Kategorie-Archiv: Arbeiten als UX-Professional

Ach wie gut, dass viele denken: Prüfkriterien für Ästhetik können wir uns schenken!

Es ist unwahrscheinlich, dass eine KI jedes Objekt so gestalten könnte, dass es von jeder Person in jeder Situation als schön wahrgenommen wird. Die Wahrnehmung von Schönheit ist ein sehr subjektives Empfinden und hängt von vielen Faktoren ab, wie kulturellem Hintergrund, persönlichem Geschmack und emotionaler Verfassung.
Eine KI kann zwar darauf trainiert werden, bestimmte Muster und Merkmale zu erkennen, die von vielen Menschen als schön empfunden werden, aber es gibt keine Garantie dafür, dass dies auf jede Person und Situation zutrifft. Zudem ist die Schönheit oft eng mit dem Kontext verbunden, in dem ein Objekt wahrgenommen wird, und kann sich im Laufe der Zeit ändern.
Insgesamt ist es also unwahrscheinlich, dass eine KI in der Lage ist, Objekte zu gestalten, die von jeder Person in jeder Situation als schön empfunden werden.“ (OpenAI’s ChatGPT Sprachmodell, Antwort auf eine Frage von mir am 03.04.2023).

Gut so, denken Sie vielleicht. Ästhetische Gestaltung ist ohne gut ausgebildete und erfahrene visuelle Designer:innen unmöglich.
Stimmt!

Objektive Prüfkriterien für Ästhetik können wir uns schenken!

Das subjektiv empfundene Wohlgefallen beim Betrachten eines Objektes ist komplex. Unmöglich zu 100% beschreibbar oder gar mit einer guten Theorie der Ästhetik erklärbar.

Wahrgenommen Ästhetik ist das Ergebnis von komplexen, affektiven und kognitiven Prozessen, ausgelöst durch das Zusammenspiel zwischen den Eigenschaften eines Objekts mit vielfältigen Gestaltungsmerkmalen, der Person die das Objekt betrachtet, ihren Merkmalen, Eigenschaften, vergangenen Erlebnissen, Erfahrungen, ihrer Sozialisation und ihrem physikalischen Umfeld, sowie der Interaktion der Person mit dem Objekt.

Hacken dran. Lassen wir also alles wie bisher!

Bitte nicht. Einmal abgesehen davon, dass „Alles (weiter) wie bisher!“ grundsätzlich kein guter Rat ist. Und im Kontext der zu erwartenden Entwicklung in Sachen künstlicher Intelligenz schon gar nicht.

Die KI entwickelt Kreationen, die/der visuelle Designer:in wählt aus!

Ich würde mich sehr freuen, wenn sich die Arbeitsweise von visuellen Designer:innen durch KI und Tools auf KI-Basis positiv verändert. Wenn visuelle Designer:innen mehr Zeit zum Experimentieren und Explorieren bekommen, bevor sie evaluieren, auswählen und kombinieren.

In meiner idealen (Vorstellungs-)Welt erhalten visuelle Designer:innen in frühen Phasen der Kreation durch KI und intelligente Tools auf KI-Basis wertvolle Unterstützung:

  • Die KI bietet ihnen sehr, sehr viele kreative Anstöße und Impulse,
  • die/der Designer:in lässt sich von den zahlreichen Kreationen einer KI anregen, wählt aus einer Vielzahl an Gestaltungsideen aus, verbindet Kreationen miteinander und entwickelt sie so weiter.

Ko-Kreation in Perfektion!

Lassen Sie uns daher einmal überlegen, wohin die Reise in Sachen KI und visuellem Design auf mittlere Sicht gehen könnte.

„Über mehr Variantenreichtum hin zu objektiven Prüfkriterien für Ästhetik!“

Das, finde ich, ist ein erstrebenswertes Zusammenspiel zwischen Mensch und KI in Sachen Ästhetik und visueller Gestaltung.

Die (heutige) Arbeitsweise von visuellen Gestalter:innen erzeugt – das werden die meisten von Ihnen sicherlich auch schon mindestens einmal erlebt haben – viel zu wenige und vor allem viel zu wenige, sich unterscheidende (Gestaltungs-)Varianten.

Das liegt nicht darin begründet, dass visuelle Designer:innen diese Varianten nicht gestalten wollen. Die Variantenarmut in der visuellen Gestaltung ist vielmehr in mangelnder Zeit und/oder zu geringen Budgets begründet. Unter jenen, begrenzenden Rahmenbedingungen können visuelle Gestalter:innen nur wenige, visuelle Gestaltungsvarianten entwickeln.

Damit einher geht, dass wir viel zu wenige Daten über die bestimmenden Faktoren von Unterschieden in der Bewertung von Gestaltungsvarianten haben.

  • Wir geben uns mangels Zeit und Geld viel zu früh mit einer Gestaltungsvariante zufrieden.
  • Wir beschreiben alternative Gestaltungsvarianten zu selten anhand von objektiven Gestaltungsmerkmalen wie Symmetrie, Balance, Komplexität, Ordnung und/oder den eingesetzten Formen und Farben.
  • Wir forschen zu selten auf Basis von vergleichenden Wert-Urteilen, bestenfalls getroffen von Menschen aus zahlreichen, unterschiedlichen Zielgruppen.

Durch diese Arbeits- und Verhaltensweise verpassen wir die Chance Muster und Merkmalskombinationen zu erkennen, die bei vielen Menschen in vielen verschiedenen Situationen zum Empfinden von Schönheit und Wohlgefallen beitragen. Im Ergebnis verhindern wir damit Fortschritt im Bereich der ästhetischen Gestaltung:
Wir verhindern ganz konkret die Weiterentwicklung und den Weg hin zu objektiven Prüfkriterien für Ästhetik.

KI wird das Rollen- und Berufsbild visueller Designer:innen verändern!

Liebe Designer:innen lasst uns gemeinsam darauf hinwirken, dass möglichst viele Entscheider:innen, Unternehmer:innen und Inhaber:innen von Budgets für visuelle Gestaltung verstehen und erkennen, dass man auch bei der visuellen Gestaltung an die Möglichkeiten von KI andocken kann, ja muss.

Dazu solltet ihr, liebe visuelle Designer:innen die Möglichkeiten von KI so schnell als möglich nutzen, insbesondere mit dem Ziel in frühen Gestaltungsphasen viele gestalterische Varianten zu erzeugen. Denn genau hier kann euch KI unterstützen.

Eure zukünftige Rolle, eure zukünftigen Tätigkeiten werden, da bin ich mir sicher, auf diese Weise und Dank KI lediglich verändert aber keinesfalls weniger relevant sein. Ihr werdet, Dank der Chancen die im Bereich der visuellen Gestaltung in der KI stecken, eure Arbeit noch effizienter gestalten und Zeit für weitere, spannende Aufgabenfelder bekommen.

Und wenn ich mir auch diesbezüglich noch etwas wünschen darf: Setzt doch eure vielfältigen Fertigkeiten und Fähigkeiten ein, um die Gestaltung der Ästhetik von Interaktionen zu optimieren. Denn in diesem Bereich gibt es noch viel zu entdecken und zu optimieren. Hier, bei der Optimierung der Ästhetik der Interaktion steht die Forschung und Praxis beim Erkennen und Einsetzen von Gestaltungsprinzipien noch am Anfang. Am Anfang einer tollen Entdeckungsreise.

Der Beitrag Ach wie gut, dass viele denken: Prüfkriterien für Ästhetik können wir uns schenken! erschien zuerst auf Nutzerbrille.

Coworkation für UX Designer:innen: Ein grobes Schema und eine Einladung zur Mitgestaltung!

Was ist es Ihnen wert, wenn Sie eine Woche lang mit mir einen Ort und Raum zum Arbeiten teilen können? Wir bilden eine Arbeitsgemeinschaft auf Zeit. Arbeiten alleine aber auch in Gemeinschaft an unseren Projekten. Eine Woche lang, Montag bis Freitag.
In dieser Zeit tauschen wir uns über unsere Projekte, Aufgaben und Herausforderungen aus. Wir bieten uns gegenseitig neue Blickwinkel und Perspektiven und teilen Erfahrungen.

Sind Sie bereit dafür etwas zu zahlen? Und falls ja: Wie viel?
Mehr wie die Miete für den Ort und den Platz zum Arbeiten?

Ich vermute, Sie antworten auf diese Fragen mit: „Es kommt drauf an!“ Und ich vermute weiter, dass es vor allem darauf ankommt ob und wie sehr Sie mich als Berater, Mentor, Impulsgeber oder/und Befähiger – der Sie inspirieren, motivieren, begeistern kann – ansehen und schätzen.
Nur Sie kennen die Antwort.

Coworkation = Zusammen arbeiten und in Gemeinschaft Fürsichsein!

Wie fällt Ihre Wertschätzung und Zahlungsbereitschaft aus, wenn Sie die Gelegenheit bekommen mit mehreren UX Professionals (w/m/d), Produktmanager:innen und/oder UX Designer:innen zusammen zu arbeiten. Nehmen wir wieder den Zeitraum von einer Woche an. 4-5 gemeinsam verbrachte Arbeitstage.

Sie arbeiten in dieser Zeit „alleine und in Gemeinschaft“ an Ihren Projekten und Herausforderungen. Sie teilen Ihre Erfahrungen und nehmen zugleich neue Sichtweisen, Gedanken und neue Perspektiven auf ihre Herausforderungen und Projekte mit.

Wie fällt Ihre Antwort nun aus? Ist das attraktiver? Würden Sie dafür mehr zahlen – im Vergleich zu einer Woche gemeinsam und zusammen mit mir? Ich vermute, dass noch immer sehr viele mit „Es kommt drauf an!“ antworten, deutlich mehr jedoch mit einem eindeutigen: „Ja!“.

Die Aussicht von anderen Menschen zu lernen, durch Erfahrungsaustausch und neue Sichtweisen auf Aufgaben, Herausforderungen und Projekte, ist besonders attraktiv. Vor allem dann, wenn sich dieses voneinander lernen und Wissen teilen nicht nur auf einen Zeitraum von 2-3 Stunden erstreckt.

Coworkation für UX Designer:innen, Produktmanager:innen und UX Professionals (w/m/d)

Lassen Sie unser Gedankenspiel weiter fortsetzen:
Was muss unbedingt geboten werden, damit Sie mit anderen UX Designer:innen, UX Professionals (w/m/d) oder Produktmanager:innen eine Woche lang mit Gewinn und Freude zusammen arbeiten können?

Es braucht ganz sicher einen Ort, an dem unterschiedliche Arbeitsaktivitäten produktiv erbracht werden können. Der Ort muss sowohl Räume und Plätze für Still- und Fokusarbeit als auch Workshops und Gruppenarbeit bieten. Jene Räume müssen den Anforderungen der Arbeitenden – angestellt oder frei tätig – ebenso gerecht werden, wie jenen der Arbeitgebenden – Unternehmen bzw. Arbeitgeber und/oder Kunde(n).

Jene Voraussetzungen werden von gut ausgestatteten, klassischen Coworking-Spaces geboten. Davon gibt es viele und immer mehr. Also: Work = Check, Hacken dran.

Was braucht es in Sachen Vacation?

Der vielfältig ausgestattete Arbeitsort und Platz zum Arbeiten – bestenfalls ein klassischer Coworking-Space – sollte in einer Region mit einem hohem Freizeit- bzw. Erlebniswert beheimatet ist. Mit wenig Aufwand sollten dort zahlreiche, unterschiedliche Freizeitaktivitäten – sportliche, soziale, kulturelle oder Naturerlebnisse – einfach und bequem möglich sein.

Fazit – Die Basisfaktoren einer Gruppen-Coworkation sind:

  1. Coworking-Space mit Aktivitätsflächen und -räumen für Workshops, Kleingruppenarbeit, Besprechungen und Fokusarbeit, gelegen in einer
  2. (Urlaubs-)Region, die einen hohen Freizeitwert aufweist und
  3. attraktive Übernachtungsmöglichkeiten und Services – von der Selbstversorgung bis All Inclusive ist alles denkbar – bietet.

