Yaysome: The New Tagtool is finally live. I've already been beta'ing it for a while (it was great using it at this year's Kidsbit). A fantastic - though different to its predecessor - new instrument for creating visual projections and animations.
To name a few of the many changes: it's now vector-based, you can create libraries (stacks) and - my fave - offset loop cycles of a given set of objects.
Here are some clips I made recently.
Harder. #tagtool
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How many words do you understand right away? Words matter. Wording and terminology make a difference in usability and user experience. If you struggle with words then you’ll also perceive a poor usability of a product or service. Jargon includes or excludes people from certain groups. Hence, as a designer please pay attention to the terminology in your product.
A class of Chinese students has fun with recursive displays.
When I teach in front of Chinese students at the Brand Academy in Hamburg – although their German is much better than my Chinese – I am always aware of the issue that some thoughts might get lost or might change their intended meaning on the way from me to them. I mean, this can always be the case and it is astounding that communication works at all. But in this setting it is pretty clear that we have in addition to all language issues also a cultural gap that runs right through the middle of the class room. We have a different background just for instance because of the different TV shows we watched while growing up. The next generation might even ask, „what is TV?“
User Experience is what happens inside the user of a system or service before, during and after she uses the product or service. If you take teaching as a service then you can apply UX design principles also to the situation in the class room. In this setting inclusion means that the lecturer’s aim is to reach each and every student regardless of any circumstances like language, gender, age, prior education, home sickness or world championships in any kind of weird sports. I see inclusion as a humanistic attitude to respect and love your audience.
Well-designed user experiences allow for the uniqueness of people’s different strengths and believe to co-exist in a place of similarity and common ground. Tools and technologies that embrace similarities to tap into the potential of all people creates conditions that promote people to be their best selves, to cultivate and nurture people will produce better outcomes in all we do. – worldusabilityday.org 29-Oct-2017
What? “user experiences…believe…” what? This is taken from this year’s home page of the world usability day. After pointing out my problem the authors confessed that they do not understand either. Here is my proposed update:
Well-designed systems and services offer great user experiences for all kind of people regardless of their background, their education, or their current situation. Each one has different strengths and weaknesses that should not exclude him or her from participating in professional or social life via communication technology. Tools and technologies that embrace similarities to tap into the potential of all people create conditions that promote people to be their best selves; designing usable tools to support people will produce better outcomes in all we do.
I hope this is an improvement. I hope this paragraph can be understood and you agree to the intended meaning.
»Als Anwalt des Kunden sorgt der Strategische Designer in unserer ingenieursgetriebenen Industrie für die nötige Empathie«, so Philipp Thesen, Designchef der Deutschen Telekom in Bonn. Was man sonst noch wissen sollte …
Nico Weckerle (links), Head of Experience Strategy, und Philipp Thesen, Designchef der Deutschen Telekom
●Nico Weckerle, 39, ist Head of Experience Strategy in der Designabteilung der Deutschen Telekom. Wir sprachen mit ihm und dem Designchef der Telekom, Philipp Thesen, 40, darüber, was strategisches Design in einem großen Konzern bedeutet und welche Fähigkeiten man mitbringen muss, um dort zu arbeiten.
Seit wann gibt es Telekom Design und was macht ihr hier genau? Philipp Thesen: Den Designbereich gibt es seit neun Jahren. Bereits etwas länger existiert die Design Gallery, in der wir innovative Konzepte und Zukunftsvisionen mithilfe von Prototypen im Raum erlebbar machen. Die Ausrichtung auf Design Thinking und die verstärkte Durchdringung des Konzerns mit strategischem Design findet seit rund drei Jahren statt. Die Deutsche Telekom befindet sich mitten in einem Transformationsprozess von einem klassischen Infrastrukturunternehmen zu einem Vorreiter der Digitalisierung. Design spielt mittlerweile eine wichtige Rolle in diesem Veränderungsprozess, der nach und nach alle Teile des Unternehmens erfasst. In einem Markt, der von steigender Übersättigung und Konsolidierungsdruck geprägt ist, bleibt am Ende nur ein wirkliches Differenzierungsmerkmal: die Customer Experience. Design ist dafür ein entscheidender Erfolgsfaktor.
Nico Weckerle: Customer Experience trägt ja schon im Namen, worum es geht: um das, was unsere Kunden mit uns als Deutsche Telekom und unseren Produkten erleben. Deshalb legen wir den Fokus darauf, ihre Wünsche und Bedürfnisse mit innovativen Lösungen zu erfüllen.
Wie findet man heraus, was die Wünsche und Bedürfnisse der Kunden sind? Weckerle: Mit einer ausgiebigen Recherche- und Analysephase, in der wir Einflussfaktoren wie technologische Trends, aber auch intrinsische Motivationen unserer Kunden in der Tiefe untersuchen. Auf der Grundlage dieser Nutzeranalyse identifizieren wir Brüche in der Customer Journey, also Momente, in denen etwas nicht reibungslos funktioniert oder wo eine Leerstelle ist und ein Bedürfnis nicht erfüllt wird. Das sind sogenannte Blindspots – in ihnen liegen neu zu erschließende Geschäftsfelder. Unser Ziel ist ein ganzheitliches Kundenerlebnis, bei dem unsere Kunden nicht merken, dass unterschiedliche Produkte von unterschiedlichen Konzernbereichen entwickelt werden, sondern sich nahtlos in das Leben unserer Kunden einfügen.
Klingt, als hätte Design großen Einfluss auf das Produktportfolio des Konzerns. Thesen: Das ist auch dringend notwendig. Deshalb beschäftigen wir derzeit rund 100 Designer aus allen Bereichen. Um das Kundenerlebnis von Produkten und Services deutlich zu verbessern, denken wir darüber nach, was die Menschen wirklich antreibt und was sie begehren. Dieses Wissen wollen wir in unsichtbare Lösungen verwandeln, die das Leben einfacher machen. Nichts anderes bedeutet das Nutzenversprechen der Marke Telekom. Es war aber ein langer Weg, dafür im Konzern das Verständnis zu schaffen. Denn noch immer wird Design meist als Formgebung wahrgenommen. Dass Design aber nicht nur das Aussehen, sondern auch das Wesen und die Experience eines Produkts bestimmt, setzt sich nur langsam im Mindset vieler traditioneller Unternehmen durch.
Welche Disziplinen sind hier vertreten? Thesen: Im Grunde alles, was ein Designer sein kann und sein darf. Wir beschäftigen hauptsächlich User Experience Designer, Service Designer, User Interface Designer, Creative Coder aber auch klassische Industriedesigner und Designmanager. Die Übergänge sind oft fließend. Außerdem entwickeln wir uns ständig weiter. Derzeit suchen wir etwa Experten aus dem Bereich Dialogdesign, die für das Thema Sprachsteuerung sehr wichtig sind.
»Um wahre Konvergenz herzustellen, müssen wir ans große Ganze denken, nicht in einzelnen Abteilungen oder Produkten« Nico Weckerle
Nico, du leitest die Abteilung Experience Strategy. Worum kümmert sich diese? Weckerle: Der Bereich ist unter anderem für die horizontale Verknüpfung der Produkte zuständig. Um wahre Konvergenz herzustellen und Synergieeffekte der verschiedenen Produkte nutzen zu können, müssen wir ans große Ganze denken – nicht in einzelnen Abteilungen oder Produkten. Nur so kann man dem Nutzer ein nahtloses Markenerlebnis ohne Brüche bieten. Das bedeutet für einen großen Konzern wie die Telekom natürlich enormes Umdenken und Umstrukturieren. Für die Produktverantwortlichen wirkt es zunächst so, als hätten sie dadurch mehr Arbeit, wenn sie statt nur an das eigene Produkt an das komplette Portfolio denken sollen. Letztlich zahlt es sich aber für jeden aus, da es in einem nahtlosen Ökosystem viel wahrscheinlicher ist, dass der Nutzer sich dort wohlfühlt und auch andere Produkte der Firma nutzt.
