Welchen Wert haben Coworking Spaces für Pendler:innen? – eine Potential- und Anforderungsanalyse

Arbeiten von zu Hause – das ist für viele Mitarbeiter:innen zur liebgewordenen Gewohnheit geworden. Vor allem Pendler:innen, die lange Wege ins Büro haben, wissen es zu schätzen.

Für Pendler:innen bietet das Büro zu Hause (Home Office) zahlreiche Vorteile:

  • mehr Zeit für ein Leben in gewollter Gemeinschaft mit Nachbarn, Vereinsfreunden, Freunden und Familie
  • Zeit für ehrenamtliches Engagement
  • (oft) mehr Zeit für Sport und Hobbies
  • keine bzw. weniger oft auftretende Stresssituationen beim Pendeln
  • weniger (Pendel-)Kosten für Verkehrsmittel
  • ein gutes Gefühl beim Schonen der Umwelt
  • im Ergebnis eine Verbesserung der Gesundheit und Lebensqualität.

Viele Unternehmen sehen diese Vorteile. Jene Unternehmen fördern mobiles Arbeiten. Sie wollen die Leistungsmotivation, Leistungsfähigkeit und Zufriedenheit ihrer Mitarbeiter:innen steigern und neue Mitarbeiter:innen einfacher gewinnen: Unternehmen die mobile Arbeit fördern, können neue Mitarbeiter:innen unabhängig von deren Wohnort einstellen. In Zeiten zunehmenden Mangels an Fachkräften ein enormer, mit Geld eindeutig zu bemessener (Kosten-)Vorteil.

Ist Home Office für alle geeignet?

4-5 Tage pro Woche im Home Office, das ist für einige Angestellte ein Traum.
Für andere unvorstellbar, für einige sogar die Hölle.

Die Gründe für diese unterschiedliche Bewertung sind vielfältig. Oft ist die Ausstattung im Home Office unzureichend: Ein ergonomischer Stuhl und höhenverstellbarer Schreibtisch fehlen, ein Arbeitszimmer ist nicht vorhanden, das WLAN viel zu langsam und unzuverlässig, ein zweiter Monitor nicht greifbar. Produktives, konzentriertes Arbeiten am Schreibtisch ist unter solchen Bedingungen unmöglich.

Was tun? Ab ins Büro?
Unglücklich, irgendwie, gehen doch nun alle Vorteile der Arbeit am Wohnort verloren.

Wie wäre es mit gelegentlichen Arbeitstagen in einem Coworking Space?

Gut ausgestattet, bietet ein Coworking Space alles was es für produktives Arbeiten am Schreibtisch braucht. Befindet sich der Coworking Space in Wohnortnähe, dann sind zugleich alle Vorteile reduzierter Pendelwege gegeben.

Da immer mehr Coworking Spaces (auch) auf dem Land entstehen, steigt die Wahrscheinlichkeit einen Coworking Space in der Nähe zu finden.

Lösung gefunden? – Im Prinzip ja, wenn zugleich die Frage geklärt ist:
Wer zahlt für die Nutzung des Coworking Space – die/der Arbeitnehmer:in oder der Arbeitgeber?

Beschäftigte werden nur bereit sein, den Aufwand für die Nutzung eines Coworking Spaces selbst zu tragen, wenn für sie der sich per Saldo ergebende individuelle Mehrwert gegenüber den Alternativen der Arbeit im Homeoffice oder im Betrieb hinreichend groß ist.Holger Bonin, Werner Eichhorst  und Annabelle Krause-Pilatus (IZA).

Klar, die genannten Vorteile reduzierter Pendelwege sind ihr Geld wert. Dennoch: Es besteht eine unmittelbare Konkurrenz zwischen Coworking Space und Home Office. Und da das eigene Arbeitszimmer zu Hause in der subjektiven Wahrnehmung kostenlos nutzbar ist, werden angestellte Pendler:innen einen Coworking Space nur dann nutzen, wenn deren Arbeitgeber die Kosten übernehmen.

Welche Unternehmen sollten ihren Angestellten (w/m/d) die gelegentliche Arbeit in einem Coworking Space bezahlen?

Wenn die/der einzelne Mitarbeiter:in schlechte Arbeitsbedingungen im Home Office hat (Technik, Ausstattung, Raum), der Weg ins Büro lang und ein wohnortnaher Coworking Space vorhanden ist, dann lohnt es die gelegentliche Arbeit in einem Coworking Space aus der Unternehmenskasse zu zahlen. Das Unternehmen bekommt als Gegenleistung zufriedene Mitarbeiter:innen, die ihre Aufgaben effektiv und effizient auch außerhalb des Büros erledigen können.