Jene Basisfaktoren erfüllen zahlreiche Angebote. Und das Schöne dabei ist: Es muss nicht gleich Bali sein. Bei uns in Deutschland gibt es tolle Orte und Angebote für Gruppen-Coworkations – von Nord nach Süd, von Ost nach West.

An dieser Stelle seine nur einige wenige genannt:

  • Norddeutschland: Coworking Schlei, Cobaas in Preetz oder das FriesThinkLand in Tönning
  • Mittel- und Ostdeutschland: The Hearts in Braunlage, Coconat in Bad-Belzig oder das projectbay in Lietzow
  • Süddeutschland: Schloss Blumenfeld in Tengen, Dorfbad Tannermühl und Hasenöhrl-Hof in Bayrischzell

Viele weitere Angebote bieten die Karten und Listen auf CoworkingMap, Coworkland und Coworkation Alps.

Was braucht es neben den Basisfaktoren Coworking-Space und Urlaubsdestination?

Jene Frage zu beantworten, das wird schon schwieriger. Die Antwort müsste mal wieder lauten: „Das kommt drauf an!“.
In diesem Falle insbesondere auf die Ziele, Motive und Gründe für die Gruppen-Coworkation .

Neben dem Aufbau oder der Erweiterung von Wissen, Fertigkeiten und Fähigkeiten können jene beispielsweise darin bestehen die persönliche Gesundheit zu fördern, soziale Kompetenzen weiterzuentwickeln oder vollkommen neue Fertigkeiten und Fähigkeiten aufzubauen, beispielsweise eine handwerkliche Fertigkeit oder eine Sprache zu erlernen.

Sofern wir uns auf die Zielgruppe der UX Designer:innen, UX Professionals (w/m/d) und Produktmanager:innen fokussieren, bestehen zentrale Ziele und Motive einer Coworkation sicherlich darin vorhandene Fertigkeiten und Fähigkeiten zu stärken, neue Verfahren und Methoden kennenzulernen und Impulse für die Veränderung von Prozessen, der Zusammenarbeit im Team und/oder mit Kunden zu erhalten.

Um jene Ziele zu erreichen, braucht es im Kern und insbesondere andere Menschen.

Menschen ziehen Menschen an!

Andere Menschen ziehen andere Menschen an. Das war schon immer so. Und das gilt insbesondere für eine Coworkation für die Berufsgruppen UX Designer:innen, UX Porfessionals (w/m/d) und Produktmanager:innen.

„Andere Menschen bieten neue Erfahrungen und Sichtweisen. Jene Perspektivwechsel können festgefahrene Lösungsansätze und Strukturen auflockern. Gemeinsame Entspannungs- oder Aktivitätsphasen beim Sport, bei einem Spaziergang am Strand, einer Bergwanderung oder beim Zubereiten einer Mahlzeit bringen ganz neue Ansätze und kreative Gedanken zutage – und sorgen ganz nebenbei für ein hohes Maß an Zufriedenheit!“

Eine Coworkation  für UX Designer:innen, UX Professionals (w/m/d) und Produktmanager:innen wird vor allem dann als wertvoll empfunden werden, wenn daran Menschen teilnehmen, die in der Lage und zugleich motiviert sind als Impulsgeber:innen, Mentor:innen, Befähiger:innen oder Trainer:innen teilzunehmen. Und das bestenfalls im Sinne eines optimistischen, vertrauensvollen Gebens und Nehmens: Jede/-r Teilnehmer:in sollte hilfsbereit, offen und unterstützend auftreten und handeln können und wollen.

Ist das gegeben, dann braucht es neben den bereits genannten Basisfaktoren – Coworking-Space, Urlaubsdestination und Unterkunft – „nur“ noch eine/-n Moderator:in und eine/-n Gastgeber:in.

Die Gastgeber-Rolle bei einer Coworkation: Ganz schön anspruchsvoll!

Die/der Gastgeber:in sollte sowohl Gestalter:in und Planer:innen als auch Moderator:in sein. In einer Person, bestenfalls jedoch im Team. Diese Rolleninhaber:innen müssen einen passenden, attraktiven Ort auswählen und alle nötigen Services bereitstellen. Es gilt ein (Rahmen-) Programm zusammenzustellen, das Raum und Zeit bietet zum Austausch, Netzwerken und für gemeinsame Arbeits- und Freizeitaktivtäten – und das zugleich ein Alleinsein in Gemeinschaft möglich macht durch frei wählbare Zeiten für Fokusarbeit.

Im Vorfeld muss die/der Gastgeber:in das Produkt beschreiben, anbieten und bewerben. Es gilt zudem aufzuklären was eine Coworkation ist und Tipps zu bieten, welche rechtlichen und organisatorischen Voraussetzungen nötig sind, um als Freiberufler:in oder Angestellte/-r an einer Gruppen-Coworkation teilnehmen zu können.

Der/die Gastgeber:in sollte in der UX Design Szene bestens vernetzt sein und eine hohe Reputation aufweisen. So gelingt es ihr/ihm schnell Menschen mit unterschiedlichen Fertigkeiten, Fähigkeiten, Erfahrungen und der Motivation zum Weitergeben jener zusammen zu bringen.

Coworkation für UX’ler: Lassen Sie uns gemeinsam starten!

Et Volià: Da ist es, ein erstes Rezept für eine Coworkation für UX Designer:innen, Produktmanager:innen und UX Professionals (w/m/d):

  • Der Teig: Coworking Space in einer Urlaubsdestination, die attraktive Unterkünfte und zahlreiche Freizeitaktivitäten bietet.
  • Der Belag: Die teilnehmenden und teilgebenden Menschen. Sie müssen offen sein für Neues und Erfahrungen teilen können und wollen. Sie sollten zugleich vielfältige, unterschiedliche Fähigkeiten und Erfahrungen in den Aufgabenfeldern UX Design und/oder Produktmanagement aufweisen.
  • Die Streusel: Ein/-e gut vernetzte/-r Gastgeber:in und Moderator:in, welche die Aufgaben rund um die Gestaltung, Planung und Moderation wahrnehmen können und wollen.

Nun bleibt noch die Frage: Wurde dieses Rezept schon einmal ausprobiert? Explizit für UX Designer:innen? Ich glaube nicht.
Wird es beim ersten Versuch gelingen? Vermutlich schon.

Was es dazu jedoch zwingend braucht: Eine „Start-Community“. Eine Gemeinschaft von Interessierten, die den ersten Schritt machen und bei der ersten Coworkation gestaltend und mitwirkend dabei sind.

Thorsten Wilhelm

Thorsten Wilhelm

Möchten Sie gemeinsam mit mir starten und eine Community von Coworkation-interessierten UX Designer:innen, UX Professionals (w/m/d) und Produktmanager:innen aufbauen?

Ich würde mich darüber sehr freuen – und lade Sie zum Austausch und zur gemeinschaftlichen Organisation der ersten Gruppen-Coworkation für UX’ler ein.
Zusammen mit Vanessa Thielemann bieten wir Ihnen als Gedankenanstoß ein erstes Produkt- und Veranstaltungskonzept, welches wir gemeinsam mit Ihnen gerne weiterentwickeln möchten.

Sprechen Sie uns einfach an.

Der Beitrag Coworkation für UX Designer:innen: Ein grobes Schema und eine Einladung zur Mitgestaltung! erschien zuerst auf Nutzerbrille.

Welchen Wert haben Coworking Spaces für Pendler:innen? – eine Potential- und Anforderungsanalyse

Arbeiten von zu Hause – das ist für viele Mitarbeiter:innen zur liebgewordenen Gewohnheit geworden. Vor allem Pendler:innen, die lange Wege ins Büro haben, wissen es zu schätzen.

Für Pendler:innen bietet das Büro zu Hause (Home Office) zahlreiche Vorteile:

  • mehr Zeit für ein Leben in gewollter Gemeinschaft mit Nachbarn, Vereinsfreunden, Freunden und Familie
  • Zeit für ehrenamtliches Engagement
  • (oft) mehr Zeit für Sport und Hobbies
  • keine bzw. weniger oft auftretende Stresssituationen beim Pendeln
  • weniger (Pendel-)Kosten für Verkehrsmittel
  • ein gutes Gefühl beim Schonen der Umwelt
  • im Ergebnis eine Verbesserung der Gesundheit und Lebensqualität.

Viele Unternehmen sehen diese Vorteile. Jene Unternehmen fördern mobiles Arbeiten. Sie wollen die Leistungsmotivation, Leistungsfähigkeit und Zufriedenheit ihrer Mitarbeiter:innen steigern und neue Mitarbeiter:innen einfacher gewinnen: Unternehmen die mobile Arbeit fördern, können neue Mitarbeiter:innen unabhängig von deren Wohnort einstellen. In Zeiten zunehmenden Mangels an Fachkräften ein enormer, mit Geld eindeutig zu bemessener (Kosten-)Vorteil.

Ist Home Office für alle geeignet?

4-5 Tage pro Woche im Home Office, das ist für einige Angestellte ein Traum.
Für andere unvorstellbar, für einige sogar die Hölle.

Die Gründe für diese unterschiedliche Bewertung sind vielfältig. Oft ist die Ausstattung im Home Office unzureichend: Ein ergonomischer Stuhl und höhenverstellbarer Schreibtisch fehlen, ein Arbeitszimmer ist nicht vorhanden, das WLAN viel zu langsam und unzuverlässig, ein zweiter Monitor nicht greifbar. Produktives, konzentriertes Arbeiten am Schreibtisch ist unter solchen Bedingungen unmöglich.

Was tun? Ab ins Büro?
Unglücklich, irgendwie, gehen doch nun alle Vorteile der Arbeit am Wohnort verloren.

Wie wäre es mit gelegentlichen Arbeitstagen in einem Coworking Space?

Gut ausgestattet, bietet ein Coworking Space alles was es für produktives Arbeiten am Schreibtisch braucht. Befindet sich der Coworking Space in Wohnortnähe, dann sind zugleich alle Vorteile reduzierter Pendelwege gegeben.

Da immer mehr Coworking Spaces (auch) auf dem Land entstehen, steigt die Wahrscheinlichkeit einen Coworking Space in der Nähe zu finden.

Lösung gefunden? – Im Prinzip ja, wenn zugleich die Frage geklärt ist:
Wer zahlt für die Nutzung des Coworking Space – die/der Arbeitnehmer:in oder der Arbeitgeber?

Beschäftigte werden nur bereit sein, den Aufwand für die Nutzung eines Coworking Spaces selbst zu tragen, wenn für sie der sich per Saldo ergebende individuelle Mehrwert gegenüber den Alternativen der Arbeit im Homeoffice oder im Betrieb hinreichend groß ist.Holger Bonin, Werner Eichhorst  und Annabelle Krause-Pilatus (IZA).

Klar, die genannten Vorteile reduzierter Pendelwege sind ihr Geld wert. Dennoch: Es besteht eine unmittelbare Konkurrenz zwischen Coworking Space und Home Office. Und da das eigene Arbeitszimmer zu Hause in der subjektiven Wahrnehmung kostenlos nutzbar ist, werden angestellte Pendler:innen einen Coworking Space nur dann nutzen, wenn deren Arbeitgeber die Kosten übernehmen.

Welche Unternehmen sollten ihren Angestellten (w/m/d) die gelegentliche Arbeit in einem Coworking Space bezahlen?

Wenn die/der einzelne Mitarbeiter:in schlechte Arbeitsbedingungen im Home Office hat (Technik, Ausstattung, Raum), der Weg ins Büro lang und ein wohnortnaher Coworking Space vorhanden ist, dann lohnt es die gelegentliche Arbeit in einem Coworking Space aus der Unternehmenskasse zu zahlen. Das Unternehmen bekommt als Gegenleistung zufriedene Mitarbeiter:innen, die ihre Aufgaben effektiv und effizient auch außerhalb des Büros erledigen können.

Will ein Unternehmen teilhaben am methodischen und fachlichen Wissen von innovativen, erfolgreichen Start-Ups, dann sollte es seinen Mitarbeiter:innen ebenfalls ab und an die Chance bieten in einem Coworking Space zu arbeiten (Coworking-Spaces sind die Garagen der Zukunft!).

Stichwort: Agiles Mindset!