Wie wird man Head of Experience Strategy? Weckerle: Ich habe schon früh meine Leidenschaft für digitales Design entdeckt. Daher bin ich nach der Schule direkt in die Praxis eingestiegen und habe als Grafikdesigner für verschiedene Agenturen gearbeitet. Ende der 1990er Jahre war digitales Design dort noch komplettes Neuland. Das bedeutete Learning by Doing. Studiengänge dafür gab es in Deutschland damals noch wenige. Deswegen bin ich nach Sydney gegangen und habe dort Multimedia Arts studiert. Nach meinem Abschluss ging ich in die USA. Dort habe ich bei einer Innovationsberatung als Lead Experience Designer angefangen. Kunden wie Motorola oder eBay suchten nach innovativen Lösungen für den sich rapide verändernden digitalen Markt. Weitere Stationen in Stuttgart und London folgten. 2011 kam ich dann als strategischer UX Designer zur Telekom. Seit 2015 leite ich das Experience-Strategy-Team.
»Einige Prinzipien für das Nutzererlebnis unserer Produkte: reduce friction, adapt to context, support opennes« Nico Weckerle
Woran arbeitet ihr gerade? Weckerle: An einer Vielzahl von Produkten und Experiences für eine vernetzte Zukunft und vor allem an der Vernetzung dieser Ökosysteme untereinander. Wir haben gerade die Konzeption der Telekom Experience der Zukunft abgeschlossen und in einem Experience Framework dokumentiert. Dabei handelt es sich um eine Art Baukasten aus verschiedenen Elementen. Diese enthalten zum einen Prinzipien für das Nutzererlebnis unserer Produkte, wie etwa: reduce friction, adapt to context, support openness. Außerdem beschreibt das Framework die Infrastruktur hinter einem Produkt oder Service. Es lässt sich zum Beispiel bei der Erstellung einer Customer Journey gut anwenden. Zum anderen enthält es aber auch direkt anwendbare Templates, Assets und die Beschreibung von Verhaltensweisen, die alle Produkte der Telekom in Zukunft aufweisen müssen.
Welche anderen Aufgabengebiete gibt es noch? Thesen: Auf der Prozessebene haben wir einen eigenen Ansatz des Design Thinking entwickelt, den wir nicht nur in der eigenen Abteilung praktizieren, sondern mit einem kompletten Rahmenwerk aus Methoden und Tools allen Kollegen bei der Telekom zur Verfügung stellen. So kann jeder Mitarbeiter mit diesen Instrumenten arbeiten und Design wird eine organisatorische Kompetenz. Ein entscheidender Beitrag ist dabei die Entwicklung von verschiedenen Co-Creation-Formaten auf Grundlage unserer Personas, die wir bei der Telekom entwickelt haben. Sie helfen uns dabei, unsere Kunden und ihre Bedürfnisse besser zu verstehen und uns in sie hineinzuversetzen. (Das Methodenbuch können Sie hier herunterladen: page-online.de/telekom-methodenbuch)
Wie funktioniert das genau? Thesen: Basierend auf Marktforschungsdaten haben wir insgesamt 16 Konsumentengrundtypen definiert, inklusive Wohnort, Geschlecht, Alter, Einkommen, Interessen et cetera. Im nächsten Schritt haben wir reale Menschen gesucht, die diesen Eigenschaften entsprechen, diese interviewt und mit ihnen Testgruppen zusammengestellt, denen wir regelmäßig Produktideen und Innovationskonzepte vorstellen. Dieses direkte Feedback ist sehr wichtig für die Designer und hilft dabei, Produkte und Dienste zu entwickeln, die wirklich den Bedürfnissen unserer Kunden entsprechen.
An welchem Punkt übergebt ihr ein Konzept? Oder begleitet ihr es stetig weiter? Thesen: Das ist unterschiedlich. Wenn wir an einer Innovation arbeiten, kann es sein, dass wir am Ende einen Prototyp oder ein Zielbild an den Produktverantwortlichen übergeben – etwa in Form eines Films. Er kann dann etwas daraus machen – oder eben nicht. Zu unserer Arbeit gehört auch, Projekte anzudenken, die nicht realisiert werden. Vor Kurzem haben wir zum Beispiel eine Idee zum Thema Digital Detox – also digitaler Entgiftung – vorgestellt. Das ist ein populäres Thema bei Kunden, aber es ist sehr schwer, daraus einen Business Case für die Telekom zu entwickeln. Daher wird die Idee vorerst nicht weiterverfolgt.
Weckerle: Wir versuchen, die Produktverantwortlichen früh in die Konzeption zu integrieren. Eine gemeinsam entwickelte Idee erleichtert es ungemein, sie anschließend im Konzern durch- und umzusetzen. Dann begleiten wir das Thema meist auch durch die Entwicklungsphase.
»Der strategische Designer muss sich im digitalen Zeitalter auf seine eigentliche Rolle als Vermittler zwischen Technologie und Lebenswelt besinnen« Philipp Thesen
Was macht einen strategischen Designer aus? Thesen: Der strategische Designer muss sich im digitalen Zeitalter auf seine eigentliche Rolle als Vermittler zwischen Technologie und Lebenswelt besinnen. Das war ja schon immer seine ureigene Funktion. Sie muss nur unter dem digitalen Regime neu interpretiert werden. Er muss deshalb bei der Entwicklung und Gestaltung von Produkten und digitalen Diensten die Hoheit über die Customer Experience beanspruchen. Als Moderator im Unternehmen vermittelt er zwischen den beteiligten Instanzen und sorgt dafür, dass in allen Entwicklungsprozessen nicht nur das technisch Machbare umgesetzt wird, sondern an erster Stelle die Bedürfnisse des Kunden stehen. Als Anwalt des Kunden sorgt der Designer in unserer ingenieursgetriebenen Industrie für die nötige Empathie.
Woher kommen diese Menschen? Welchen Hintergrund haben sie? Thesen: Die meisten haben einen interdisziplinären Background. Ich finde es äußerst wichtig, dass strategische Designer offen sind für interdisziplinäre Fragestellungen. Die Probleme, die Design heute zu lösen hat, sind so komplex, dass auch Experten aus Human Resources, Arbeitsorganisation, Informationstechnologie, Soziologie und Zukunftsforschung eingebunden werden müssen. Das bedeutet auch, dass wir künftig dringend mehr Quereinsteiger aus allen relevanten Disziplinen brauchen. Wir benötigen Change Agents, die schwerfällige Großunternehmen in Bewegung bringen und die klassischen Silos aufbrechen.
Welche Tätigkeiten erwarten einen strategischen Designer bei euch? Weckerle: Im Grunde sämtliche Anforderungen, die der klassische Designprozess mit sich bringt. Beginnend mit dem Beobachten und Verstehen der Kundenbedürfnisse sowie der für das Thema relevanten Trends und Treiber bis hin zur Entwicklung von geschäftsrelevanten Ideen, Zielbildern und Prototypen. Bei der Konzeption geht es darum, die Interessen des Unternehmens und des Kunden miteinander in Einklang zu bringen. Hierbei arbeiten wir in selbst entwickelten Workshopformaten in interdisziplinären Teams zusammen – beispielsweise den Customer Experience Camps. Dabei schließen wir uns drei bis vier Wochen ein und arbeiten mithilfe von Design-Thinking-Methoden sämtliche konzeptionell relevanten Aspekte aus. Unsere Aufgabe als Designer besteht ganz wesentlich darin, Ideen zu visualisieren und erlebbar zu machen. Das tun wir etwa in Form von Papierprototypen, Klickdummys, Installationen oder auch Filmen. Wir füllen Zukunftsvisionen mit Leben, indem wir Storylines aufbauen und Use Cases anhand unserer Personas durchspielen.
Die Ansprüche an einen strategischen Designer sind hoch. Müssen Bewerber sämtliche Fähigkeiten schon mitbringen oder können sie sich hier intern weiterbilden? Thesen: Die meisten Bewerber bringen schon alles mit, aber nicht alle. Für neue, aber auch bestehende Mitarbeiter haben wir die Design Academy gegründet. Hier haben wir seit 2015 über 8000 Trainings für Design Thinking durchgeführt. Die Academy ist ein wichtiges Vehikel, um Design stärker in die Prozesse des Unternehmens zu integrieren und zu zeigen, dass Design auch eine Haltung ist, die das Unternehmen verändern kann.
Alle weiteren PAGE-Connect Artikel zum Thema Strategischer Designer finden Sie hier.
Zum Download des PAGE Connect eDossiers »Das macht ein Strategischer Designer bei der Deutschen Telekom« geht’s hier.
