Einheitlichkeit im Denken, Handeln und Auftreten nach außen?

Florian Bauhuber: Wir haben gemeinsam im Team unseren Markenkern, d.h. unsere Werte, fixiert und eine Vision für unser Handeln erarbeitet. Dieser Markenkern wird durch ein Markenteam gepflegt, d.h. alle markenrelevanten Entscheidungen werden durch dieses Markenteam getroffen. Das Markenteam wird jedes Jahr neu gewählt; jede*r Netzwerkpartner*in kann sich hier einbringen.

Zu den wichtigsten Entscheidungen des Markenteams gehört der Auswahlprozess für neue Netzwerkpartner*innen. In diesem Prozess wird nicht nur auf die Kompetenzen der jeweiligen Bewerber*innen geachtet, sondern auf seine/ihre Werthaltung. In zahlreichen Einzelgesprächen versuchen wir folgende Fragen zu klären:

  • Wie geht er/sie mit Veränderung um?
  • Was ist ihm/ihr wirklich wichtig?
  • Welche Werte trägt er/sie in sich? Passt er/sie in unser Team?
  • Hat er/sie die nötige digitale DNA?

Das Expert*innen-Netzwerk hinter Tourismuszukunft wächst stetig.
Wie gelingt es euch neue Expert*innen zu gewinnen, die zu euch, zu eurer Identität und Vision passen? 

Florian Bauhuber: Das ist gefühlt relativ einfach. Die Art zu arbeiten und zu leben ist attraktiv. Wir wissen für was wir stehen und erzählen das auch. Durch unsere gelebte Wertekonsistenz und die konsequente Umsetzung in unserer Kommunikation geben wir ein klares Bild nach draußen ab: das wirkt auf Endkunden ebenso wie im Employer Branding. Das heißt, dass neue Expert*innen sehr oft auf uns zukommen, weil sie unsere Art und Weise des Lebens auch erleben wollen.
Wir lehnen aber auch definitiv mehr Akteure ab, als wir ins Team holen – die Nachfrage ist da, was uns sehr freut.

Entscheidungsfindung in ortslosen Netzwerkunternehmen

Wie werden bei Tourismuszukunft unternehmerische Entscheidungen getroffen? Nehmen wir zur Beantwortung dieser Frage einfach mal eure Marketing-Aktivitäten: Wie entwickelt und vereinbart ihr eure Marketing-Ziele und Marketing-Strategie?

Florian Bauhuber: Wie vorher schon angesprochen, ist unser Markenteam für markenrelevante Entscheidungen zuständig.
Projektbezogene Entscheidungen obliegen den jeweiligen Netzwerkpartner*innen, die im Kundenprojekt beteiligt sein; z.B. das Pricing oder auch die Bestandteile des Projekts. Wir versuchen Projekte im Markt zu realisieren, die Spuren hinterlassen. Letztendlich entscheiden unsere Netzwerkpartner*innen, was sie für richtig und sinnvoll erachten.

Tourismuszukunft bei der Arbeit: Terrasse statt Büro, Post-It statt Powerpoint

Kreativität und Flexibilität schlägt Planung!

Es gibt keine klassische Unternehmensstrategie mit Wachstumsfeldern, Marketing-Zielen und einer Marketing-Strategie. Dadurch sind wir gleichzeitig agil und flexibel und können aufgrund unserer Grundhaltung sehr schnell auf Trends oder Veränderungen reagieren.
Beispiele hierfür sind die #ITBdigital, die wir als Alternative zur 2020er ITB bereits am Tag der Corona-bedingten Absage verkündet haben. Oder unsere Zukunftstage für die Tourismusbranche, die wir gemeinsam quasi über Nacht organisiert und realisiert haben.

Teamarbeit in ortslosen Teams: Braucht es spezielle Tools?

Lass uns nun die kulturelle Ebene der Unternehmensführung verlassen und einen Blick werfen auf die technologische Ebene. Welche Tools setzt ihr ein, um eure Projekte in virtueller Teamarbeit erfolgreich durchzuführen? Und auf welchen Wegen kommuniziert ihr untereinander, wenn ihr an verschiedenen Orten arbeitet?