Unternehmen, die bisher alles taten um nur keine Fehler zu machen, stets nach der perfekten Lösung suchten statt eine „MVP Mentalität“ zu entwickeln, dadurch kaum (mehr) innovativ und frühzeitig am Markt sind, sollten vielen Mitarbeitenden viel Arbeitszeit in Coworking Spaces bezahlen. Vor allem natürlich in jenen Spaces, in denen ihre Mitarbeiter:innen viele erfolgreiche Coworker:innen mit einem agilen, kunden- und marktzentrierten Mindset antreffen.

Welche Argumente gibt es noch, die dafür sprechen Mitarbeitenden (w/m/d) die Arbeit im Coworking Space zu ermöglichen?

Das Kostenargument! Ein wirklich starkes Argument, finde ich. Es gilt für all jene Unternehmen, die überdurchschnittlich hohe Miet- und Betriebskosten für ihr(e) Büro(s) haben und die zugleich viele Mitarbeiter:innen beschäftigen, die sich für ein Leben in den Speckgürteln unserer Großstädte entschieden. In einem solchen Fall kann die vorhandene Bürofläche mittelfristig um 30-50% reduziert werden und das eingesparte Geld für die Nutzung von Coworking Spaces in Wohnortnähe der Mitarbeitenden effektiver eingesetzt werden.

Unter derartigen Bedingungen kann es sich sogar lohnen einen remote first Ansatz zu wählen und mittelfristig komplett auf ein klassisches Büro zu verzichten.

Das gilt insbesondere und in verstärktem Maße für jene Unternehmen, die Fachkräfte brauchen, die jene jedoch an ihren heutigen (Büro-)Standort kaum mehr finden bzw. sich finanziell nicht leisten können.  Mit dem Angebot in einem wohnortnahen Coworking Space kostenlos arbeiten zu können, lassen sich auf dem Land lebende Fachkräfte anziehen, begeistern und langfristig binden.

Stichwort: Imagegewinn!

Unternehmen, die ihr Image mit den Coworking-Werten – Zusammenarbeit, Gemeinschaft, Nachhaltigkeit, Offenheit und Zugänglichkeit – aufladen wollen, sollten Coworking Spaces für ihre Mitarbeiter:innen zwingend erlebbar machen. Echte Coworking Spaces, die jene Werte leben und pflegen.

Und schließlich, und dieses Argument ist ein besonders starkes:
Unternehmen, denen daran gelegen ist, dass ihre mobil arbeitenden Mitarbeiter:innen ideale Arbeitsbedingungen haben, ideal im Sinne der Aspekte Arbeitsschutz und Arbeitsfähigkeit (Licht, Technik, Möbel etc.), sollten werben für ein Arbeiten in funktional hervorragend ausgestatteten Coworking Spaces und die damit verbundenen Kosten übernehmen.

Bleibt die Frage: Wenn es sich lohnt für einen Coworking Space zu zahlen, wie schaut er aus und was bietet er:

Der ideale Pendlerhafen – ein Coworking Space in dem sich pendelnde Angestellte (w/m/d) gerne aufhalten!

Die Möglichkeit in Gemeinschaft in Ruhe zu arbeiten ist sicherlich eine, die von Pendlern geschätzt und gesucht wird. Es braucht dazu beispielsweise Räume, die den Charakter eine Bibliothek haben. Stillarbeit wird so aus der Gestaltung heraus angezeigt und von den Nutzenden explizit gefordert. Das schafft Ruhe – gleichzeitig fühlt man sich nicht allein.

Nischen sind eine weitere Möglichkeit, um Fokusarbeit in einem Coworking Space möglich zu machen. Sie können vielfältig eingerichtet und hergestellt werden, beispielsweise durch ein Loungesofa mit Trennwänden („Highback“), eine Box oder etwas kreativer durch eine im Raum aufgestellten Gondel.

Pendler:innen brauchen zudem technisch hervorragend ausgestattete Räume, in denen sie an virtuellen Treffen, Besprechungen und Workshops teilnehmen können. Ebenso Telefonzellen, in denen sie längere Telefonate in Ruhe führen können.

Dagegen sind für Pendler:innen Räume für Besprechungen und kreative Workshop weniger wichtig. Jene Aktivitäten finden besser im Büro statt, mit Kolleg:innen aus demselben Projekt bzw. derselben Abteilung.

Ein Pendlerhafen braucht Treffpunkte und (Markt-)Plätze mit „Café-Atmosphäre“, Räume zum Austausch, Kennenlernen, für Gespräche mit anderen – anderen Menschen, die gerade nicht Kolleg:innen sind, die sich bestenfalls auf vielfältige Weise von einem selbst unterscheiden, die somit Impulse bieten und Perspektivenwechsel möglich machen.

Bestenfalls bietet ein Coworking Space für die Nutzerschaft der „pendelnden Angestellte (w/m/d)“ neben guten Arbeitsbedingungen nützliche Services, die der/dem Mitarbeiter:in das (Arbeits-)Leben erleichtern, beispielsweise

  • technischer Support beim Umgang mit und der Bedienung von beruflich nötigen Geräten (Hardware) und nötiger Software
  • Unterstützung beim Bewältigen der Aufgaben und Herausforderungen des täglichen Lebens (Einkaufen, Hol-/Bringdienste für die Familie, Paketannahme und -versand, Reinigungsservice etc.)
  • (e)Car-Sharing / (e)Bike-Sharing direkt am Space
  • Kinderbetreuung im Space.

Und nicht zu vergessen, und gern zum Abschluss nochmals explizit erwähnt: Coworking Spaces die (auch) Angestellte (w/m/d) ansprechen und gewinnen wollen, müssen (!) in Punkto Arbeitsschutz und Arbeitsstättenverordnung alle Anforderungen erfüllen – zu 100%. Das ist sowohl Basis- als langfristig auch zentraler Erfolgsfaktor, um sich positiv und wertig abzuheben von der Arbeit im Home Office.

Coworking Space für Pendler:innen: Es kann sich auch für Sie lohnen!

Sie sind dabei und zahlen Ihren Mitarbeiter:innen zukünftig den 3. Arbeitsort „Coworking Space“?
Ich würde mich freuen, wenn ich Ihnen einige gute Argumente dafür gab – und jene Argumente für Sie und Ihr Unternehmen zutreffend sind. Je mehr zutreffen, desto mehr Arbeitstage sollten Sie im Coworking Space möglich machen. Es lohnt sich für Sie und Ihre Mitarbeiter:innen.

Foto Thorsten Wilhelm

Thorsten Wilhelm

Sie wollen einen Coworking-Space für pendelnde Angestellte (w/m/d) einrichten und selbst betreiben?

Dann sprechen Sie mich gern an.

Ich unterstütze Sie mit Rat und Tat, analysiere gemeinsam mit Ihnen Potenziale, recherchiere nach passenden Orten und Gebäuden, bietet Ihnen Einblicke in erfolgreiche Pendlerhäfen und helfen Ihnen, gemeinsam mit meinen Netzwerkpartnern bei der CoWorkLand eG, beim Konzipieren, Planen und Gestalten Ihres eigenen Coworking Space.

Der Beitrag Welchen Wert haben Coworking Spaces für Pendler:innen? – eine Potential- und Anforderungsanalyse erschien zuerst auf Nutzerbrille.

Perspektivenwechsel – Wie das Eintauchen in fremde Lebenswelten beim Gestalten für eine bessere Zukunft hilft!

Ich bin sehr dankbar, dass ich immer wieder Menschen kennen und mögen lernte und lerne, die so ganz anders waren und sind wie ich selbst. Menschen, die sich in ihren Haltungen, Mentalitäten und ihrer Lebensführung deutlich von meinen Werten und Verhaltensweisen unterscheiden.

Mir tat und tut das Gespräch und der Austausch mit diesen Menschen sehr gut. Ich darf immer wieder die Erfahrung machen, wie wertvoll es ist, sich auf einen Wechsel von Sichtweisen, auf Perspektivenwechsel, einzulassen. Und ich möchte Ihnen verdeutlichen, warum auch Sie das tun sollten.

Kunden & Mitarbeiter in den Mittelpunkt stellen!

Als ausgebildeter Betriebswirt mit einem Fokus auf eine marktorientierte Unternehmensführung, lernte ich wie wertvoll es ist die Bedürfnisse und Wünsche von Menschen zu kennen. Ich verinnerlichte, dass Unternehmen auf lange Sicht betriebswirtschaftlichen Erfolg nur dann erzielen können, wenn sich deren Mitarbeiter:innen in Kund:innen hineinversetzt und sie zufriedenstellen (wollen). Damit das der Fall ist, müssen sich die Mitarbeiter:innen wohlfühlen, wertgeschätzt und verstanden fühlen und in der Lage sein Kundenwünsche optimal zu erfüllen.

Kund:innen und Mitarbeiter:innen in den Mittelpunkt zu stellen, Entscheidungen und Handlungen an deren Anforderungen auszurichten, das ist die zentrale Grundlage zur Gestaltung von nützlichen und nutzbaren Produkten.

Kommt noch ein gewisses technisches Verständnis hinzu, eine Liebe zu und an Technologien und Innovationen, dann hat man fast alles zusammen, um ein(e) erfolgreiche(r) Unternehmer:in und/oder ein(e) erfolgreiche UX bzw. Digital Designerin zu sein.

Was braucht es, um auf das „fast“ verzichten zu können? Darum soll es in diesem Artikel gehen.

Design bedeutet etwas mit Absicht zu machen!

Wir UX Designer (w/m/d) wollen die Wünsche, Anforderungen und Bedürfnisse von Zielgruppen erfüllen. Das ist unser Anspruch, das bietet uns Erfolgserlebnisse und macht uns zu glücklichen Menschen.

Was aber tun, wenn sich unsere Zielpersonen nicht sozial verhalten? Wenn ihre Wünsche und Bedürfnisse nicht zu einer nachhaltigen, die Umwelt schonenden und das soziale Miteinander fördernden Lebensführung beitragen?

Denken wir beispielsweise an die zahlreichen Sport- und Nutzfahrzeuge (kurz: SUVs), die in unseren Städten unterwegs sind (– und an deren Fahrer:innen). Oder die Angebote von Kurzurlauben per Flugzeug, die für einen Einkaufstrip beispielsweise nach New York genutzt werden (- und an deren Nutzer:innen). Denken wir schließlich an einen Vermögensaufbau mit Aktienfonds, bei denen Gelder in Unternehmen der Rüstungsindustrie angelegt werden (- und an deren Käufer:innen).

Naheliegend und die wohl einfachste Reaktion: Eine entsprechende Gestaltungsaufgabe bzw. eine entsprechende Anfrage wird abgelehnt. Man lehnt es kategorisch ab die Attraktivität von SUVs für Menschen zu steigern, die 340 Tage pro Jahr Strecken von unter 20 Kilometern zurücklegen, davon 80% in Ortschaften und 95% auf bestem Straßenbelag.

Oder aber man stellt sich der Herausforderung den Lebensstil und die Lebensführung jener Menschen zu verändern. Sollten wir uns als UX und Digital Designer (w/m/d) dieser großen Herausforderung stellen?

Ich bin der Meinung: Ja, das sollten wir! Wir sollten uns, wann immer nötig, als Gestalter und Förderer von sozialen und umweltschutzorientieren Verhaltensweisen begreifen. Oder um es mit den Worten von meinem geschätzten Mitstreiter Dr. Guido Beier zu sagen:

Ich hoffe sehr, dass wir bald nicht mehr über UX (User), CX (Customer), EX (Employee Experience) und alle möglichen Experiences sprechen, sondern dass sich ein Verständnis etabliert, das menschliches Erleben ganzheitlich betrachtet (…) statt Menschzentrierung eine Umweltzentrierung fordert. In dieser Sichtweise ist der Mensch nicht mehr das alleinige Kriterium der Entscheidung. Stattdessen wird die Wirkung auf das gesamte Ökosystem betrachtet, in dem der Mensch ein wichtiger Teil, aber nicht mehr der Nabel der Welt ist (Zitatquelle).

Das uns allen vertraute Kreismodell, mit den Komponenten:

  • Nutzer:in / Kund:in („User Needs“),
  • Technik / Technologie und
  • Geschäft / betriebswirtschaftliche Rendite

muss ergänzt werden um die Komponenten Umwelt- und Sozialverträglichkeit.