Dabei wollten wir die kreativen Möglichkeiten im Umgang mit Tablets zeigen und zum Weitermachen anregen; wir haben also zum einen mit Stop-Motion-Apps kleine Animationen und Pixilation-Filme gemacht. Zum anderen von der wunderbaren Bilderbuch-App 1-2-3-Tier ausgehend mit PuppetPals die Idee des Buches aufgenoomen und die Kinder selbst erweitern lassen.
Wie gestaltet man Autokataloge informativ und multimedial, um Endkonsumenten und Händler in 135 Ländern zu erreichen? Für BMW konzipierte Serviceplan eine neue modulare App für iPad und Smartphone.
●Wer in unseren Tagen mit dem Gedanken spielt, sich ein neues Auto zu kaufen, informiert sich höchstwahrscheinlich zuerst online. Auf den verschiedenen digitalen Plattformen sucht er alle relevanten Details zum gewünschten Modell heraus, bevor er das erste Mal beim Autohändler vorbeischaut, dort in gedruckten Katalogen blättert oder eine Probefahrt vereinbart. Bis die finale Kaufentscheidung fällt, greift der Interessent immer wieder auf unterschiedliche digitale Informationsinhalte zurück – unterwegs auf dem Smartphone, in der Mittagspause am Desktop oder zu Hause auf dem Tablet. Er kommt also auf etlichen Wegen und Geräten immer wieder mit der Automarke seiner Wahl in Berührung.
»Interface Designer müssen nicht coden können. Sie sollten aber verstehen, was technisch möglich ist, damit die Ideen, die sie entwickeln, auch umsetzbar sind« Brian Ta, Senior Art Director Digital, Serviceplan Content Hamburg
Um diese Begegnungen möglichst ansprechend zu gestalten und den vielfältigen Ansprüchen gerecht zu werden, die Menschen heutzutage an Informationen rund um Neuwagen haben, entwickelte Serviceplan Content Hamburg für die Verkaufsliteratur von BMW ein umfangreiches neues Konzept. Das Ziel: eine multimediale, zeitgemäße Lösung, die auf allen Kanälen funktioniert. Die Serviceplan-Tochterfirma am Standort Hamburg arbeitet bereits seit acht Jahren für BMW im Bereich Verkaufsliteratur. Insgesamt gestalten 45 Mitarbeiter, darunter Interface Designer, technische Redakteure, Digitalspezialisten, Analogexperten, Texter und Konzepter, gemeinsam die Inhalte – Fotos, Videos und Texte.
Die Herausforderung dabei: BMW kommuniziert als globale Marke in 135 Ländern in 40 Sprachen und richtet sich mit der Verkaufsliteratur sowohl an Endkonsumenten als auch an BMW-Händler. Zu allen Fahrzeugmodellen entstehen unzählige Inhalte, die auf unterschiedlichen Kanälen in die verschiedenen Märkte gespielt werden. Etliche dieser Inhalte sprechen gleich mehrere Zielgruppen an. Das Serviceplan-Team suchte nach einem Weg, den Content nur einmalig produzieren, aber mehrfach ausspielen zu können. »Uns war dabei wichtig, dass alles wie aus einer Hand wirkt«, erklärt Jakob Ulrich, Interface Designer und Head of Digital Art bei Serviceplan Content Hamburg.
Modular geht’s leichter
Die Interface Designer konzipierten eine Tablet- und Smartphone-App sowie einen digitalen Argumentationsleitfaden für BMW-Händler, die wie Content-Baukastensysteme funktionieren. Für jedes BMW-Modell gibt es mehrere Kategorien, die flexibel mit Content-Modulen gefüllt werden können. Hinter jedem Modul verbergen sich weiterführende Inhalte.
»Die Werte von BMW schwingen im Interface Design immer mit: Die Marke ist hochwertig, sie strahlt etwas Zurückgenommenes aus, statt protzig zu sein« Jakob Ulrich, Head of Digital Art, Serviceplan Content Hamburg
Die neue Struktur setzte Serviceplan zunächst für die 5er-Limousine um, alle weiteren BMW-Modelle passt die Agentur nach und nach an. Für die 5er-Limousine entstanden zunächst 18 Module, die sich mit Themen rund um den Wagen befassen – zum Beispiel dem Exterieur, dem Interieur oder der Geschichte des Modells. »Die Themenseiten sind wie eigenständige One-Pager aufgebaut und durch die Module individuell anpassbar«, erklärt Jakob Ulrich.
Nachdem die Entscheidung für ein modulares Prinzip gefallen war, legte das Team im nächsten Schritt das iPad als Mastergerät fest, für dessen Seitenverhältnisse sämtliche Inhalte im Querformat angelegt werden sollten. »In der alten App stellten die Printkataloge unsere Vorlage für die digitale Umsetzung dar«, sagt Brian Ta, Senior Art Director Digital bei Serviceplan Content Hamburg und vor allem verantwortlich für alle visuellen Inhalte. Die alte Vorgehensweise erforderte einen hohen Arbeitsaufwand und war einfach nicht mehr zeitgemäß, weswegen das Serviceplan-Team den Ansatz komplett umdrehte. »Durch den Digital-First-Ansatz richten sich jetzt alle Medien nach dem 4:3-Format der iPad-App – auch die Printprodukte«, sagt Ta. Auf diese Weise lassen sich Fotos und andere Bildinhalte ohne Formatanpassungen sowohl in der App als auch in der Printbroschüre nutzen. Die App ist responsiv, sie zeigt die Inhalte am Smartphone im Hochformat an.
Das Team definierte unterschiedliche Kategorien, um die Module zu clustern: »Highlights«, »Innovation und Technik«, »Ausstattung« und »Special und Services«. Weil die meisten Informationen zur 5er-Limousine sowohl für Händler als auch für Endkonsumenten relevant sind, finden sich diese in beiden Anwendungen. Lediglich die Themen der »Special und Services«-Kategorie werden nur Endkonsumenten gezeigt. Händler erhalten stattdessen Informationen zu vergleichbaren Autos von Wettbewerbern, denn in Zeiten umfassend informierter Kunden müssen Autohändler sich unbedingt einen Wissensvorsprung aneignen, um auf jede erdenkliche Frage vorbereitet zu sein und im
Verkaufsgespräch mit guten Argumenten punkten zu können. Auch von Land zu Land unterscheiden sich die Module teilweise: Einige Inhalte sind für alle Regionen relevant, andere – wie etwa technische Details – können variieren.
Ein Design Sprint pro Woche
Drei Monate arbeitete Jakob Ulrich mit einer Entwicklerin, einem Konzepter und einem Digitalberater an der Erstellung der Module. »Wir haben uns in sogenannten Design Sprints organisiert«, sagt er. »Jede Woche haben wir ein Modul entwickelt – immer nach dem gleichen Ablauf: Montags wird recherchiert, dienstags skizziert, mittwochs designt, donnerstags programmiert und freitags getestet.« Am Ende der Woche präsentierten sie die Ergebnisse und den Entstehungsprozess ihren Teamleitern.
»Als Interface Designer versetzt man sich immer wieder in den User hinein, um die ideale Schnittstelle zwischen Mensch und Gerät zu gestalten. Ist die Bedienung so logisch, intuitiv und selbsterklärend wie möglich? Fühlt der Nutzer sich jederzeit gut orientiert?« Jakob Ulrich, Head of Digital Art, Serviceplan Content Hamburg
Abhängig vom jeweiligen Wochentag kamen sehr unterschiedliche Tools zum Einsatz: So recherchierte das Team online und in Fachzeitschriften, scribbelte mit Papier und Stiften, nutzte in den Designphasen Sketch, Photoshop und das Animationsprogramm After Effects sowie Framer für das Erstellen von Prototypen. »Framer ist ein tolles Tool, weil es zweigeteilt funktioniert: Man kann damit nicht nur interaktive Prototypen erstellen, sondern auch gleich ein Interface designen und umsetzen«, erklärt Jakob Ulrich. »Um die Programmierung hat sich hauptsächlich die Entwicklerin gekümmert, aber mittlerweile können wir Prototypen oder Klickdummys auch selbst bauen«, erklärt er. Brian Ta ergänzt: »Interface Designer müssen nicht zwangsläufig coden können. Sie sollten aber verstehen, was technisch möglich ist, damit die Ideen, die sie entwickeln, auch umsetzbar sind.«
Zwischen Nutzer und Marke
Als nach drei ungemein intensiven Design-Sprint-Monaten im April 2016 die Module fertig waren, erstellte das Team eine große Sitemap für die App. Hier legte es fest, wie die Module angeordnet werden und wo welche Inhalte gezeigt werden sollen. Anschließend ging es an die Umsetzung: Jede Themenseite wurde wie eine eigene Webseite programmiert und mit von Serviceplan Content Hamburg produzierten Fotos, Videos und Texten bestückt.