Florian Bauhuber: Unser Tool-Stack hat sich in den letzten Jahren oft verändert. Es gibt allerdings zwei Komponenten, die uns bereits seit 2013 begleiten: Google Workspace (Gmail, Drive, etc.) und WhatsApp.
In WhatsApp bilden wir die alltägliche Kommunikation ab: zu Projekten, zu internen Themen bis hin zu privaten Diskussionen und Einblicken. Google bildet unsere technologische Basis für Dateien & Mail – und lange Zeit auch für Videokonferenzen. Aber Google Hangout wurde mittlerweile von Zoom für unsere internen und externen Videocalls abgelöst.
Für das Projektmanagement ist auch noch Trello im Einsatz. Als CRM nutzen wir Hubspot.

„Am Ende kommt es aber nicht auf die Tools an, sondern auf das Wollen und Können der Teammitglieder – umso wichtiger ist es, auf die richtige Werthaltung zu achten.“

Über die Herausforderung die richtigen Arbeitsorte in ortslosen Teams zu finden!

Für euch als Berater*innen ist der Arbeitsalltag geprägt von Abwechslung und Vielfältigkeit: Ihr dürft Gruppendiskussionen moderieren, in Design Workshops neue Produkt- und Serviceideen entwickeln, die Ergebnisse eurer Arbeit in Gutachten oder Präsentationen darstellen und in Forschungsprojekten Befragungen und Interviews durchführen. Zahlreiche, recht unterschiedliche Aktivitäten, deren optimale Erledigung ganz sicher auch vom Arbeitsumfeld und dem Arbeitsort abhängt. Lass uns in diesem Kontext doch einmal einen Blick auf eine typische Arbeitswoche von Dir werfen: An welchen Orten erledigst Du welche Aufgabe bzw. Aktivität am liebsten? 

Florian Bauhuber: Meine typische Arbeitswoche hat sich 2020 massiv verändert. Klassischerweise war ich mindestens drei Tage die Woche für Workshops vor Ort beim Kunden. Das Reisen zu den schönsten Orten im deutschsprachigen Raum habe ich auch sehr genossen. Seit März hat sich das radikal gewandelt. Mittlerweile mache ich alle meine Workshops mittels Zoom, Mural und Co. Waren es früher oft Tagesworkshops, teilen sich heute die Tage oft in zwei Workshops mit zwei unterschiedlichen Kunden. In Folge hat sich die Workshop-Anzahl pro Woche durch Corona deutlich erhöht; auch weil keine Reisezeiten mehr existieren.
Mein Arbeitsort befindet sich mit wenigen Ausnahmen seit März in meiner Wohnung. Abgesehen von wenigen Kundenterminen und den gemeinsamen Co-Livings mit meinen Kollegen aus dem Tourismuszukunft-Team.

Teamspirit in ortslosen Netzwerkunternehmen pflegen: Über den besonderen Reiz des Co-Living!

Wie oft kommt es vor, dass ihr alle an einem Ort zusammenkommt? Und: Wozu trefft ihr euch als Team ganz reell an einem Ort?

Florian Bauhuber: Mit dem gesamten Team haben wir uns in diesem Jahr (2020) zweimal getroffen; einmal zu unserem Co-Living in Berlin, bei dem wir uns eine Woche Zeit für uns genommen haben. Das zweite kürzere Treffen war im Rahmen unseres Tourismuscamps, dem ersten Barcamp für die Tourismusbranche, das wir mittlerweile auch als wandernde Veranstaltung organisieren. Neben den Treffen in großer Runde werden allerdings zahlreiche kleinere Co-Livings organisiert, in dem dann konkrete Themen oder Destinationen im Mittelpunkt stehen.

Wir lieben es, an neuen Orten zu arbeiten und den Flair und Spirit der Destination aufzusaugen. Beispiele hierfür sind Ljubljana, Kopenhagen, London, Sizilien, Leipzig, Ischgl oder Interlaken. Der Hauptgrund für unsere physischen Treffen ist aber physische Nähe. Wir müssen uns ab und zu spüren. Das machen wir dann umso intensiver, indem wir uns nicht nur in Meetingräumen treffen, sondern gemeinsam kochen, wandern, etc. .