Das ist, ganz ehrlich, auf lange Sicht unsere Daseinsberechtigung. Nur wenn uns das gelingt, nur dann werden wir als UX und Digital Designer (w/m/d) gebraucht. Nur dann können wir unsere große Bedeutung im Gestaltungs- und Umsetzungsprozess bewahren.

Wir müssen die Herausforderung annehmen nützliche Produkte & Services zu konzipieren, den Umsetzungsprozess nachhaltig und ressourcenschonend zu gestalten und zugleich müssen wir nachhaltiges Verhalten fördern.

Warum ein Zeiterfassungstool keine Lösung ist!

An dieser Stelle ein weiteres Beispiel – Thema: Mindestlohn.

Wenn Regierungen den Mindestlohn erhöhen, dann gibt es in der Regel auch eine Diskussion zum Thema „Missbrauch“. Es wird befürchtet dass Unternehmen ihre Mitarbeiter:innen zwingen weniger Stunden aufzuschreiben als sie tatsächlich leisten. Eine Befürchtung, die sicherlich gerechtfertigt ist, wenn auch natürlich nicht alle Unternehmen und Unternehmer:innen derart handeln.

Nehmen wir an, dass mit dem Beschluss einer Mindestlohnerhöhung zugleich verordnet wurde die Arbeitszeit für jeden Arbeitstag zuverlässig zu dokumentieren. Schnell kam die Ideen auf alle Angestellten im Niedriglohnsektor mit einem Diensthandy auszustatten. Über eine App sollen sie ihren Arbeitsbeginn, Pausen- und Endzeiten erfassen.

Die Regierung schreibt die Konzeption, Gestaltung und technische Umsetzung einer solchen Lösung aus. Eine interessante, durchaus umfangreiche Ausschreibung und zugleich spannende Herausforderung. Eine Herausforderung, die ganz sicher viele Unternehmen annehmen werden; die sie mit einem nutzer:innen-zentrierten Gestaltungsprozess lösen wollen und werden.

Gehören auch Sie zu diesen Unternehmen bzw. Dienstleistenden? Würden auch Sie sich an einer solchen Ausschreibung beteiligen? Und falls ja: Würden Sie neben der Entwicklung einer App zur Zeiterfassung der Regierung konkrete Maßnahmen aufzeigen, die dazu beitragen, dass Unternehmen und Angestellte im Niedriglohnsektor für ihre Arbeit deutlich mehr Lohn bekommen als der Mindestlohn vorschreibt? Würden Sie Maßnahmen empfehlen, die dazu führen dass die Unternehmen und Mitarbeiter:innen im Niedriglohnsektor deutlich mehr Anerkennung und Wertschätzung bekommen? Würden Sie nicht „nur“ die App entwickeln, sondern zusätzlich versuchen die Einstellung und Haltung der Kunden von Unternehmen im Niedriglohnsektor zu (ver-)ändern?

Genau darum geht es, wenn wir als Gestalter:innen ganzheitlich denken und handeln – das ist spannend, sinnstiftend, herausfordernd und wirklich, wirklich wirksam. Wirksam im Sinne einer Verbesserung unserer Gesellschaft und unseres Miteinander.

Sozial- und umweltverträglich gestalten!

Die UX Forschung und Praxis bietet eigentlich alles, was es dazu braucht.
Eigentlich – ja nur eigentlich, denn die Aspekte Sozial- und Umweltverträglichkeit finden, neben jenen der Fokussierung auf die Nutzer:innen, Geschäftsziele und technologischen Möglichkeiten, zu wenig Beachtung.

Wie kann man das ändern?

Eine diverse und heterogene Teamstruktur – divers hinsichtlich Fertigkeiten, Fähigkeiten und insbesondere Persönlichkeiten, Haltungen und Werten – ist ein sehr guter Anfang. Derartige Teamkonstellationen bieten einen idealen Nährboden sowohl für Innovationen als auch eine ganzheitliche Sichtweisen. Perspektivenwechsel sind in solchen Teams schlicht und einfach vorhanden, müssen also nicht explizit herbeigeführt werden.

Ist das nicht der Fall bzw. ist die Diversität nicht ausreichend, dann müssen wir den Austausch mit Menschen suchen, die anders sind als wir selbst. Jene Menschen können uns helfen eine Gestaltungsaufgabe ganzheitlich zu betrachten und Lösungen zu finden, die allen helfen: Den Nutzenden, der Gesellschaft, der Umwelt und dem Unternehmen.

Tipps für einen gelungen Perspektivenwechsel

Zuhören, verstehen wollen und die Perspektive wechseln wollen – das ist nicht leicht, keine Frage; das ist aber eine notwendige Eigenschaft, die gute UX und Digital Designer:innen brauchen (Qualitäten erfolgreicher UX Designer (w/m/d) – alles eine Frage der Empathie).

Einfach nach „Andersdenkenden“ zu suchen, das reicht jedoch nicht aus. Wir müssen gezielt nach Menschen suchen, die unsere Sicht auf eine Gestaltungsaufgabe ergänzen, die sich bereits seit Jahrzehnten sozial und umweltverträglich verhalten und die Eigenschaften aufweisen, welche für die konkrete Gestaltungsaufgabe relevant sind.

Wir müssen den Austausch mit vielen Menschen suchen, die sich in ihrer Mentalität (Haltungen, Werte, Lebensziele, Weltbilder), sozialen Lage (Bildung, Einkommen, Vermögen, Beruf, Herkunft), ihrem Verhalten (Konsumverhalten, Lebensführung) und/oder ihrer Persönlichkeit (sozialisierte Merkmale, berufsbezogene Persönlichkeitsmerkmale, Alter, Generationszugehörigkeit) von uns und unseren Kolleg:innen unterscheiden.

Mit ihnen zu sprechen, gemeinsam mit ihnen über ein Gestaltungsproblem nachzudenken, ihre Sichtweisen und Perspektiven kennenzulernen und gemeinsam nach Lösungen zu suchen, das bereichert und führt mit zu Lösungen, die uns allen eine bessere Zukunft sichern.

Wir werden Ideen und Impulse bekommen, wie man Menschen zu umweltbewusstem Verhalten, einem Verhalten, das die Umwelt schützt, bewegt. Wir werden lernen, wie wir vom Wissen (Problembewusstsein beim Thema Umweltschutz) zum Handeln (umweltverträgliches Konsumverhalten) kommen. Wir werden lernen, wie man von „Vorsätzen und gutem Willen“ zu Taten führt. Wie man Gewohnheiten verändert, und wie es gelingt, vielleicht auch mit nur kleinen Veränderungen, Menschen zu einem (noch) sozial- und umweltverträglichen Verhalten zu bewegen.

Versuchen Sie es. Wechseln Sie mit Hilfe anderer Menschen oft Ihre Perspektive(n) und Sichtweise(n). Nehmen Sie Ihre Sichtweise(n) ein wenig zurück und nehmen jene von anderen ein. Sie werden es genießen, es wird Sie bereichern und Sie werden bessere Lösungen finden.

Foto Thorsten Wilhelm

Thorsten Wilhelm

Ich durfte diese wertvollen Erfahrungen schon oft machen, wofür ich sehr dankbar bin.

Neben Guido Beier und Clemens Lutsch, hat mir vor allem Johanna Möller immer wieder geholfen meine Sichtweise(n) und Perspektiven zu (ver-)ändern.

 

Der Beitrag Perspektivenwechsel – Wie das Eintauchen in fremde Lebenswelten beim Gestalten für eine bessere Zukunft hilft! erschien zuerst auf Nutzerbrille.

Pop-Up Coworking: In 66 Tagen erkennen ob ein Bedarf besteht!

Haben Sie schon einmal ein Elektroauto gefahren, ein Car-Sharing Angebot genutzt und in einem Coworking Space auf dem Land gearbeitet? Sie werden vielleicht nicht drei Mal mit „Ja“ antworten.  Mit hoher Wahrscheinlichkeit haben Sie jedoch eine Haltung zu den Themen Coworking auf dem Land, Car-Sharing und Elektromobilität.

Je positiver Ihre Haltung ist, desto eher werden Sie die Angebote nutzen. Die Nutzungswahrscheinlichkeit steigt auf 100% an, wenn Sie eine Gelegenheit zur Nutzung haben und die mit der Nutzung einhergehenden Preise zahlen können und wollen.

Gelegenheit macht neugierig – Oder: Angebot schafft Nachfrage!

Wenn viele Menschen zu einem Angebot eine Haltung entwickelt haben, diese Haltung jedoch noch nicht durch eigene Nutzungserlebnisse geschärft ist, dann sollten Nutzungsangebote möglichst schnell unterbreitet werden.

Innovative Unternehmen handeln nach diesem Grundsatz: Ein neues Produkt wird, mit nur wenigen Funktionen ausgestattet, auf den Markt gebracht. Die Fokussierung auf das Wesentliche macht die Nutzung des Produkts einfach und für alle zugänglich. Schnell werden Nutzungszahlen und Bewertungen von Nutzer:innen erhoben, um Bedarfe zu erkennen, Funktionen zu erweitern, Optimierungen herbeizuführen oder zu dem Schluss zu kommen, dass kein Bedarf vorhanden ist.

Dieser Minimum Viable Product (kurz: MVP) Ansatz entwickelt sich in immer mehr Forschungs- und Entwicklungsabteilungen zu einem Standard, da dieser Handlungsgrundsatz effizient ist: Flops werden frühzeitig erkannt, versenkte Entwicklungs-, Herstellungs- und Vertriebskosten vermieden (Wie minimal darf ein Minimum Viable Product sein?).

Bedarfsanalyse für Coworking Spaces auf dem Land

Wie kann man den MVP Grundsatz auf die Analyse von Bedarfen für „Coworking auf dem Land“, also die Bereitstellung von Coworking Spaces außerhalb von (Groß-)Städten, übertragen?

Die CoWorkLand eG hat sich diese Frage bereits im Jahr 2017 gestellt und fand die Antwort in sogenannten Pop-Up Coworking Spaces.
Pop-Up Coworking Spaces bieten all das, was einen Coworking Space auszeichnet:

  • geteilte Schreibtische für das Arbeiten in Gemeinschaft und für Fokusarbeit
  • Plätze zum Telefonieren, zum Teilnehmen an Videokonferenzen
  • Treffpunkte mit gemütlichen Sitzecken
  • Besprechungsflächen
  • WLAN, guten Kaffee und
  • (nicht zu vergessen): professionelles Community-Management.

Die CoWorkLand eG richtet Coworking Spaces sowohl in vorhandenen Immobilien als auch „auf grüner Wiese“ in Pavillon-Ensembles ein.

Einrichtung und Atmosphäre eines Pop-Up Coworking Spaces der CoWorkLand eG werden vermittelt.

Pop-Up Coworking: Arbeiten wo viele gerne leben, sich wohlfühlen!

Jule Lietzau (Leiterin der Begleitforschung bei der CoWorkLand eG und erfolgreiche Betreiberin eines Coworking Space auf dem Land) zum Thema Bedarfsanalyse:

„Die Herausforderung ist, dass die Nachfrage nach einem ländlichen Coworking Space häufig erst mit dem Angebot entsteht. Ein Space muss als Alternative wahrgenommen werden, ehe jemand die Räumlichkeiten nutzt.“ (Quelle: „Kommunen sollten sich herantasten“).

Die aufmerksamkeitsstarken Pop-Up Pavillons haben den dafür zwingend nötigen Aufforderungscharakter. Ihnen gelingt es viele Menschen anzusprechen, neugierig zu machen und zum (erstmaligen) Arbeiten in einem Coworking Space zu motivieren.

Coworking Space auf dem Land: Mehr als ein Platz zum Arbeiten!  

Niemand wird einen Coworking Space auf dem Land aufsuchen, wenn jener lediglich Plätze zum Arbeiten und guten Kaffee bietet. Das funktioniert nicht, weil auf dem Land relativ viele Menschen eigene Arbeitsplätze haben.

Ich habe einen guten Platz zum Arbeiten zu Hause, sogar ein Arbeitszimmer. Wozu soll ich da in einen Coworking Space gehen?“

Ein Coworking Space auf dem Land muss besondere Mehrwerte bieten, muss sich gegen das heimische Arbeitszimmer und den Weg ins Büro abgrenzen, Vorteile gegenüber diesen vertrauten Arbeitsorten aufweisen.