Während des gesamten Prozesses hatte das Team stets die künftigen Nutzer im Blick: »Als Interface Designer versetzt man sich immer wieder in den User hinein, um die ideale Schnittstelle zwischen Mensch und Gerät zu gestalten. Ist die Bedienung so logisch, intuitiv und selbsterklärend wie möglich? Fühlt der Nutzer sich jederzeit gut orientiert?«, so Jakob Ulrich. Zusätzlich müssen die Qualitäten der Marke transportiert werden: »Die Werte von BMW schwingen im Interface Design stets mit. Die Marke ist hochwertig, sie strahlt etwas Zurückgenommenes aus, statt protzig zu sein. Entsprechend konzentriert sich auch das Design auf das Wesentliche.«
Um von Anfang an ein Gefühl für den Look der neuen BMW Dynamic Sales Media zu bekommen, nutzte das Serviceplan-Team im Designprozess das Atomic-Design-Prinzip. Das heißt: Jedes Designelement wurde von Anfang an detailliert gestaltet, statt mit groben Skizzen zu arbeiten (siehe »Atomic Design«, unten).
Digitales Blättern
In der fertigen App fallen sofort die klare Struktur und die großen Bilder auf: Die Kategorien zur 5er-Limousine sind unterei-
nander angelegt, sodass man beim Durchscrollen bereits die ersten Module auf dem Bildschirm sieht, durch die man seitwärts swipen kann. So können Nutzer von Inhalt zu Inhalt blättern, ohne zwischendurch eine Navigationsleiste zu bedienen – wie in einer gedruckten Broschüre. Findet man ein Modul interessant und tappt darauf, kommt der gesamte Inhalt zum Vorschein – inklusive Videos, Fotogalerien und Texten.
Da die Module für die iPad-App von Anfang an responsiv entwickelt wurden, war keine Anpassung für andere Geräte mehr nötig. »Die Inhalte sind identisch, reagieren aber teilweise auf dem Smartphone dynamischer als auf dem Tablet«, sagt Brian Ta. »Das war bei der Entwicklung eine der großen Herausforderungen – bei Tabellen beispielsweise noch mehr als bei Text-Bild-Kombinationen.« Auf dem Smartphone sind alle Inhalte im Hochformat sichtbar, Fotos und Videos sind wie am iPad im Querformat gehalten und nehmen die volle Breite des Smartphone-Displays ein. Die zugehörigen Printkataloge sind ebenfalls im neuen 4:3-Format gestaltet, sodass die Fotos die gleichen Seitenverhältnisse haben wie in der App.
Als nach zehn Monaten die neuen BMW Dynamic Sales Media für die 5er-Limousine fertig waren, blickte das Team auf eine ausgesprochen intensive und lehrreiche Zeit zurück: »Vor allem in den Sprintwochen habe ich mich sehr weiterentwickelt. Wir haben gelernt, die Fühler auszustrecken – in alle möglichen Richtungen«, sagt Jakob Ulrich. Und mit der fertigen App ist das Team sehr zufrieden, wie Brian Ta berichtet: »Sie macht Spaß! Obwohl es sehr viel Inhalt ist, lässt er sich angenehm konsumieren.«
Was ist eigentlich Atomic Design?
Die Webdesign-Methode hilft bei der Gestaltung komplexer Projekte.
Der amerikanische Webdesigner Brad Frost erfand 2013 das Prinzip, das als iterativer Gestaltungsansatz für Websites dient und wie ein Baukastensystem funktioniert: Man entwickelt zuerst die Designgrundbestandteile und baut diese nach und nach zu immer größeren Einheiten zusammen. Los geht es mit den kleinsten anzunehmenden Einheiten, Atome genannt. »Bei den BMW Dynamic Sales Media gehörten Icons, Fotos, Schriftarten oder die Hintergrundfarbe Weiß zu den Atomen«, erklärt Jakob Ulrich, Head of Digital Art bei Serviceplan Content Hamburg.
Im zweiten Schritt setzt man die Atome zu Molekülen zusammen – so entstehen beispielsweise Text-Bild-Kombinationen. Mehrere Moleküle sind wiederum Organismen. Diese bildeten die Module für die BMW Dynamic Sales Media. Kombiniert man Organismen beziehungsweise Module, entwickeln sich daraus Templates und im letzten Schritt komplette Seiten.
Die Vorteile der Methode: Man arbeitet so kleinteilig, dass Details direkt erkennbar sind und die Richtung vorgeben. »Im Vergleich wirken Skizzen oder Wireframes eher grob, denn dort sind nur die nötigsten User-Interaktions-Möglichkeiten zu sehen«, sagt Jakob Ulrich. Durch die Unterteilung in Atome, Moleküle et cetera ergibt sich zudem eine logische Struktur, die einen guten Überblick über ein Projekt gewährt. Für komplexe Großprojekte wie die BMW-Verkaufsliteratur ist Atomic Design daher gut geeignet – für einen One-Pager lohnt sich die aufwendige Methode hingegen eher nicht.
Von kleinen Elementen zum großen Ganzen statt andersherum. Das Ergebnis ist konsistentes, durchdachtes Design.
Alle weiteren PAGE-Connect Artikel zum Thema Interface Designer finden Sie hier.
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Design Direction ist Management von Projekten und Prozessen bei gleichzeitigem tiefem Verständnis für kreative Arbeitsweisen. Was man sonst noch wissen sollte …
●Jeden Tag profitiert jeder von gutem Design, ohne dass dieser Tatsache besonders viel Beachtung geschenkt würde. Nie war die Nachfrage nach Design größer. Nie war Design notwendiger als heute. Und nie gab es mehr Designer. Die digitalen Kanäle, ob stationär oder mobil, haben die analogen nicht ersetzt, sondern vielmehr das Spielfeld von Design enorm erweitert. Jetzt kommt es mehr als je zuvor darauf an, die Bezugsgruppen über intelligente Verknüpfungen zu erreichen. In ihrer Funktion als Übersetzer analysieren Designer und stellen kritische Fragen, um Botschaften zielführend zu transportieren. Ganz gleich, ob es sich dabei um kleine und mittelständische Unternehmen oder Global Player handelt. Denn Produkte, Dienstleistungen und Ideen, die sich durch gute Gestaltung von der Masse abheben, setzen sich langfristig am Markt durch.
Design schafft Aufmerksamkeit
Die Aufgabe des Designers besteht darin, den Kern einer Botschaft visuell zu übersetzen und abstraktes Wissen informativ, spannend und leicht konsumierbar aufzubereiten. Dafür benötigen Designer ein gutes Gespür für die Bedürfnisse der Nutzer, deren Anforderungen die Gestaltung bedienen muss. Analyse- und Konzeptstärke ist die Voraussetzung für überzeugende Ergebnisse und mindestens ebenso entscheidend wie das handwerkliche Können, das traditionell mehr Gewicht hatte.
Design Director wird man nicht über Nacht. Berufs- und Lebenserfahrung sind für diese Position unbedingt notwendig.
Kommt beides zusammen, sorgt Design für Aufmerksamkeit. Und die ist angesichts der heutigen Marktsituationen dringend nötig – denn die rein technischen Unterschiede der Produkte schwinden zunehmend oder sind für Verbraucher kaum noch erkennbar. Die Lösung für dieses Problem liegt in einem einzigartigen Produkt- oder Markengesicht, das Unterschiede gegenüber den Wettbewerbern erkennbar macht, gepaart mit einer einzigartigen und nutzwertigen User Experience. Denn nur mit dem, was sich deutlich vom Rest unterscheidet, beschäftigen wir uns intensiver, nur das bleibt im Gedächtnis – also dort, wo letztlich über Erfolg oder Misserfolg einer Marke entschieden wird.