Will ein Unternehmen teilhaben am methodischen und fachlichen Wissen von innovativen, erfolgreichen Start-Ups, dann sollte es seinen Mitarbeiter:innen ebenfalls ab und an die Chance bieten in einem Coworking Space zu arbeiten (Coworking-Spaces sind die Garagen der Zukunft!).

Stichwort: Agiles Mindset!

Unternehmen, die bisher alles taten um nur keine Fehler zu machen, stets nach der perfekten Lösung suchten statt eine „MVP Mentalität“ zu entwickeln, dadurch kaum (mehr) innovativ und frühzeitig am Markt sind, sollten vielen Mitarbeitenden viel Arbeitszeit in Coworking Spaces bezahlen. Vor allem natürlich in jenen Spaces, in denen ihre Mitarbeiter:innen viele erfolgreiche Coworker:innen mit einem agilen, kunden- und marktzentrierten Mindset antreffen.

Welche Argumente gibt es noch, die dafür sprechen Mitarbeitenden (w/m/d) die Arbeit im Coworking Space zu ermöglichen?

Das Kostenargument! Ein wirklich starkes Argument, finde ich. Es gilt für all jene Unternehmen, die überdurchschnittlich hohe Miet- und Betriebskosten für ihr(e) Büro(s) haben und die zugleich viele Mitarbeiter:innen beschäftigen, die sich für ein Leben in den Speckgürteln unserer Großstädte entschieden. In einem solchen Fall kann die vorhandene Bürofläche mittelfristig um 30-50% reduziert werden und das eingesparte Geld für die Nutzung von Coworking Spaces in Wohnortnähe der Mitarbeitenden effektiver eingesetzt werden.

Unter derartigen Bedingungen kann es sich sogar lohnen einen remote first Ansatz zu wählen und mittelfristig komplett auf ein klassisches Büro zu verzichten.

Das gilt insbesondere und in verstärktem Maße für jene Unternehmen, die Fachkräfte brauchen, die jene jedoch an ihren heutigen (Büro-)Standort kaum mehr finden bzw. sich finanziell nicht leisten können.  Mit dem Angebot in einem wohnortnahen Coworking Space kostenlos arbeiten zu können, lassen sich auf dem Land lebende Fachkräfte anziehen, begeistern und langfristig binden.

Stichwort: Imagegewinn!

Unternehmen, die ihr Image mit den Coworking-Werten – Zusammenarbeit, Gemeinschaft, Nachhaltigkeit, Offenheit und Zugänglichkeit – aufladen wollen, sollten Coworking Spaces für ihre Mitarbeiter:innen zwingend erlebbar machen. Echte Coworking Spaces, die jene Werte leben und pflegen.

Und schließlich, und dieses Argument ist ein besonders starkes:
Unternehmen, denen daran gelegen ist, dass ihre mobil arbeitenden Mitarbeiter:innen ideale Arbeitsbedingungen haben, ideal im Sinne der Aspekte Arbeitsschutz und Arbeitsfähigkeit (Licht, Technik, Möbel etc.), sollten werben für ein Arbeiten in funktional hervorragend ausgestatteten Coworking Spaces und die damit verbundenen Kosten übernehmen.

Bleibt die Frage: Wenn es sich lohnt für einen Coworking Space zu zahlen, wie schaut er aus und was bietet er:

Der ideale Pendlerhafen – ein Coworking Space in dem sich pendelnde Angestellte (w/m/d) gerne aufhalten!

Die Möglichkeit in Gemeinschaft in Ruhe zu arbeiten ist sicherlich eine, die von Pendlern geschätzt und gesucht wird. Es braucht dazu beispielsweise Räume, die den Charakter eine Bibliothek haben. Stillarbeit wird so aus der Gestaltung heraus angezeigt und von den Nutzenden explizit gefordert. Das schafft Ruhe – gleichzeitig fühlt man sich nicht allein.

Nischen sind eine weitere Möglichkeit, um Fokusarbeit in einem Coworking Space möglich zu machen. Sie können vielfältig eingerichtet und hergestellt werden, beispielsweise durch ein Loungesofa mit Trennwänden („Highback“), eine Box oder etwas kreativer durch eine im Raum aufgestellten Gondel.

Pendler:innen brauchen zudem technisch hervorragend ausgestattete Räume, in denen sie an virtuellen Treffen, Besprechungen und Workshops teilnehmen können. Ebenso Telefonzellen, in denen sie längere Telefonate in Ruhe führen können.