Die Vorteilsargumentation gegenüber dem Weg ins Büro ist relativ einfach:

  • weniger Geld und Zeit für das Pendeln zwischen Wohn- und Arbeitsort
  • weniger Umweltbelastung
  • weniger Stress beim Pendeln
  • mehr Zeit für Familie, Freunde, Hobbies und/oder ein Ehrenamt in der Gemeinde.

Weitaus schwieriger wird es, wenn man zwischen Home Office und Coworking Space abwägt, wenn diese alternativen Arbeitsorte miteinander verglichen werden: Was fördert das arbeiten in einem Coworking-Space (7 gute Gründe für Coworking Spaces)?

  • Persönlichkeitsmerkmale und sich daraus ableitende Bedürfnisse (beispielsweise die Bedürfnisse nach Gemeinschaft und Abwechslung)
  • situativen Faktoren („Wo kann ich in Ruhe arbeiten, wenn zu Hause grad viel los ist, Trubel und Lärm mich stören?“)
  • infrastrukturelle Faktoren (zum Beispiel eine bessere Netzanbindung, attraktive Flächen- und Raumgestaltung)

Ob an einem bestimmten Ort ein Bedarf für Coworking besteht, und welche Zielgruppen diesen Bedarf haben, das kann mit Hilfe eines Pop-Up Coworking Space erkannt werden. Er ist der notwendige Auslöser, um sich vom heimischen Schreibtisch zu trennen.
Hinreichend für eine Analyse von Bedarfen ist er jedoch nicht.

Bedarfsanalyse beim Pop-Up Coworking: Beobachten und Befragen

Es ist unmöglich aus gezeigtem Verhalten (hier: Besuch eines Pop-Up Coworking Space) sicher abzuleiten warum das Verhalten gezeigt wurde und ob Erwartungen erfüllt wurden.

Was sicher aus dem Besuch eines Pop-Up Coworking Space abgeleitet werden kann ist, dass dessen Angebot das Verhalten ausgelöst hat. Es ist ein starkes Zeichen für Zuwendung. Was man jedoch zusätzlich erfragen muss ist die Motivation zum beobachteten Verhalten: Ist es Neugier? Ist es, weil man in Ruhe arbeiten will? Will man in Gesellschaft arbeiten? etc. .

Sowohl die Motivfrage als auch die Frage nach der Zufriedenheit beim Verlassen eines Pop-Up Coworking Space sind unablässig für eine zuverlässige und gültige Analyse der Bedarfe für einen Coworking Space auf dem Land.

66 Tage: Pop-Up Coworking braucht Zeit!

Menschen mit wenig Bedürfnis nach Vertrautem, Sicherheit und viel Wunsch nach Abwechslung schreiben Gewohnheiten in der Regel einen geringen Wert zu. Sie für einen Pop-Up Coworking Space zu begeistern, das ist leicht.

Will man jedoch gegen die bereits bemühte Einstellung: „Ich habe einen guten Platz zum Arbeiten zu Hause, sogar ein Arbeitszimmer. Wozu soll ich da in einen Coworking Space gehen?“ ankommen, dann muss der neue, bisher nicht genutzt Arbeitsort „Coworking Space“ dauerhaft bereitgestellt werden. Nur so gelingt es über Nutzungserlebnisse Haltungen zu verändern.

Meta-Studien zum Thema „Gewohnheiten ändern“ kommen zu der Erkenntnis, dass es zwischen 18 und 254 Tagen dauert, um eine vertraute Verhaltensweisen zu verändern, um eine neue Gewohnheit herauszubilden (How are habits formed: Modelling habit formation in the real world). Im Mittel sind dafür 66 Tage nötig.

Das entspricht ziemlich genau 3 Monaten. Ein Pop-Up Coworking-Space muss somit mindestens 3 Monate angeboten und durchgehend betrieben werden. Und, sofern ein Bedarf erkennbar ist, sollte der Betrieb anschließend reibungslos fortgesetzt werden – entweder in einer Bestandsimmobilie oder in Form eines stationären (Coworking) Pavillon-Parks.

Pop-Up Coworking und Umfragen ergänzen sich somit auf ideale Weise. Gemeinsam liefern sie Antworten auf die Frage ob ein Coworking Space an einem bestimmten Ort erfolgreich sein kann.

Home Office und Coworking: Auf dem Land geht beides am besten!

Es ist kein entweder oder – Home-Office vs Coworking. Das geht beides, kann auf dem Land wunderbar nebeneinander kombiniert werden, sofern ein ausreichender Bedarf vorhanden ist. Pop-Up Coworking Spaces sind bestens geeignet, um diese Bedarfe zu erkennen, herauszubilden und eine Community von Coworker:innen entstehen zu lassen.

Damit das gelingt, braucht es dauerhaft Räumen für flexibles und kreatives Arbeiten – und es braucht eine gelungene Ansprache und Öffentlichkeitsarbeit für Coworking auf dem Land. Jene muss positive Einstellungen formen, Vorteile und Mehrwerte für das Arbeiten in Coworking Spaces aufzuzeigen, Nutzungsanlässe beschreiben und Geschichten über glückliche Coworker:innen erzählen.

Sie wollen auch in Ihrem Wohnort einen Coworking Space haben?

Ich würde mich sehr freuen, wenn ich bei Ihnen Interesse und Neugier wecken konnte. Wenn ich Sie begeistern konnte für Coworking auf dem Land – als Nutzer:in oder potentielle/-r Betreiber:in eines Coworking Space.

Gerne stehe ich weiter an Ihrer Seite: Berate, zeige Möglichkeiten auf und unterstütze bei der Suche und beim Finden von Möglichmachern, Impuls- und Geldgebern. Das tue ich nicht alleine. Mir hilft ein starkes Netzwerk, ein Netzwerk von erfahrenen Betreiber:innen von Coworking Spaces auf dem Land und Coworking-Expert:innen: Die CoWorkLand eG. Ich freue mich sehr Mitglied, Berater und Förderer dieser Gemeinschaft zu sein.
Sprechen Sie mich einfach an: Ich helfe Ihnen Coworking mit der Brille potentieller Nutzer:innen zu sehen und zu analysieren.

Der Beitrag Pop-Up Coworking: In 66 Tagen erkennen ob ein Bedarf besteht! erschien zuerst auf Nutzerbrille.

Wiener Kaffeehäuser, Büros und Coworking Spaces: Über offensichtliche Gemeinsamkeiten und vergessene Erfolgsfaktoren

Wiener Kaffeehäuser, Coworking Spaces und Büros weisen viele Gemeinsamkeiten auf:  Alle drei Orte müssen hervorragenden Kaffee bieten. Sie benötigen attraktive Begegnungsflächen und hervorragenden Service. Ist all das gegeben, dann stimmt die Aufenthaltsqualität – und wenn die Aufenthaltsqualität eines Ortes stimmt, dann werden Menschen angezogen, dann fühlen sich Menschen wohl und sind gerne an dem Ort.

Es gibt also so einiges was Büros, Coworking Spaces und Wiener Kaffeehäuser miteinander gemein haben: Ohne hervorragenden Service, ohne guten Kaffee und attraktive Räume mit hoher Aufenthaltsqualität keine Nutzer:innen, keine Gäste und unzufriedene Mitarbeiter:innen.

Diese Gemeinsamkeiten möchte ich zum Anlass nehmen, um mit Ihnen einen Ausflug in Geschichte und Entwicklung von Wiener Kaffeehäusern zu unternehmen. Im Besonderen möchte ich Sie mitnehmen in die „hohe Zeit“ der Wiener Kaffeehäuser der frühen 1900er Jahre. Ich möchte Ihnen verdeutlichen, was Sie sich als Unternehmer:in, Personal-Manager:in oder Space-Betreiber:in von Wiener Kaffeehäusern abschauen sollten.

Was sollten sich Unternehmen und Coworking Spaces von Wiener Kaffeehäusern abschauen?

Die Antwort ist offensichtlich, die Begründung nachvollziehbar, die Erkenntnis oft verborgen, so dass sie keinen Einfluss auf unser Verhalten hat:

Es sind Menschen, die die Atmosphäre von Orten ausmachen – und es sind Menschen, die andere Menschen anziehen. Sie sind weit wertvoller für eine hohe Aufenthaltsqualität eines Ortes als dessen Möbel oder technische Ausstattung!

Diese Erkenntnisse lässt sich insbesondere aus der wechselhaften Geschichte Wiener Kaffeehäuser ableiten. Es waren stets die Gäste, die über den Erfolg oder Misserfolg eines Wiener Kaffeehauses entschieden. Jene Wiener Kaffeehäuser, die bekannte, inspirierende und geschätzte Persönlichkeiten aus Politik, Kultur, Kunst, Literatur oder Wissenschaft zu ihren Gästen zählen durften waren erfolgreich(er).

Und genau das ist es, was sich Coworking Space Betreiber:innen und Unternehmer:innen von erfolgreichen Wiener Kaffeehäusern abschauen sollten: Es sind die besonderen Typen (w/m/d), es sind herausragende Persönlichkeiten unter den Coworker:innen, die andere anziehen, die andere inspirieren, sie begeistern, einnehmen und unterhalten.

Sie zu gewinnen, dafür lohnt es sich Zeit und Geld einzusetzen. Der „Return on Investment“ besteht in der Gewinnung vieler anderer Menschen, die ihre Zeit, ihr Geld und ihre Energie gerne einzusetzen, um vom heimischen (ab und an wohligen) Schreibtisch (immer wieder) ins Büro zu kommen oder im Coworking Space zu arbeiten.

Glauben Sie nicht? Dann lassen Sie mich diese Behauptung begründen.

In der Besuchsmotivation vereint:
Coworking Spaces, Büros & Wiener Kaffeehäuser

In unseren Büros und Coworking Spaces geschieht die Vernetzung und der (informelle) Austausch mit anderen Menschen selten direkt am Schreibtisch und noch seltener in virtuellen Räumen. Das Kennenlernen neuer Leute, der (informelle) Austausch und das sich gegenseitig Inspirieren findet in angenehmer Atmosphäre statt. Ein gemütlich hergerichteter Lounge-Bereiche mit Café, eine offen gestaltete (Bar-/Treffpunkt-)Küche, das sind Orte, die lockere, informelle Gespräche fördern.

Dieser Austausch mit Kolleg:innen ist eines der zentrale Motive, um sich mit anderen an einem reellen Ort zu treffen. Es sind im Besonderen andere Menschen und die Gespräche mit ihnen, die uns immer wieder motivieren ins Büro zu gehen oder in einem Coworking-Space zu arbeiten.

Auch das sprichwörtliche „sehen und gesehen werden“ treibt uns hin zu Orten, an denen wir Kolleg:innen (Co-Worker:innen) treffen. Die persönlichen Präsenz fördert die eigene Bekanntheit, baut emotionale Nähe auf und festigt Beziehungen. Persönliche Präsenz ist eine der wichtigsten Voraussetzungen, um berufliche (Karriere-)Ziele zu erreichen und spannende Projekte zu bekommen.

Und da haben wir sie, die versprochenen Gemeinsamkeiten zwischen Büros, Spaces und Kaffeehäusern: Andere Menschen, Gespräche in netter Atmosphäre und das „sehen und gesehen werden“ sind wesentlichen Gründe seinen Kaffee nicht zu Hause zu genießen.

Im Geiste vereint!

Was moderne Büros im Allgemeinen und Coworking Spaces im Speziellen mit den Wiener Kaffeehäusern in deren Blütezeit ebenfalls verbindet, das sind deren Werte:

  • gelebte Offenheit
  • größtmögliche Freiwilligkeit
  • leichte Zugänglichkeit und
  • gepflegte Gemeinschaft.

Milena Wälder kommt in ihrer Studienarbeit zum Thema: Kaffeehaus vs. Coffee House – Ein Vergleich zwischen dem Wiener Kaffeehaus und der Coffee House Kette Starbucks denn auch zu diesem beeindruckenden Fazit:

Die Wiener Kaffeehäuser der Jahre 1890 bis zum 2. Weltkrieg entsprechen weit mehr heutigen Coworking Spaces als das für Kaffeehausketten wie Starbucks & Co gilt.