Gutes Design vermittelt dem Verbraucher, dass er es mit einem durchdachten Produkt oder Service zu tun hat – oder mit einem vertrauenswürdigen Unternehmen. Es schafft nicht nur eine schöne, ästhetisch ansprechende Form, sondern macht auch die Funktion eines Angebots oder einer Marke nachvollziehbar und schafft damit allein schon einen Mehrwert. Zusätzlich entsteht durch designgetriebene Kommunikation eine stärkere emotionale Bindung an ein Produkt oder eine Marke. Design schafft also Bedeutung und im besten Fall Verlangen. Eine Vernachlässigung der Gestaltung – beim Produkt ebenso wie in der Kommunikation – wird durch Nichtbeachtung des Produkts, der Marke oder des Unternehmens abgestraft.
Der Wert von Design muss sich letztlich an denselben Maßstäben messen lassen wie der Erfolg von Unternehmen, also Profitabilität, Innovation und Nachhaltigkeit. Je früher Designer in die Entwicklung miteinbezogen werden, desto zielführender können sie gestalten und entscheidend zum Unternehmenserfolg beitragen. Dafür müssen sie systemische Zusammenhänge und Technologien verstehen und für sich nutzen beziehungsweise frühzeitig deren Grenzen erkennen. Voraussetzung für all das – und ebenso wichtig wie das schöpferische Talent – ist eine natürliche Neugier.
Der Arbeitsprozess von Designern verläuft in mehreren Schritten, die ineinander übergehen und auch mal in Schleifen wiederholt werden. Der Nutzer des zu gestaltenden Produkts oder Services steht dabei immer im Mittelpunkt. Die gesamte Entwicklung baut darauf auf, ihn zu verstehen und Ideen und erste Lösungen gemeinsam mit ihm zu testen. Der Design Director behält in diesem Prozess den Überblick und leitet alle internen und externen Beteiligten an.
Design braucht Direction
Zeitgenössisches Design fordert von seinen Akteuren, dass sie (Kommunikations-)Probleme der Auftraggeber erkennen und analysieren, um aus den daraus gewonnenen Ergebnissen die richtigen Lösungsideen zu entwickeln. Diese gilt es zu präsentieren und nach kritischer Betrachtung weiterzuentwickeln, um sie gemeinsam mit anderen zu einem erfolgreichen Abschluss zu bringen. Dies sind die Voraussetzungen für jeden eigenständigen, verantwortlich und kritisch denkenden Gestalter, der sich im beruflichen Alltag zu behaupten weiß.
Zugleich hat Gestaltung immer weniger mit der Lösung von Einzelaufgaben zu tun. Kommunikationskonzepte und Produktentwicklung, etwa Printerzeugnisse, Illustrationen, Webdesign, Messebau oder Produktgestaltung, werden zunehmend als zusammenhängende Aufgaben begriffen. Daran sind neben Designern auch viele andere Fachkompetenzen beteiligt. Design hat daher mehr mit intelligenter, kreativer Teamarbeit zu tun als mit Einzelkämpfertum. Das gilt insbesondere für Aufgaben aus dem Bereich Markenführung. Um eine konzeptionell starke und überzeugende Corporate Identity samt all ihren Komponenten wie Corporate Design und Corporate Language, aber auch interner und externer Kommunikation zu gestalten, benötigt man einen ebenso ganzheitlichen wie analytischen Blick auf ein Unternehmen und seinen Markt.
Deshalb arbeiten viele Design-, Branding- und Digitalagenturen nicht mehr in linearen Prozessen, sondern agil und in interdisziplinären Teams. Das jedoch erfordert neue Prozesse und Kompetenzen. So braucht es einen Design Director, der den Überblick über ein Projekt behält, der Teams zusammenstellt, Aufgaben verteilt und die Kommunikation gegenüber dem Kunden und externen Dienstleistern steuert. Dabei handelt es sich um eine Schnittstellenposition, deren Inhaber Einblick in sämtliche Gewerke hat – von der Datenbankverwaltung bis hinein in »klassische« Produktionstechniken wie Buchbinderei oder Druckveredelung.
Ein Design Director weiß, welche Kompetenzen es für ein Projekt braucht und welche Mitarbeiter oder Dienstleister hierfür die beste Wahl sind – und er weiß, wie er den Kunden aktiv einbindet.
Ein Design Director weiß, welche Kompetenzen es für ein Projekt braucht und welche Mitarbeiter oder Dienstleister hierfür die beste Wahl sind – und er weiß, wie er den Kunden aktiv einbindet. Denn die Zeiten, in denen Auftraggeber sich nach dem Briefing komplett raushielten, sind vorbei. Sie kommunizieren auf Augenhöhe mit den Kreativen, bringen ihr eigenes Know-how mit ein und sind selbstverständlicher Teil des Co-Creation-Prozesses.
In heterogenen Teams zu arbeiten erfordert ein ständiges Überprüfen, ob die Marschrichtung noch stimmt und ob das bestmögliche Ergebnis erreicht wird. Auch dies liegt im Aufgabengebiet des Design Directors, der offen auf alle Fragestellungen eingeht und flexibel auf Anforderungen reagiert, die sich innerhalb eines Projekts verändern können. Dabei sorgt er dafür, dass alle Beteiligten auf demselben Wissensstand sind. Hierfür muss er kommunikativ sein und teamorientiert denken. Im Grunde ist Design Direction Projekt- und Prozessmanagement – bei gleichzeitigem tiefem Verständnis für kreative Arbeitsweisen. Dabei führt der Design Director weniger, als dass er vernetzt – und sorgt dafür, dass das Team die beste Lösung für einen Kunden entwickelt und umsetzt.
Eine der Kernkompetenzen von Designern ist und bleibt Empathie, also die Fähigkeit, sich in Menschen einzufühlen. Nur wenn die Wünsche und Bedürfnisse sowohl der Konsumenten und Nutzer als auch der Auftraggeber erfüllt werden, ist ein Designprojekt erfolgreich. Dabei ist es mitunter auch wichtig, Probleme erst ausfindig zu machen, zu analysieren und dann entsprechende Lösungsvorschläge zu erarbeiten. Gutes Design entdeckt auch zukünftige Herausforderungen, von denen die Menschen bisher nur latent ahnen, dass sie sie haben werden – und sich dann umso mehr freuen, dass es eine (weitere) Lösung gibt.
Gestalterpersönlichkeiten sind gefragt
Eine zeitgemäße Designausbildung geht daher weit über die traditionelle kunstgewerbliche Lehre einer Zeichen-, Mal- und Modellierschule hinaus und schließt alle methodischen, technischen und gestalterischen Kompetenzen ein, die die Absolventen in der Berufspraxis benötigen – ebenso wie die Fähigkeit zum kritischen Denken und zur ganzheitlichen Betrachtung von Problemstellungen. Dazu gehören die Grundlagen der Gestaltungslehre genauso wie die Möglichkeit, die eigenen Fähigkeiten – und Grenzen – auszutesten. An der Münster School of Design, dem Fachbereich Design der Fachhochschule Münster, setzen die Lehrenden daher auf ein offenes Konzept nach dem Motto »Learning by Doing«. Dies basiert auf der Überzeugung, dass die eigene Kreativität am besten in der praktischen gestalterischen Arbeit erkannt und geformt werden kann.
Der Design Director führt weniger, als dass er vernetzt – und er sorgt dafür, dass das Team gemeinsam die beste Lösung für einen Kunden entwickelt und umsetzt.
Dabei sollten sich experimentelle und realitätsnahe Projekte die Waage halten. Denn während freies Herumspinnen und Ausprobieren ungemein wichtig für die Entwicklung einer kreativen Persönlichkeit sind, darf die Anbindung und Vorbereitung auf die spätere Berufswelt im Studium nicht zu kurz kommen. Hierbei helfen praxisorientierte Fragestellungen und Projekte – beispielsweise in Kooperation mit anderen Hochschulen oder externen Partnern aus Wirtschaft und Gesellschaft.