Dagegen sind für Pendler:innen Räume für Besprechungen und kreative Workshop weniger wichtig. Jene Aktivitäten finden besser im Büro statt, mit Kolleg:innen aus demselben Projekt bzw. derselben Abteilung.

Ein Pendlerhafen braucht Treffpunkte und (Markt-)Plätze mit „Café-Atmosphäre“, Räume zum Austausch, Kennenlernen, für Gespräche mit anderen – anderen Menschen, die gerade nicht Kolleg:innen sind, die sich bestenfalls auf vielfältige Weise von einem selbst unterscheiden, die somit Impulse bieten und Perspektivenwechsel möglich machen.

Bestenfalls bietet ein Coworking Space für die Nutzerschaft der „pendelnden Angestellte (w/m/d)“ neben guten Arbeitsbedingungen nützliche Services, die der/dem Mitarbeiter:in das (Arbeits-)Leben erleichtern, beispielsweise

  • technischer Support beim Umgang mit und der Bedienung von beruflich nötigen Geräten (Hardware) und nötiger Software
  • Unterstützung beim Bewältigen der Aufgaben und Herausforderungen des täglichen Lebens (Einkaufen, Hol-/Bringdienste für die Familie, Paketannahme und -versand, Reinigungsservice etc.)
  • (e)Car-Sharing / (e)Bike-Sharing direkt am Space
  • Kinderbetreuung im Space.

Und nicht zu vergessen, und gern zum Abschluss nochmals explizit erwähnt: Coworking Spaces die (auch) Angestellte (w/m/d) ansprechen und gewinnen wollen, müssen (!) in Punkto Arbeitsschutz und Arbeitsstättenverordnung alle Anforderungen erfüllen – zu 100%. Das ist sowohl Basis- als langfristig auch zentraler Erfolgsfaktor, um sich positiv und wertig abzuheben von der Arbeit im Home Office.

Coworking Space für Pendler:innen: Es kann sich auch für Sie lohnen!

Sie sind dabei und zahlen Ihren Mitarbeiter:innen zukünftig den 3. Arbeitsort „Coworking Space“?
Ich würde mich freuen, wenn ich Ihnen einige gute Argumente dafür gab – und jene Argumente für Sie und Ihr Unternehmen zutreffend sind. Je mehr zutreffen, desto mehr Arbeitstage sollten Sie im Coworking Space möglich machen. Es lohnt sich für Sie und Ihre Mitarbeiter:innen.

Foto Thorsten Wilhelm

Thorsten Wilhelm

Sie wollen einen Coworking-Space für pendelnde Angestellte (w/m/d) einrichten und selbst betreiben?

Dann sprechen Sie mich gern an.

Ich unterstütze Sie mit Rat und Tat, analysiere gemeinsam mit Ihnen Potenziale, recherchiere nach passenden Orten und Gebäuden, bietet Ihnen Einblicke in erfolgreiche Pendlerhäfen und helfen Ihnen, gemeinsam mit meinen Netzwerkpartnern bei der CoWorkLand eG, beim Konzipieren, Planen und Gestalten Ihres eigenen Coworking Space.

Der Beitrag Welchen Wert haben Coworking Spaces für Pendler:innen? – eine Potential- und Anforderungsanalyse erschien zuerst auf Nutzerbrille.

Erfolgreiche Digitalisierung von Wirtschaft und Gesellschaft: Vorbild Dänemark?

Digitalisierung – Die Revolution unserer Kommunikationswege hat ihren Weg längst in all unsere Lebensbereiche gefunden. Doch sie schreitet nicht in allen Ländern gl

eich schnell voran. Deutschland zeigt bei diesem Prozess bekanntermaßen Nachholbedarf. Die jüngste Ausgabe des „Digital Economy and Society Index“ weist Dänemark innerhalb der EU als Branchenprimus bei der Digitalisierung von Wirtschaft und Gesellschaft aus. Auch beim weltweiten E-Government-Ranking der Vereinten Nationen steht unser nordischer Nachbar auf dem ersten Platz. Was lässt sich von dem Vorreiter der Digitalisierung lernen?

In Anbetracht der Fakten wird eine Sache sehr schnell deutlich: Die dänische Digitalisierung geschah nicht über Nacht. Bereits 1968 schuf die dänische Regierung mit der Einführung einer zentralen Personenkennziffer eine Grundlage. Die sogenannte CPR-Nummer wird von allen Behörden sowie dem Gesundheitssystem verwendet und wurde 2010 unter dem Namen NEM-ID ins Internet übertragen. In der Folge leitete die Regierung weitere Schritte zur Digitalisierung ein. So wurden die Bürger schrittweise gezwungen, mit den Behördenausschließlich über Onlineformulare, Bürgerportale und einem digitalen Postfach zu kommunizieren.