Jetzt aber los: Kommen Sie mit auf die versprochene, kurze Zeitreise in die Geschichte Wiener Kaffeehäuser.

Wiener Kaffeehäuser: Alleinsein in inspirierender Gemeinschaft!

Die Blütezeit Wiener Kaffeehäuser lang im Zeitraum 1890 bis 1940.

Wiener Kaffeehäuser waren in dieser Zeit zentrale Orte der Begegnung, an denen sowohl das „Alleinsein in Gemeinschaft“ als auch die Kommunikation und der Austausch untereinander möglich waren. Nur Wiener Kaffeehäuser boten in jener Zeit diese besondere Atmosphäre, die das Alleinsein und das Erlebnis von Gemeinschaft zugleich möglich machte.

Alfred Polgar beschreibt dies in seiner Theorie des Café Centralein bekanntes Wiener Kaffeehaus das schon seit 1876 existiert – auf ganz wunderbare Art und Weise:

Es gibt Schreiber, die nirgendwo anders wie im Café Central ihr Schreibpensum zu erledigen imstande sind, nur dort, nur an den Tischen des Müßigganges, ist ihnen die Tafel der Arbeit gedeckt, nur dort, von Faulenzlüften umweht, wird ihrer Trägheit Befruchtung. Es gibt Schaffende, denen nur im Central nichts einfällt, überall anderswo weit weniger. Es gibt Dichter und andere Industrielle, denen nur im Café Central der verdienende Gedanke kommt.

Wiener Kaffeehäuser und Coworking Spaces – die Ähnlichkeit wird immer offensichtlicher.

Auch der Tausch von Meinungen, Neuigkeiten, Gerüchten war konstitutives Merkmal eines jeden Wiener Kaffeehauses – und jener Austausch war wiederum die Quelle für Inspiration: Man nahm einen Kaffee und geistige Nahrung zu sich (in Anlehnung an Klaus Thiele-Dormann, Europäische Kaffeehauskultur).

So entwickelte sich eine (starke) Gemeinschaft, und dieser anzugehören, Teil einer Einheit zu sein, wurde zum zentraler Motiv für den Aufenthalt in Wiener Kaffeehäusern.

Persönlichkeiten und Typen (w/m/d) ziehen an!

Wiener Kaffeehäuser liefen in ihrer Hochzeit immer dann gut, wenn sie bekannte, geschätzt und „angesagte“ Persönlichkeiten als Gäste gewannen. Jene zogen weitere an. Sie waren es, die man treffen, sprechen und von denen man sich inspirieren lassen wollte.

Erfolgreiche Kaffeehaus-Betreiber:innen erkannten diesen Zusammenhang recht schnell und taten viel, um besondere Gäste zu gewinnen. Nicht wenige boten bekannten Persönlichkeiten freie Kost und Kontakte zu Mäzen.

Und genau das ist es, was sich Coworking Spaces von Wiener Kaffeehäusern abschauen sollten: Sie sollten sich immer wieder die Frage stellen welche Persönlichkeiten und Typen (w/m/d) sie in ihren Space haben müssen, um andere Coworker:innen anzuziehen.

Unternehmen nutzen die positiven Effekte von besonderen Mitarbeiter:innen auf andere Mitarbeiter:innen schon lange. Getrieben vom Gedanken die für eine Stelle und ein Team besten Leute zu finden, investieren sie viel Geld in die Gewinnung und Auswahl neuer Kolleg:innen. Sie beauftragen gar externe Berater:innen, die mit Hilfe von Tools zum Erkennen von berufsbezogenen Persönlichkeitsmerkmalen die für eine Aufgabe und ein (vorhandenes) Team besten neuen Kolleg:innen finden (Mitarbeiter-Personas als Fundament eines Employee Experience Design).

Coworking Space Betreiber:innen tun diesbezüglich oft zu wenig. Sie investieren Geld und Zeit in die Einrichtung von Räumen und deren technische Ausstattung. Das ist wichtig, keine Frage. Das ist nötig, das sind Basis- bzw. Hygienefaktoren. Und ja, diese Maßnahmen ziehen auch Menschen an. Keine Frage.

Die Anziehungskraft anderer Menschen, besondere Typen (w/m/d) und inspirierenden Persönlichkeiten ist jedoch weitaus größer und nachhaltiger. Und ich bin sicher, dass die meisten Space-Betreiber:innen in der Lage sind jene Typen (w/m/d) und Persönlichkeiten unter ihren Nutzer:innen zu erkennen. Jene zu finden, die andere Menschen begeistern und inspirieren, die kommunikativ stark sind, sich gerne unter Menschen aufhalten, die auf andere anziehend wirken, die Begegnungsflächen und Open Spaces eher zum Arbeiten nutzen als geschlossene Räume.

Auf jene Menschen zuzugehen und sie mit bedarfsorientierten Services, vermittelten Kontakten und Rabatten zum regelmäßigen Space-Aufenthalt zu bewegen, das sollte für die meisten Coworking Space Betreiber:innen machbar sein. Sie werden belohnt mit einer besseren Auslast, einer lebendigeren Gemeinschaft und einer tollen Atmosphäre.

Denn es sind die Menschen, die die Atmosphäre und Gemeinschaft eines Ortes ausmachen und die andere Menschen anziehen.
Wiener Kaffeehäuser der Jahre 1890-1940 haben uns das eindrucksvoll gelehrt.

Ich hoffe meine Überlegungen und meine Zeitreise in die Geschichte der Wiener Kaffeehäuser waren inspirierend für Sie.

Foto Thorsten Wilhelm

Thorsten Wilhelm

Gerne bin ich für Sie da, wenn Sie gemeinsam mit Ihren Mitarbeiter:innen oder Coworker:innen Räume der Begegnung und des Austauschen (neu) gestalten oder passende Typen und besondere Persönlichkeiten identifizieren und auswählen wollen.

Ich biete Ihnen Tipps und Anregungen für eine sinnvolle Vorgehensweise, und gerne zeige  ich Ihnen passende Erfolgsbeispiele für Ihr Anliegen.

Sprechen Sie mich einfach an.

Buchempfehlungen zum Thema „Wiener Kaffeehäuser“

Milena Wälder widmet sich in der Rolle einer Forscherin einem Vergleich von Wiener Kaffeehäusern und der Coffee House Kette Starbucks.
Sie findet Gemeinsamkeiten, zeigt Unterschiede im Geschäftsmodell, dem Service und der Einrichtung auf. Sie werden beim Lesen immer wieder überrascht sein von den vielfältigen Ähnlichkeiten zwischen Coworking Spaces und Wiener Kaffeehäusern. Ich jedenfalls war es oft.

Klaus Thiele-Dormann beschreibt die spezielle Atmosphäre von Kaffeehäusern. Er geht ein auf die Geschichte, Entwicklung, Erfolge und auch Misserfolge von zahlreichen, namentlich genannten Kaffeehäusern. Sein Buch Europäische Kaffeehauskultur erschien im Jahr 1999 und ist das Standardwerk über Kaffeehäuser.

Das Beste zum Schluss:
Es braucht nur wenige kleine Schritt auf dem Weg vom (Wiener) Kaffeehaus zum Coworking Space!  

Das Wiener Kaffeehaus mit seiner speziellen Atmosphäre gibt es nicht mehr. Die Einrichtungen blieben zwar oft erhalten, und man ging bewusst nicht mit der Zeit. Es wurden keine Steckdosen angebracht, nach wie vor liegen Zeitungen aus und der Gebrauch von mobilen Endgeräten ist nicht gern gesehen.

Vieles aus der Blütezeit ist jedoch nicht mehr gegeben: Das Gefühl des „Alleinsein in Gemeinschaft“, der Austausch mit anderen Gästen und das starke Netzwerk unter den Gästen. Auch das Arbeiten in Cafés blieb nach dem zweiten Weltkrieg lange Zeit eine absolute Ausnahme. Niemand hatte dazu ein Bedürfnis – und niemand wäre auf die Idee gekommen seine Schreibmaschine mit ins Café zu nehmen.

Das änderte sich erst wieder mit der zunehmenden Verbreitung von Notebooks und WLAN in Cafés. Cafés wurden nun wieder – gewollt oder nicht – zu einem Platz zum Arbeiten, oft ausgestattet mit zahlreichen Steckdosen zum Laden mobiler Endgeräte.

Cafés wurden zu einer Alternative zum Home-Office: Häusliche Pflichten können (wieder) zu Hause gelassen werden. Man kann sich auf seine Arbeit konzentrieren. Die Geräusche und die Atmosphäre in einem Café wirken stimulierend und anregend – jedenfalls auf die meisten Menschen und bei einem nicht zu hohen Geräuschpegel.

Nur den wenigsten Cafés gelang und gelingt es jedoch von „arbeitenden Gästen“ zu leben. Nicht wenige dieser Gattung bestellen einen Becher Kaffee mit Wasser und arbeiten dann 6-8 Stunden im Café. Ohne eine weitere Gegenleistung und ohne ein schlechtes Gewissen!

Warum? Nun, weil andere es auch tun, weil es geduldet wird, vor allem aber weil jene (Arbeits-)Cafés keine separaten Räume bieten: Räume für Stillarbeit, „Telefonzellen“, Videokonferenzräume, Besprechungsräume, Lesezimmer oder eine Bibliothek. Würden Sie dies tun, so würde sich ihr Geschäft wieder lohnen. Sie würden sich vom (Arbeits-)Café zum Coworking Space wandeln. Eine Entwicklung, die (wieder) Erfolg verspricht. Vollziehen sie diesen Wandel nicht, dann sollten sie weder WLAN noch Steckdosen bieten – und sich bewusst zum klassischen Wiener Kaffeehaus entwickeln.

Mich persönlich würde beides sehr freuen: Gemütliche, zum entspannten Gespräch und Netzwerken geeignete Cafés – ohne (!) arbeitenden Gäste – und Coworking Spaces mit vielen, tollen Menschen.

Der Beitrag Wiener Kaffeehäuser, Büros und Coworking Spaces: Über offensichtliche Gemeinsamkeiten und vergessene Erfolgsfaktoren erschien zuerst auf Nutzerbrille.

Hybride Treffen – praktische Tipps für sinnvolle Einsatzbereiche

Von beiden Welten das Beste: Hybride Treffen – darunter verstehe ich Treffen, bei denen einige Teilnehmer*innen virtuell dabei sind, während andere vor Ort in einem Besprechungsraum sitzen – vereinen die Vorteile von virtuellen und reellen Treffen.

Und, da diese beiden reinen Veranstaltungsformate – 100% virtuell, 100% in Präsenz – unterschiedliche Vorzüge haben, lautet die (Vorteils-)Wertung für hybride Treffen 1+1 = 3. Also im Ergebnis: Von beiden Weiten das Beste und noch etwas obendrauf!

Jene Vorteilsfülle hat, Sie ahnen es sicherlich schon, natürlich ihren Preis. Sie setzt eine (hoch) professionelle Moderation, eine funktionale Technik- und Raumausstattung sowie ein exzellentes Veranstaltungsmanagement voraus.

Und dennoch: Dem Wunsch
Bitte schalten Sie mich remote dazu, ich kann nicht vor Ort teilnehmen!
sollten, ja müssen Sie nachkommen.

Damit Sie diesem Wunsch ruhigen Gewissens nachkommen können, stelle ich Ihnen sinnvolle Einsatzbereiche und zentrale Erfolgsfaktoren von hybriden Treffen vor, und bietet Ihnen nützliche Argumente, um in Zukunft möglichst viele Treffen im hybriden Format anzusetzen.

Vorteile von hybriden Treffen

Die Kosten-Nutzen Bilanz von hybriden Treffen ist für die meisten Sitzungen, Tagungen und Besprechungen sowohl betriebswirtschaftlich als auch volkswirtschaftlich positiv (reduzierter Ausstoß von Kohlenstoffdioxid durch weniger Geschäftsreisen).

Flexibilität ist der zentrale Aspekt, der für hybride Veranstaltungsformate spricht:  Man kann, muss aber nicht an einen Veranstaltungsort reisen. Virtuell oder in Präsenz teilnehmen? – Je nach individueller Neigung und situativen Faktoren können die Teilnehmer*innen diese Frage für sich persönlich beantworten.