Was zeichnet einen Ort bzw. Treffpunkt aus, damit er in die engere Auswahl für ein „Co-Living“ kommt? Was muss er euch zwingend bieten? 

Florian Bauhuber: Die Anforderungen haben sich in den letzten Jahren gewandelt. Zog es uns früher oft in eine gemeinsame Villa mit Offenheit und großen Außenanlagen, sind wir heute für unser großes Co-Living oft im urbanen Bereich. Dieses Jahr waren wir in Berlin im The Student Hotel, einem Hotel perfekt geeignet für uns.

Teammitglieder des Netzwerkunternehmens Tourismuszukunft

Tourismuszukunft Team 2020 beim Co-Living in Berlin

Grundsätzlich brauchen wir eine gute Erreichbarkeit mit ÖPNV/Flug, tolles Internet, vielseitige Arbeitsmöglichkeiten im öffentlichen Raum und viel Flexibilität bei der Versorgung mit Essen & Trinken. Am Ende darf das auch noch gut designed und am Besten noch flexibel stornierbar sein. Hört sich nach einer komplexen Suche an. Das ist es auch oft, vor allem bei vielen Individuen mit individuellen Ansprüchen.

Zurück ins (feste) Büro – eine Vision für Tourismuszukunft?

Lass uns zum Schluss mal die Annahmen treffen, dass es (zukünftige) Entwicklungen und Rahmenbedingungen gibt, die euch bei Tourismuszukunft dazu bewegen ein „Headquarter“ – im Sinne eines festen Büros – einzurichten: Wie würdet ihr die Fläche und Räume eurer Firmenzentrale gestalten?

Florian Bauhuber: Gute Frage. Nie darüber nachgedacht, weil ich mir nicht vorstellen kann, unter welchen Entwicklungen das Sinn machen würde. Wir waren ja schon mal in der Situation ein Büro zu haben. Und wir vermissen nichts.
Aber nehmen wir mal den fiktiven Fall an. Dann müsste das Headquarter so aussehen wie die Orte für unsere Co-Livings – also letztendlich auch Übernachtungsmöglichkeiten bieten; da nie mehr alle Kolleg*innen an einem Ort leben werden. Wir brauchen allerdings immer neue Eindrücke und Impulse – in Folge müssten wir das Headquarter auch immer mitnehmen können – quasi als Mobile Home.

Siehst Du am Horizont mögliche Entwicklungen und Rahmenbedingungen aufziehen, die euch zu einem festen Büro („Headquarter“) hinführen könnten? 

Florian Bauhuber: Nein. Für uns gibt es kein zurück. Wenn jemand der Netzwerkpartner*innen das Bedürfnis nach einem Büro oder Coworking-Space hat, kann er das jederzeit tun. Aber für uns als Tourismuszukunft ist das Thema durch. Was nicht heißt, dass bei uns alles perfekt ist. Natürlich fehlen in manchen Situationen Flurgespräche bzw. persönliche Treffen mit den Kolleg*innen. Natürlich ist das Home Office in Corona-Zeiten ein schwieriger Spagat zwischen Familie und Job. Manchmal ist das Konsens finden zwischen den Individuen schwierig. Und natürlich führen auch manche WhatsApp-Gespräche zu heftigen Missverständnissen. Aber alles in allem überzeugen die Vorteile dieser Art zu leben und zu arbeiten.

Lieber Florian, vielen Dank für die Einblicke in euer Netzwerkunternehmen Tourismuszukunft. Die Leser*innen unseres Interviews werden neue Sichtweisen, Anregungen und Argumentationshilfen pro Remote-First Unternehmen und pro Netzwerkunternehmen gewonnen haben. Und ganz sicher hast Du auch einige Unternehmer*innen darin bestärkt ihr Unternehmen menschenzentrierter zu gestalteten. Danke dafür!

Der Beitrag Tourismuszukunft – ein menschenzentriertes Remote-First Netzwerkunternehmen erschien zuerst auf Nutzerbrille.