An solchen Projekten lässt sich zudem hervorragend das interdisziplinäre Arbeiten erproben, das die Absolventen später im Beruf erwartet, etwa wenn Studenten aus den Studiengängen Kommunikations- und Produktdesign gemeinsam an einem Ausstellungskonzept arbeiten. Mit einem derartigen Hintergrundwissen, gerne vertieft in einem Masterstudium, können verantwortlich handelnde Gestalterpersönlichkeiten heranwachsen, die sich – eine gewisse Berufserfahrung vorausgesetzt – einen Posten als Design Director erarbeiten können. Denn Design Director wird man nicht über Nacht. Berufs- und Lebenserfahrung sind für diese Position unbedingt notwendig.
Das bedeutet allerdings nicht, dass man als Design Director irgendwann ausgelernt hat. Neue Technologien und Kanäle, neue Tools, Methoden und Kundenanfragen sorgen dafür, dass die Herausforderungen nie ausgehen. Um sie in lösbare Projekte zu übersetzen, brauchen Unternehmen und Agenturen breit aufgestellte, gut vernetzte und kommunikationsstarke Designer, die neugierig und offen auf Problemstellungen zugehen und Teams mitreißen.
Alle weiteren PAGE-Connect Artikel zum Thema Design Director bei Kochan & Partner finden Sie hier.
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Als Co-Founderin von omnia360, einem Startups im Tech-Bereich hat das Thema Women in Tech für mich einen hohen Stellenwert, da es leider nach wie vor viel zu wenige meiner Art gibt. Deshalb freue ich mich sehr darüber, im Rahmen der Kurzfilmserie "Women in Tech" als weibliches Role Model zu fungieren, um mehr Frauen für technologische Berufe zu begeistern. [...]
“New Movements in Digital Design” war das Motto der design matters in Kopenhagen. In diesem Jahr kamen über 700 Besucher, um den Vorträgen von Spotify, Instagram und Netflix zu lauschen. Deshalb zogen die Veranstalter in die größeren Räumlichkeiten der wunderschönen Industrieanlage Docken um. Eine wirklich tolle Location, welche durch die zwei sonnigen Tage noch besser wurde: Mit Blick auf Schweden, leckerem Catering und einer entspannten Atmosphäre konnte man gut netzwerken.
An beiden Tagen gab es inspirierende Talks zu Trends und Best Practises aus den Bereichen User Experience, Visual Design und Product Design. Abseits der Vorträge konnte an Workshops teilgenommen oder schon einen Blick in die Zukunft geworfen werden: Visual Design in der Virtual Reality. Obwohl noch in den Kinderschuhen, war es sehr beeindruckend, im dreidimensionalen Raum all die Dinge zu tun, die man sonst nur aus Photoshop kennt!
Die über 20 Vorträge lassen sich grob in die drei Kategorien “Conversational UI”, “Product Design DNA” oder “Embrace Failure” unterteilen. Hier eine sehr grobe Zusammenfassung der, meiner Meinung nach, besten Talks:
Bist Du auch gelangweilt von klassischen Moderations-Markern und 08-15-Trainer-Schriften? Wenn Du Workshop-Materialien typografisch aufhübschen willst, dann bekommst Du durch diesen Post vielleicht ein paar Inspirationen für andere Stifte und Typos.
In den letzten anderthalb Jahren habe ich großen Spass an der Gestaltung mit Schrift gefunden. Wenn man mir das vor ein paar Jahren erzählt hätte, hätte ich das bestimmt für äußerst unwahrscheinlich gehalten. Aber ich ertappe mich sogar dabei, dass ich manchmal mehr Spaß an der Materialproduktion als der Moderation oder dem Partizipationsdesign habe. Und das Kaufen neuer Stifte ist meine “Shopping Therapy”. Da ich im Sommer während meiner Elternzeit umfangreich gemalt habe und mir viele neue Stifte besorgt habe, kommt hier ein Einblick in mein Federmäppchen.
Alternative Stifte 1: Brushpens – wie alles anfing
Zwischen den Jahren 2015/2016 – parallel zur Vorbereitung auf den 2. Kyu beim Aikido – habe ich über Frau Hölle Brushlettering entdeckt und fleißig begonnen, mit dem Pinselstift zu schreiben. Vor allem für Posterüberschriften in Workshops. Es war ein unglaublich tolles Erlebnis, weil ich mit ganz wenig Übung schon Wow-Effekte erzeugen konnte. Genau meine Kragenweite. Über einen Kurs von Chris Campe beim Selfmade-Lab habe ich das ganze dann noch mal vertieft. Über Brushlettering hatte ich ja auch schon mal geschrieben.
Brushpens nutze ich inzwischen auch häufig zum Colorieren. Das machen viele Manga-Künstler so. Vor allem die Stifte von Ecoline und Tombow nutze ich dafür, Farben hinzuzufügen.
In Sachen Brushlettering-Schriften kann man bedenkenlos den Brush Lettering Guide von Frau Hölle nehmen. Auch Chris Campe hat schöne in ihrem Handlettering-Buch. Auf Kelly Creates gibt es viel Schriftinspiration. Peggy Dean hat diesen Sommer auf Instagram ihr gesamtes Alphabet häpchenweise gepostet und Janne Klöpper aka Textmarie hat gerade einen schönen Artikel über die drei goldenen Regeln bei Pinselstiften und Papier veröffentlicht.
Auf Instagram sieht man tolle Brushletterings mit irren Verzierungen. Das hat mich bislang nicht gereizt und im Vergleich zu dem, was ich auf Instagram so sehe, ist meine Pinselschönschreiberei nach wie vor ziemlich basal. Aber es erfüllt seinen Zweck und es macht mir Spaß. Gleichzeitig hat sich Brushlettering für mich schnell erschöpft, weil es mir an alternativen Fonts fehlte. Die Suche nach Alternativen Schriftarten war daher der Ausgangspunkt für die Suche nach anderen Schriften und Stiften.
Alternative Stifte 2: Parallel & Ruling Pens
Kurz nach dem Aha-Erlebnis durch Brushlettering habe ich dann das Kalligraphie-Tutorial von Julia Bausenhart entdeckt. Ich habe mir dann einen 6mm Parallel-Pen von Pilot zugelegt. Der Parallel-Pen wird viel für klassische Kalligraphie und Fraktur-Schriftarten benutzt. Um da gute Resultate hinzubekommen, fehlen mir eindeutig die Übung und Geduld. Und so blieb der Parallel-Pen lange in der Schublade – bis zu diesem Sommer!
Wer noch nie einen Parallel-Pen gesehen hat: Es sind Stifte mit einer Spitze, die breit und zugleich sehr dünn sind. Im Verhältnis dazu sind typische Moderationsmarker breit und dick. Dem entsprechend ist beim Parallel-Pens der Unterschied zwischen breitem und dünnen Schreiben sehr viel größer als beim Moderations-Marker.
In diesem Sommer hatte ich zwei Monate Elternzeit und wir waren 7 Wochen in Südtirol auf Reisen. Ich habe unzählige Abende damit verbracht, eine Art Tagebuch in Schönschrift zu führen. Jeden Tag habe ich mir 2-3 Erlebnisse notiert und diese dann nach und nach in Schönschrift in mein Buch gepinnt. Zur Inspiration habe ich dafür intensiv Instagram genutzt. Dabei habe ich tolle Künstler entdeckt wie z.B. Drury Brennan, Claudio Gil, Luca Barcellona, CarolDubosch oder Heather Martinez. Und auf Pinterest sammle ich Alphabete, die mir gut gefallen.
In dem Zusammenhang habe ich auch den Parallel-Pen wiederentdeckt und mich neu verknallt. Das liegt nicht nur an dem Stift, sondern auch an drei Schriftarten. Diese Schriftarten sind eher expressiv als klassische Kalligraphie-Fonts. Sie erfordern nicht so filigranes Arbeiten, sondern sind rough. Das gefällt mir sehr. Das sind die Schriften, die auch in meiner Pinterest-Sammlung sind.
Das Schöne am Parallel-Pen: es ist ein Stift mit Tintenpatrone. Man braucht also kein Tintenfass. Das Problem am Parallel-Pen sind jedoch die limitierte Breite. Pilot bietet nur Stifte bis max. 6mm Breite an. Das ist für Poster-Überschriften aber meistens zu klein.