Die Möglichkeit einer virtuellen Teilnahme an einer Präsenzveranstaltung spart zunächst einmal Reisezeit, Reisekosten und schont die Umwelt. In Summe trägt das zu einer sehr attraktiven Bewertung auf der Kostenseite bei.

Zugleich gelingt es viel leichter eine kompetente und heterogene Gruppe zusammenzustellen. Vielbeschäftigte Menschen sagen ihre Teilnahme bei einer hybriden Veranstaltung eher zu – sowohl als Teilnehmende als auch Mitwirkende. Erfahrene Dozent*innen und weltweit begehrte Vortragende können leichter gewonnen werden. Menschen die neben ihrem (Haupt-)Beruf Zeit für ihre Familie, Freunde, Hobbies, Ehren- und Nebentätigkeiten haben wollen nehmen eher teil.

Und schließlich, leider allzu oft nicht im Blick: Menschen für die soziale Kontakte einfach nur Stress bedeuten und die ihre Kreativität in vor Ort Treffen daher kaum ausspielen können, können sich bei virtuellen wirksamer einbringen. Das so wertvolle, kreative Potential der „Leisen“, der introvertiert Typen wird bei hybriden Treffen somit besser genutzt (Die Kraft der Stillen).

Und all diese Vorteile, die ja ebenso für rein virtuelle Treffen gelten, werden bei einem hybriden Veranstaltungsformat um die Vorteile von reellen Treffen ergänzt. Von beiden Welten das Beste!

Hybride Treffen: Nicht jede Art von Event eignet sich für dieses Format!

Trotz aller Vorteile sollte nicht jedes Treffen als hybride Veranstaltung stattfinden. Das begründet sich nicht zuletzt aus den zuvor beschriebenen Vorzügen.

Wenn die Gruppe der Teilnehmenden klein ist, klein sein sollte, die Teilnehmende räumlich nahe beieinander sind, das gemeinsame Erarbeiten von Lösungen für Herausforderungen oder die Stärkung des Teamgeists im Vordergrund stehen, dann fällt die Kosten-Nutzen Analyse nur selten zugunsten eines hybriden Treffens aus.

Workshops, bei denen das kreative Potential in der Gruppe zentraler Erfolgsfaktor für das Ergebnis ist, sollten ebenfalls als reelle Treffen durchgeführt werden. Virtuell und hybrid auch machbar, keine Frage, aber im Ergebnis weniger wertvoll.

Veranstaltungen, bei denen die Zielsetzungen darin bestehen ein Team zu formen, sich als Team besser kennenzulernen und den Teamzusammenhalt zu stärken, können rein virtuell oder hybrid durchgeführt werden, sollten es aber nur in Notfällen.

Hybride Teamevents erfordern ein aufwändiges technisches Setup und äußerst intelligente Moderationskonzepte, um die extern Teilnehmenden zu keinem Zeitpunkt auszugrenzen. Small Talk in Pausenzeiten? Hybrid machbar, das bedarf dann aber je extern Teilnehmenden ein Tablet, um auf diese Weise alle virtuellen Teammitglieder mit an die Stehtische im Foyer zu nehmen. Aufwändig und im Ergebnis nicht annähernd so wertvoll wie ein face-to-face Gespräch bei einem 100% reell angesetzten Teamevent.

Sinnvolle Anlässe für hybride Treffen

Hybride Veranstaltungsformate rechnen sich im Grundsatz bei Tagungen (beispielsweise Hauptversammlungen einer AG) und Kongressen – vor allem dann, wenn sie als internationale Veranstaltungen ausgerichtet werden; wenn der Fokus auf Vorträgen und (moderierten) Podiumsdiskussionen liegt, und weniger auf Workshops. Die konstitutiven Vorteile von hybriden Treffen können bei diesen Anlässen voll und ganz genutzt werden.

Seminare und Präsentationen – auch jene Veranstaltungsarten können im hybriden Setting problemlos und mit einer hervorragenden Kosten-Nutzen Relation umgesetzt werden.

Weniger eindeutig ist die (Auswahl-)Entscheidung, wenn es darum geht eine Lösung für ein zuvor beschriebenes Problem in einer offenen, konstruktiven Debatte zu finden oder ein Training durchzuführen.

Bei Veranstaltungen wie Parteitagen, politischen Wahlen, Sitzungen von politischen Gremien (Räte, Ausschüsse) oder Problemlösungssitzungen in Unternehmen muss eine differenzierte, mehrdimensionale Bewertung stattfinden. Hybride Treffen werden sich bei jenen Anlässen immer dann rechnen, wenn eine Vor-Ort Veranstaltung hohe Kosten für die Anreise, Übernachtungen und Verpflegungen verursacht, lange Anreisewege und -zeiten nötig sind und wenn sowohl die Teilnehmenden als auch Veranstalter (Sitzungsleiter*in, Moderatoren) erfahren in der Durchführung und Teilnahme an virtuellen Treffen sind.

Neben der Frage der Reisekosten und Erfahrung mit virtuellen Veranstaltungen sollten bei den genannten Formaten – Sitzungen, Debatten, Diskussion und Problemlösungstreffen – weitere Faktoren bei der Entscheidung einbezogen werden:

  • Liegt der Fokus der Diskussion auf der Sachebene? – ein Ja als Antwort spricht für ein hybrides oder virtuelles Format.
  • Ist der Anteil an (leidenschaftlichen) Selbstdarsteller*innen und Alphatieren (w/m/d) besonders hoch? – Ja! Ein virtuelles oder hybrides Format wird jenen Typen eine deutlich kleinerer Bühne bieten.
  • Kennen sich Teilnehmenden und halten zugleich die Regeln eines konstruktiven Dialogs und einer zielführende Debatte ein? – Falls ja, dann geht die Tendenz in Richtung hybride oder 100% virtuelle Veranstaltung.
  • Liegt der Fokus der Veranstaltung auf der Beziehungsebene, auf der Vermittlung von Emotionen, Stimmungen und Zusammengehörigkeitsgefühlen? – Falls das der Fall ist, dann sind reelle Veranstaltungen unschlagbar.
  • Geht es darum spannungsreiche Teamkonstellationen zu entladen, Konflikte zu lösen? Auch dann gilt: Eine virtuelle oder hybride Umsetzung macht wenig Sinn.

Bei einem Training – verstanden als Seminar mit Übungsanteilen – ist die Frage entscheidend ob die Übungen digital durchführbar sind. Ist das machbar, so sind jene als hybride Treffen problemlos umsetzbar und werden ein hervorragendes Kosten-Nutzen Verhältnis aufweisen.

Halten wir an dieser Stelle als Zwischenfazit fest:
Nicht jeder Anlass für ein Treffen, nicht jede Veranstaltungsart ist für ein hybrides Format geeignet. Stehen Teambildung oder das gemeinsame Erarbeiten einer Problemlösung in einem kreativen Workshop im Vordergrund, dann sind reelle Treffen unschlagbar. Bei nahezu allen anderen Anlässen sind hybride Treffen im Grundsatz machbar und in den meisten Fällen die beste Wahl.

Dementsprechend stellt sich die als nächstes die Frage: Was ist zu beachten, um die Vorteile von hybriden Treffen bestmöglich zu nutzen: Worin bestehen die zentralen Erfolgsfaktoren hybrider Treffen?

Erfolgsfaktor Moderation: Hybride Treffen brauchen mindestens 2 Moderator*innen!

Bei einem hybriden Treffen müssen beide Gruppen – jene vor Ort und die virtuelle – 100% Aufmerksamkeit erhalten. Das gelingt nur dann, wenn zwei Moderator*innen in der Präsenzgruppe eingesetzt werden.

Die/der Co-Moderator/-in ist vor allem für die virtuell Teilnehmenden zuständig,

  • hat jene im Blick, achtet auf deren Integration und Beteiligungswünsche,
  • interagiert mit der/dem anderen Moderator/-in,
  • achtet auf die Zeitplanung,
  • hat einen Blick auf die Technik und ist bestenfalls eine halbe Stunde vor Beginn des Treffens erreichbar, um bei technische Herausforderungen beratend und eingreifend unterstützen zu können (Techniksprechstunde 1-2 Tage vor dem Treffen ist obligatorisch, ersetzt aber nicht den Support unmittelbar vor Veranstaltungsbeginn).

Jene Aufgaben sind äußerst wichtig und herausfordernd – und daher ist die Rolle der „Co-Moderation“ als gleichwertig zur klassischen Moderatorenrolle anzusehen.

Die klassische Moderatorenrolle wird von einer/einem zweiten Moderator/-in eingekommen. Sie/Er fokussiert sich auf die eigentliche Moderation, setzt die zuvor erarbeitenden Moderationstechniken ein und bietet allen Teilnehmenden genügend Gelegenheiten ihre Fragen, Gedanken und Wertungen einzubringen. Dabei gilt: Sie/Er hat alle Teilnehmende im Blick, interagiert mit den vor Ort und virtuell Teilnehmenden gleichermaßen und gibt allen das so wichtige Gefühl eine Gruppe zu sein.

Das ist eine herausfordernde Aufgabenstellung und setzt neben den klassischen Fähigkeiten und Fertigkeiten einer guten Moderation unbedingt auch Erfahrungen mit hybriden Treffen voraus. Sind jene nicht vorhanden, dann muss ein Pretest („Dry Run“) des Moderationskonzepts und technischen Setups stattfinden. Niemand ist in der Lage „aus dem Stand“ sein erstes hybrides Treffen erfolgreich zu moderieren. Die Situation, das Zusammenspiel mit den beiden Gruppen, die Zusammenarbeit im Moderatorenteam und der richtige Einsatz des technischen Setup sind derart spezifisch, dass es mindestens einmal geprobt werden muss.

Stolperfalle sozial-kommunikative Asymmetrie

Die Forderung nach einem erfahrenen Moderatorenteam ist nicht zuletzt darin begründet, dass eine rudimentäre Beteiligung der Online-Gruppe unbedingt verhindert werden muss. Besonders deutlich wird die kommunikative Asymmetrie im Kontext von informellen Gesprächen, die in der Präsenzgruppe in den Pausen- und Randzeiten stattfinden. In diesen Situationen gilt es die virtuell Teilnehmenden einzubeziehen und keinesfalls auszugrenzen.

Diese Integration muss bereits im Vorfeld der Veranstaltung mitgedachte werden. So sollten alle virtuell Teilnehmenden vorab sowohl die Veranstaltungsmappe als auch ein vollständiges Verpflegungspaket bekommen. Letzteres beinhaltet alles was es braucht, um sich in den Pausen mit Speisen und Getränken versorgen zu können.

Während den Pausen sollten die virtuellen Teilnehmer*innen an den informellen Gesprächen teilnehmen können. Dies gelingt beispielsweise durch eine Paarbildung: Jede/-r Teilnehmer/-in in der Präsenzgruppe bekommt einen virtuell Teilnehmenden zugeordnet.  Sie/Er nimmt jene/-n per Tablet mit an die Stehtische im Foyer und auch mit in die Mittagspause. Somit ist jeder der will auch in den Pausen integriert und kann sich am informellen Austausch beteiligen. Technisch aufwändig, keine Frage, aber durchaus lohnenswert.

Alternativ könnten die Pausen für alle Teilnehmenden virtuell gestaltet werden – was den technischen Aufwand einerseits reduziert, was jedoch andererseits einen deutlichen Regelbruch bedeutet, dahingehend in der Präsenzgruppe möglichst keine Notebooks zuzulassen (denn dann driftet ein hybrides Treffen schnell ab in Richtung 100% virtuell). Diese Alternativ sollte daher nur zum Einsatz kommen, wenn alle anderen Möglichkeiten zum Vermeiden sozial-kommunikativer Asymmetrie nicht machbar sind.

Erfolgsfaktor Ausstattung: Technik- und Raumausstattung für gelungene hybride Treffen!

Wie sich beim Thema Pausengestaltung schon andeutete, stellen die technischen Rahmenbedingungen einen weiteren, wichtigen Erfolgsfaktor von hybriden Treffen dar. Hybride Treffen brauchen ein im Vergleich zu reinen Präsenztreffen umfangreiches, technisches Setup (Tipps und Erfahrungen von Denkmodell).