Mit der dänischen Digitalisierung gehen viele Serviceleistungen einher. Bürger können beispielsweise online Rente beantragen, Geld überweisen, Arzttermine buchen oder Bücher in den Bibliotheken ausleihen. Trotz des Erfolgs der Digitalpflicht gibt es auch kritische Stimmen. „Wenn Systeme verpflichtend sind, gibt es keinen echten Anreiz, sie zu verbessern“, warnt der dänische Bürgerrechtler Jesper Lund. Außerdem sind alle privaten Schlüssel der Bürger auf einem zentralen Server gespeichert. Dessen Sicherheit muss folglich viel Vertrauen entgegengebracht werden.

Außerdem verweist Lund auf Sicherheitsmängel der NEM-ID. So hätten Kriminelle mit fremden NEM-ID-Zugangsdaten bereits mehrmals die Bankkonten ihrer Opfer geplündert. Hier justiert die dänische Regierung jedoch bereits nach, indem sie von der aktuellen NEM-ID auf die sicherere MIT-ID umsteigt. Begründet wurde die Digitalpflicht ursprünglich vor allem finanziell. 400 Millionen Euro könne so im öffentlichen Sektor jährlich eingespart werden. Zu den tatsächlichen Einsparungen gibt es allerdings keine Daten.

Einige Inspirationen lassen sich aus der dänischen Digitalisierung sicherlich gewinnen. Doch zwischen Deutschland und Dänemark scheint es einen entscheidenden Unterschied zu geben: Die Dänen vertrauen ihren Behörden. Die meisten stellen ihre Daten bereitwillig zur Verfügung. In Deutschland spielt der Datenschutz eine größere Rolle. Die Frage nach einer Digitalpflicht stellt sich in Deutschland zurzeit gar nicht erst. Für viele Verwaltungsleistungen stehen in Deutschland lediglich Papierformulare zur Verfügung. Vor allem kleine Kommunen hinken in der Digitalisierung hinterher.

Silbermann Reloaded @mprove

Geschnitzte Engelsfigur, die Orgel spielt

Die Orgel,

Königin der Musikinstrumente,

ein klingendes Weltkulturerbe,

ein antiker Synthesizer für Spezis und Nerds;

…und seit Coding Da Vinci Ost3 nun auch ein ausgezeichnetes Projekt für daheim und unterwegs am Laptop. Denn wer kennt nicht das Problem, dass man als Spezi oder Nerd mal schnell einen rausorgeln möchte? Silbermann Reloaded bietet den Klang einer alten Kirchenorgel von Gottfried Silbermann im Browser zum Spiel an. Die Computer-Tastatur wird zum Manual – 5 Register der Orgel von 1724 sind frei zu kombinieren und laden zu Klangexperimenten ein.

Taste A liefert den Ton A. Danach hören die Gemeinsamkeiten aber schon auf, und man präge sich lieber das Muster der schwarzen und weißen Tasten ein, die rechts des A folgen.

Projekt-Präsentation und Demo von Silbermann Reloaded

Sicherlich sind ausgefeiltere Interaktionen denkbar und möglich /und auch schon im Chrono Research Lab für Touch-Interfaces auf iPad realisiert/, aber keine App ist so niederschwellig zugänglich, da mit dem Keyboard-Web-Interface jeder Heim-Computer mit Tastatur die Orgel zum Klingen bringen kann.

In der Laudatio für den Preis in der Kategorie »Focus Sustainability« heißt es, daß durch Silbermann Reloaded der Zugang zur Orgel ermöglicht wird, die “gesellschaftlich eigentlich nicht mehr erreichbar oder greifbar ist.” Ja, danke, genau so ist es gemeint. Die Web-Seite ist eine Einladung zum Kennenlernen und Ausprobieren dieser gesampelten Orgel. Darüber hinaus werden einige Hintergrundinfos zur Geschichte des Instruments geliefert, die in einem Bombenangriff im Dezember 1943 fast völlig zerstört worden war.

Concepts & Development: Matthias MProve
Artist in Residence: Shoko Kuroe

Spiele eine alte Orgel und ein Cembalo mit Deiner Computer-Tastatur im Browser: Silbermann Reloaded


// Original: Silbermann Reloaded @mprove CC-BY-NC-4.0 Matthias | mprove.net | @mprove | Musings & Ponderings