Aus dem Grund habe ich mir nach der Elternzeit auch Stifte zugelegt, die man in ein Tinten- oder Tuschefass tunken muss. Toll sind z.B. die Stifte von Automatic Pens, Dreaming Dog (ganz neu eingetrudelt) und bestimmt auch die von Luthis. Die haben viele schöne Breiten und einige spannende Sonder-Formen, z.B. mit zwei parallelen Linien. Diese Stifte heißen auch Ruling Pens – oder Reißfedern auf deutsch. Wenn man schnell und kräftig damit eine Linie zieht, dann entsteht eine coole, ausgefranste Linie und es kommt zu interessanten Klecksern. Hier bin ich aber aktuell noch in der Übungs- und Ausprobierphase. Häufig kleckst es noch zu stark oder an der falschen Stelle. Aber es macht mir viel Spaß. Automatic Pens gibt es im Künstlerbedarfsgeschäft wie z.B. bei Jerwitz. Dreaming Dog bekommt man in Europa nur bei Scribblers und Luthis über Kalligrafie.com.
In die Kategorie der Ruling Pens gehören auch modifizierte Parallel Pens von Pilot. Anbieter wie John Neal Bookseller (USA) oder Rainer Wiebe (D) schleifen die Parallel Pens und geben Ihnen alternative Formen die denen von Automatic oder einem Cola Pen ähneln. Das ist ganz praktisch, weil man ja nicht mit Tinte hantieren muss. Ich habe mir gerad einen Radius Cut bestellt und spiele damit herum.
Mein aktueller Liebling ist der Cola-Pen, einem ungehobeltem Verwandten der Ruling Pens: Aus einer leeren Cola-Dose, Essens-Stäbchen und Tape ist so ein Stift ruckzuck gebaut. Eine Anleitung davon gibt es hier. Cola-Pens sind unberechenbar und erzeugen kein vorhersehbares Schriftbild. Schließlich schreibst Du mit dem abgeschnitten Büchsenblech. Man kann mit der Spitze des Cola-Pen sehr dünn oder auch dicker schreiben – je nachdem wie man den Stift hält. Am Aufregendsten ist es aber mit dem unteren Teil zu schreiben und den Stift übers Papier zu kratzen. Dabei entstehen tolle Spritzer und wilde Kanten bei den Schriften. Blöd ist nur, dass man immer Gefahr läuft Dinge und Klamotten mit Tinte einzusauen. Einen Cola-Pen würde ich auch nicht in meinen Moderationskoffer packen, sondern im Büro für Poster-Überschriften nutzen.
Alternative Stifte 3: Paint-Marker
Über den Newsletter von Ian Barnard bin ich schon vor einiger Zeit in Kontakt mit Paint-Markern gekommen. Im Gegensatz zu regulären Markern, die Tinte verwenden, sind die Stifte mit verschiedenen Farben befüllt. Viele muss man schütteln und durch Drücken der Spitze Farbe nachpumpen.
Ich habe mir zunächst die Posca-Marker mit Rundspitze zugelegt und war spontan hin und weg. Dafür habe ich mir einen Satz Monoline-Schriften zusammengestellt (auch in der Pinterest-Sammlung), mit denen ich regelmäßig schreibe. Meine Lieblingsschrift ist hier die Timeburner. Die finde ich so eingängig, dass sie zu meiner Standardschönschrift geworden ist. Aber auch die A.D. Mono und die Black Bear benutze ich gern und häufig. Die Paint-Marker sind aber auch deshalb so cool, weil sie deckend sind. Die Farbe legt sich über die schwarze Tinte anderer Marker. Man kann z.B. mit einem weißen Paint-Marker auf schwarzer Tinte schreiben und so tolle Effekte durch Inlines bekommen.
Valentin hat irgendwann die neuen AcrylOnes von Neuland mitbestellt, und ich habe im Zuge der Materialproduktion für den Digital Transformation Club die Liquitex und Calligraffiti (von On The Run) Stifte entdeckt. Alle drei haben eine breite gerade Spitze (also etwas anders Keilspitzen) von ca. 12 mm. Damit kann man sehr schön fette Lettern malen. Bei den Fonts von Heather Martinez für Neuland ist auch einer dabei, den man super mit den breiten Markern schreiben kann:
Bei Black Ferry, dem Vegan/Graffiti-Laden hier in Wilhelmsburg, habe ich kürzlich beim Kaffeekauf die Slimer von On the Run aufgetan. Das sind Tuben mit Latexfarbe, die man über eine Spitze rausdrückt und schreibt. Das tolle an der Latexfarbe: sie bildet eine Art Relief und schafft so einen 3D-Effekt, den ich so noch nicht gesehen habe.
So. Das war mein Einblick in mein Federmäppchen, indem natürlich auch normale Marker, FineOnes, Fineliner und ein Bleistift noch drin sind.
Hast Du noch Tipps und Empfehlungen für andere Arten von Stiften?
Dann schreib mir oder hinterlasse einen Kommentar und ich kann meiner #PenAddiction weiter frönen.
Business Designer kombinieren unternehmerische und gestalterische Kompetenzen, um neue Produkte und Geschäftsmodelle zu entwickeln. Was man sonst noch über das Berufsfeld wissen sollte …
Christopher Böhnke arbeitet als Business Designer bei der Berliner Design- und Innovationsagentur Fjord.
●Business Design ist im deutschen Arbeitsmarkt eine noch junge Disziplin. Grob gesagt geht es darum, Geschäftsmodellen eine Forn zu geben. Das umfasst nicht nur die Entwicklung innovativer Produkte und Services, sondern auch den betriebswirtschaftlichen und organisationalen Rahmen. In Schweden kann man Business & Design bereits studieren. Hierzulande fehlt eine explizite Ausbildung für diesen Beruf bisher. Wir fragten Christopher Böhnke, Business Design Director bei der Design- und Innovationsberatung Fjord in Berlin, was den Beruf ausmacht und wie man sich dafür qualifizieren kann.
Du hast einen Bachelor in Internationaler Kommunikationswissenschaft an der International University Bruchsal und einen Master in Strategic Marketing and Consulting an der University of Birmingham gemacht. Inwiefern ist das eine gute Voraussetzung für eine Karriere als Business Designer? Christopher Böhnke: In meinem Bachelorstudium standen die Kommunikation zwischen Politikern und Bürgern, das Schreiben für Marketing und PR sowie Systemtheorie im Fokus. Hier habe ich gelernt, wie man Kommunikation konzipiert, plant und umsetzt. Dieses Wissen konnte ich in meinem Masterstudium um eine betriebswirtschaftliche Perspektive ergänzen. Diese Kombination war für mich eine gute Grundlage für den Beruf als Berater und Business Designer. Grundsätzlich haben unsere Business Designer sehr vielfältige Hintergründe, das passt auch zu unserer multidisziplinären Arbeit. Einige Kollegen haben BWL und Management studiert, andere kommen aus dem Design oder haben Wirtschaftspsychologie und Innovation Management studiert.
Und wie bist du dann zu dem Job bei Fjord gekommen? Böhnke: Mit 23 Jahren bin ich als Strategieberater bei der Unternehmensberatung Accenture eingestiegen. Ich war dort der Jüngste und durfte mich mit spannenden Themen wie dem Einsatz Künstlicher Intelligenz für die Segmentierung von Zielgruppen beschäftigen. 2015 lernte ich bei einem Treffen in unserem Mailänder Innovation Center Scott Robinson kennen. Er ist Business Development Director bei Fjord, das seit 2013 zu Accenture gehört. Scott fand offenbar nicht nur meine bunten Socken zum Anzug ansprechend, sondern auch, dass meine Denkweise zur Innovationsberatung passt und lud mich nach Berlin ein.
Und dann bist du gleich dort geblieben? Böhnke: Ja, ich bin noch im gleichen Jahr nach Berlin gezogen und habe mich neben meiner Rolle bei Accenture Interactive mehr und mehr auf die Themen von Fjord konzentrieren dürfen. Für den Bereich Business Design gab es bei Fjord bereits eine Kollegin, außerdem kam Tobias Kruse als Director an Bord. Die Abteilung war also noch recht klein. Am Business Design hat mich vor allem fasziniert, dass ich dort die beratende, strategische Sicht auf eine Organisation mit dem Fokus auf Innovation – vom Produkt und Service bis hin zum Geschäftsmodell – im kreativen Prozess kombinieren konnte. Traditionelle Organisationen treffen ihre Entscheidungen oft nur auf der Basis von Datenanalysen und mit dem Ziel der Risikovermeidung. Im Business Design geht es aber darum, valide Problemlösungen zu finden, durch Tests eine neue Datenbasis zu schaffen und für die damit besten Service-Ideen eine funktionale Organisation zu gestalten.
»Als Business Designer braucht es Pragmatismus, Geduld und Ausdauer«
Was muss ein Business Designer können? Böhnke: Als Business Designer bei Fjord muss man Service Design verstehen und anwenden können, also die ganzheitliche, nutzerzentrierte und interdisziplinäre Entwicklung und Gestaltung von innovativen Services oder neuen Geschäftsideen. All das macht Fjord im Kern aus. Bei der Ideenfindung im Team ist die betriebswirtschaftliche Perspektive des Business Designers gefragt. Sobald wir die Ideen getestet haben und diese konkreter werden, muss er dann handwerkliches Know-how einbringen: So wie ein Visual Designer Ideen in Bildwelten und Styleguides umsetzt, definiert ein Business Designer beispielsweise ein acceptable loss scenario. Er stellt Fragen wie zum Beispiel: Wie viel muss investiert werden, um eine Idee zu testen und ab welchem Punkt lohnt der Aufwand nicht? Wie stelle ich operative Modelle auf und organisiere die Zusammenarbeit? Dabei geht es um das Wissen, wie man ein Unternehmen oder eine Einheit gründet, aufbaut und erfolgreich führt.
Was sind denn genau die Aufgaben eines Business Designers? Böhnke: Unsere Business Designer bauen operative Modelle auf und entwickeln Business Cases. Sie behalten die Unternehmensstrategien und -visionen des Auftraggebers immer im Hinterkopf und haben zu jedem Zeitpunkt des Innovationsprozesses im Blick, wie sich die Organisation verändern muss und ob der erwünschte Return on Innovation erreicht wird. Der Innovationsimpuls bemisst sich dabei nicht unbedingt am quantifizierbaren Geschäftsergebnis, sondern kann auch in einer Kulturveränderung im Unternehmen bestehen. So lässt sich zum Beispiel die Produktivität der Mitarbeiter steigern, wenn sie das Gefühl bekommen, etwas Richtiges und Wichtiges zu tun und sich einbringen zu dürfen. Anders als der klassische BWLer lässt sich der Business Designer auf Methoden und Prozesse wie Design Thinking ein, die zunächst keine Benchmarks für Performance nutzen, sondern hypothesenbasierte Szenarien kreieren.
Business Designer müssen also eine Mischung aus Betriebswirtschaftler und Designer sein? Böhnke: Das kann eine gute Voraussetzung sein. Unsere Designer finden sich schnell in solche Projekte ein, müssen sich aber irgendwann mit harten betriebswirtschaftlichen Aspekten wie operativen Modellen, Incentivierung und Return on Investment auseinandersetzen. Das liegt sicherlich nicht jedem Designer auf Anhieb, gehört aber dazu. Absolut inspirierend ist hier übrigens das Buch »Reinventing Organisations« von Frederic Laloux. Ebenfalls gute Voraussetzungen haben Berater mit betriebswirtschaftlicher Ausbildung, die sich in den Bereichen Design, Innovation, Organisationspsychologie oder Entrepreneurship weitergebildet haben. Zum Start dürfen sie bei uns noch lernen, wie man ein Projekt ohne feste Vorgaben für Ergebnisse angeht. Auch die flachen Hierarchien hier bei Fjord sind für manche Berater zunächst ungewohnt, daran lässt sich aber arbeiten. Eine gute Mischung bringen oft auch diejenigen mit, die aus der Strategie bei Werbe- oder Digitalagenturen kommen. Sie wissen, wie man mit Kreativen zusammenarbeitet, sind meist selbst kreativ und gleichzeitig daran gewöhnt, budgetär und geschäftlich zu denken. Das heißt aber nicht, dass Bewerber von Anfang an alles mitbringen müssen! Wir suchen spannende Leute mit Potenzial, die wir gerne intern weiterentwickeln.
»Business Designer haben zu jedem Zeitpunkt des Innovationsprozesses im Blick, ob der erwünschte Return on Innovation erreicht wird«
Was ist der Unterschied zwischen einem Service Designer und einem Business Designer? Böhnke: Die Grenzen zwischen den Berufsbildern sind fließend. Bei Fjord ist jeder Business Designer auch Service Designer – einfach aus dem Grund, dass Service Design die Kernkompetenz unserer Innovationsberatung ist. Die Recherche und Ideenfindung zu Beginn eines Projekts läuft bei beiden gleich. Der Unterschied liegt hauptsächlich im Blickwinkel auf das Problem. Service-, Visual- und Interaction Designer fragen sich, welche menschlichen Bedürfnisse und Emotionen angesprochen werden. Business Designer wollen herausfinden, welches Geschäftsmodell dahinter steckt und welche Chancen damit im Industriekontext verbunden sind.
Der Business Designer ist also Anwalt des Auftraggebers? Böhnke: Wir arbeiten alle im Sinne des Auftraggebers mit Fokus auf den tatsächlichen Nutzer von Produkten und Services und deren Kundenerfahrung. Unsere Business Designer übernehmen bei den strategischen Überlegungen aber die Federführung, weil sie die Hintergründe und Prozesse im Unternehmen sowie den betreffenden Markt während des Projektes noch tiefer durchdringen. Die Überlegungen stellen sie dann in einen ganzheitlichen Kontext und fragen: Wie verändern sich Markt, Nutzerbedürfnisse und damit letztlich die Welt? Und inwieweit macht dieser Service nicht nur geschäftlich, sondern auch für die Gesellschaft Sinn?
Welche Soft Skills muss ein Business Designer mitbringen? Böhnke: Pragmatismus, Geduld und Ausdauer. Schließlich kann es dauern, bis ein Innovationsprojekt gelauncht oder die Organisationsstruktur eines Konzerns erfolgreich (neu) aufgesetzt ist. Auch systematisches Denken, Abstraktionsvermögen und die Fähigkeit zur Komplexitätsreduktion sind unabdingbar, denn letztlich ist der Business Designer immer auch ein Übersetzer von Sachverhalten für andere beteiligte Disziplinen. Dazu bedarf es Kreativität, Energie und Leidenschaft für Teamarbeit. Und wer nicht versteht, wie Kommunikation funktioniert, ist als Business Designer an der Schnittstelle zwischen Service-Designern und Auftraggeber aufgeschmissen.
»Business Design ist ein Wachstumsmarkt. Unsere Mitarbeiter stehen mit ihren hybriden Fähigkeiten bei unseren Kunden hoch im Kurs«
Wie könnte denn ein Studiengang für Business Design aussehen? Böhnke: Besonderes Augenmerk sollte auf qualitativen Erhebungsmethoden liegen, denn für Innovation und Gestaltung ist ein gutes Verständnis der Nutzer und Märkte eine zwingende Voraussetzung. Hierzulande ist die quantitative Abbildbarkeit einer Idee aber leider immer noch mehr wert als ihre qualitative Gültigkeit. Gerade in einer komplexen digitalen Welt können wir uns diese Einseitigkeit nicht erlauben. Ein Studiengang für Business Design auch bei uns müsste daher lehren, wie man die Balance herstellt und hält. Außerdem sollte er neben systemischem Denken, Abstraktionsvermögen, Fähigkeit zur Komplexitätsreduktion und der Übersetzung von Sachverhalten für andere Disziplinen auch konkret vermitteln, wie man nach dem Prototyping das gesammelte Wissen in den Ausbau der ausgewählten Idee einfließen lässt.
Wie wird sich der Beruf deiner Meinung nach entwickeln? Wie sehen die Chancen auf dem Jobmarkt aus? Böhnke: Business Design ist ein Wachstumsmarkt. Unsere Mitarbeiter stehen mit ihren hybriden Fähigkeiten bei unseren Kunden hoch im Kurs. Ich gehe fest davon aus, dass sie auch weiterhin ein wesentlicher Taktgeber der Transformationsprozesse in Unternehmen bleiben werden. Das kann auch dazu führen, dass sie direkt auf Kundenseite wechseln und die Innovationsprozesse vor Ort in die Hand nehmen oder ihre Erfahrungen in die dynamische Welt der Start-ups einbringen.
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