Technisches Setup für hybride Treffen - dargestellt wird welche Kamera-, Audio- und Präsentationstechnik nötig ist.

Setting für hybride Treffen mit Diskussionsanteil (Quelle: Denkmodell)

Das klassische Setup von Präsenztreffen (Leinwand & Beamer) muss ergänzt werden um:

  • Ein digitales Flipchart auf dem alle Teilnehmenden Inhalte darstellen als auch einsehen können – sowohl jene vor Ort als auch die virtuellen Teilnehmer*innen.
  • Die/der Co-Moderator/-in benötigt einen großen Moderationsscreen/-monitor, um die virtuelle Gruppe im Blick zu haben.
  • Nötig auch: Eine automatisch nachfahrende Kamera, die die im reellen Raum sprechende Person erkennt und fokussiert. Gerne ergänzt um einen zweite Kamera, die die gesamte Präsenzgruppe stets im Fokus hat.
  • Neben für Videokonferenzen optimierte Kameras, ist ein modulares Audiosystem nötig, das sowohl die Aussagen der Präsenzgruppenteilnehmer*innen, jene der Moderator*innen als auch den remote zugeschaltet Teilnehmenden in guter Qualität transportiert.
  • Wenn mehrere Kameras, Lautsprecher und separate Mikrofone zum Einsatz kommen, dann ist ergänzend eine Steuerungseinheit für die Audio-/Videokanäle („Mischpult“) notwendig.

Der physische Raum benötigt eine exzellente Akustik, flexible Gestaltungsmöglichkeiten für die  Beleuchtung und einen guten Blick „von draußen“ und „nach draußen“, wozu ganz wesentlich eine sichere und schnelle Netzanbindung beiträgt.

Je größer die Anzahl der in Präsenz Teilnehmenden, desto aufwändiger wird das technische Setup. Ab einer Präsenzgruppe von 20-25 Teilnehmer*innen sollte das Moderatorenteam um eine/-n Kamerafrau/-mann erweitert werden, die/der sich sowohl der Steuerung der Lichtquellen, Kameras, Lautsprecher und Mikrofone als auch der Lösung von technischen Problemen annimmt.

Will man zudem die Arbeit in hybriden Kleingruppen möglich machen, dann braucht es bestenfalls mehrere, entsprechend eingerichtete Räume. Improvisierend können auch Tablets eingesetzt werden, die je Gerät einen virtuell Teilnehmenden in eine Kleingruppe „reinholen“ und aktiv teilnehmen lassen – vergleichbar mit der zuvor beschriebenen Tablet-Lösung für die Pausen.

Von beiden Welten das Beste – und noch etwas obendrauf!

Ich hoffe ich konnte Sie ein vertraut(er) machen mit den Vorzügen von hybriden Treffen, konnte Werben für dieses sinnvolle Veranstaltungsformat der Zukunft, konnte einen Beitrag leisten, damit Sie der Bitte Ihre Mitarbeiter*innen, Kund*innen und Partner nachkommen können, wenn Sie von jenen das nächste Mal den Wunsch hören:

Bitte schalten Sie mich dazu, ich kann nicht vor Ort sein!“.

Lassen Sie sich dann nicht von den Herausforderungen und Anforderungen an die Moderation und Technik abschrecken. Sowohl Veranstaltungsdienstleister in Hotels, Coworking Spaces, Veranstaltungslokationen und Unternehmen als auch Moderator*innen werden die nötigen Anforderungen gerne erfüllen. Vielleicht noch nicht alle in den Jahren 2021/2022, spätestens jedoch in 2025 wird (fast) jeder Besprechungs- und Veranstaltungsraum über die nötige Technik verfügen und Sie die nötige Erfahrung haben, um hybride Treffen mit Erfolg durchzuführen.

Foto Thorsten Wilhelm

Thorsten Wilhelm

Und bis dahin unterstütze ich Sie gerne bei der Auswahl und dem Aufbau der Technik, biete Ihnen Moderationserfahrung und Hilfe, damit Sie typische Stolperfallen beim Konzipieren, Durchführen und Nachbereiten Ihrer hybriden Treffen meiden.

Sprechen Sie mich gerne an.

Der Beitrag Hybride Treffen – praktische Tipps für sinnvolle Einsatzbereiche erschien zuerst auf Nutzerbrille.

Home Office, unterwegs, im Büro oder Coworking Space: Tipps für Remote Worker (w/m/d) zur Wahl des Arbeitsortes

Im Jahr 2000 wäre es mir mit hoher Wahrscheinlichkeit gelungen abzuschätzen wo Sie sich befinden während Sie diesen Artikel lesen. Heute gelingt mir das ganz sicher weniger gut: Immer mehr Menschen haben, fordern oder bekommen die Freiheit ihren Arbeitsort selbst zu wählen. Immer mehr Unternehmen und Unternehmer*innen denken und handeln bei Fragen rund um das Thema Arbeitsort „Remote First“. Und immer mehr Wissensarbeiter*innen bezeichnen sich eher als Remote Worker (w/m/d) denn als Büroarbeiter.

Profilfoto von Tobias Kollewe (Coworker & Remote Worker aus Leidenschaft)

Tobias Kollewe

Das alles trifft ganz sicher auch auf Tobias Kollewe zu.
Tobias ist Gründer und Vorstand der cowork AG, welche sich auf die Entwicklung und den Betrieb von Coworking Spaces spezialisiert hat.
Er hat den Bundesverband Coworking Spaces Deutschland e.V. gegründet und steht ihm als Präsident vor. Und schließlich ist er erfahrener E-Commerce Experte und als erfolgreiche Unternehmerpersönlichkeit in mehreren Aufsichtsräten tätig.

Vor allem ist Tobias aber ein sehr erfahrener Remote Worker.
Und in dieser Rolle konnte ich mit Tobias sprechen. Ich möchte Sie in diesem Artikel an Tobias‘ Erfahrungen als Remote Worker teilhaben lassen. Zudem möchte ich Ihnen einen kurzen Blick in das Buch: „Remote Work – 116 Tipps für die Arbeit unterwegs, im Home Office und Coworking-Space“ gewähren.  Dieses Buch hat Tobias gemeinsam mit drei weiteren Autor*innen geschrieben. Sie dürfen sich freuen auf konkrete Tipps und Anregungen zu den Themen: Gesundheit am Arbeitsplatz, Pausengestaltung, Arbeiten im Zug und im Coworking Space.

Remote Worker (w/m/d) ohne eigenen Schreibtisch

Tobias, Du arbeitest seit vielen Jahren mobil: Zu Hause, unterwegs im Zug und in Coworking Spaces, ab und an in Cafés und Hotels.
Welche Arbeiten und Aufgaben erledigst Du am liebsten an Deinem Schreibtisch zu Hause?

Tobias: Um ehrlich zu sein: am liebsten gar keine. Ich arbeite schon seit vielen Jahren mal mehr, mal weniger remote. Und dabei am wenigsten gerne von daheim. Das liegt aber nicht daran, dass ich etwa eine strikte Trennung zwischen Home und Office haben möchte.
Der Grund ist viel profaner: ich habe zuhause keinen vernünftigen Platz zum Arbeiten. Also genau an diesem „Schreibtisch zu Hause“ fehlt es mir. Und das finde ich auch gar nicht schlimm.

Gesundheitstipps für Remote Worker (w/m/d)

Gesundheit beim mobilen Arbeiten, beim Arbeiten von unterwegs oder im Home Office ist ein bedeutsames Thema. Bewegung, Ernährung, Schlafen – richtig gut umgesetzt, sind das wesentliche Erfolgsfaktoren für dauerhaft hohe Produktivität. Welche Erfahrungen hast Du damit gemacht und welche Anregungen hast Du zum Thema „Remote Work & Gesundheit“ für meine Leser*innen?

Tobias: Egal wo Du arbeitest, schaff Dir Routinen. Gerade weil ich daheim immer noch kein richtiges Arbeitszimmer habe, ist der Weg vom Frühstückstisch zum Notebook manchmal einfach zu kurz. Ich glaube, diese Erfahrung haben viele Menschen gemacht: es ist doch etwas anderes, wenn man sich  morgens „fein fürs Büro“ machen muss oder ob man auch in der (lagerfeldschen) Jogginghose vom Sofa aus arbeiten kann.
Sich auf die Arbeit vorzubereiten, einen eigenen organisatorischen Terminplan inklusive Feierabendzeit einzuhalten, das kann schon viel dazu beitragen, besser und gesünder remote zu arbeiten. Das sind zumindest meine Erfahrungen.
Wesentlich für Gesundheit am Arbeitsplatz ist aber in jedem Fall ein „richtiger“ Arbeitsplatz, also mit ergonomischem Stuhl, der Möglichkeit vom Sitzen zum stehenden Arbeiten zu wechseln, genügend Licht und ausreichend Ruhe. Für mich alles Gründe, lieber im Coworking Space zu arbeiten.

Pausenzeiten richtig planen: „Mach Pause um 15:00 Uhr!“

Als aufmerksamer und begeisterter Leser des Buchs „Remote Work – 116 Tipps für die Arbeit unterwegs, im Home Office und Coworking-Space“ kenne ich die Anregung: „Mache Pause um 15:00 Uhr!“. Warum ist das so wichtig und welche weiteren Tagesroutinen empfiehlst Du einer/einem Remote Worker*in, die/der mehrere Tage pro Woche im Home Office arbeitet?

Tobias: Vielen Dank. Es freut mich, dass Dir unser Buch gefällt. Zu Deiner Frage: Dass die meisten Menschen zwischen zwölf und ein Uhr Mittagspause machen, liegt vermutlich daran, dass sich die Arbeitszeit so gut teilen lässt. Zumindest, wenn man von einem klassischen Arbeitszeitmodell ausgeht.

„Es ist viel ergiebiger, nicht die Arbeitszeit zu teilen, sondern die Wachzeit.“

Und für die meisten liegt dieser Punkt deutlich später am Nachmittag. Achte mal bei Dir selbst darauf: Hast Du nicht oft auch am frühen Nachmittag einen kleinen Tiefpunkt. Diesen natürlichen Tiefpunkt als Pause zu denken, kann sehr hilfreich sein.
Die Tagesroutinen muss aber jeder für sich selbst entwickeln. Ich glaube, dass das wichtiger wird, je mehr die Grenzen zwischen Arbeits- und Privatleben verschwimmen.

Home Office, Büro oder Coworking Space: Über die Herausforderung als Remote Worker (w/m/d) den richtigen Arbeitsort zu finden!

Lass uns den Blick weg von Dir, einem erfahrenen und in ortslosen Teams sich wohlfühlendem Remote Worker, hin zu Angestellten in Unternehmen richten. Nehmen wir eine leitende Bankangestellte, tätig im Bereich Marketing & PR. Sie hat im Jahr 2020 mobiles Arbeiten erstmals kennen und schätzen gelernt. Seitdem kann sie ihren Arbeitsort selbständig wählen: Büro, zu Hause und Coworking Space.
Wann empfiehlst Du, sollte sie in einem Coworking Space arbeiten, welche Aufgaben dort bestenfalls erledigen und welche Intentionen mit dem Besuch eines Coworking Space verfolgen?

Tobias: Die Frage nach der Wahl des richtigen Arbeitsortes ist gar nicht so einfach zu beantworten – zumindest nicht pauschal.
Wir sind bei uns intern dazu übergegangen, vom „Platz zum Arbeiten“ statt vom „Arbeitsplatz“ zu sprechen – also unabhängig von Regelungen und ergonomischen Schreibtischstühlen.

„Ich denke, dass man den Menschen die Freiheit geben sollte, den für sie passenden Ort zu wählen, wenn das aus Sicht der zu verrichtenden Arbeit möglich ist.“

Ich telefoniere zum Beispiel am liebsten im Gehen oder mit Blick in die Ferne, konzeptionell arbeite ich am liebsten an einer großen Whiteboard-Wand. Und zum Schreiben sitze ich am liebsten im Zug oder mit Blick aufs Meer. Wenn man sich nicht selbst acht Stunden am Tag an den gleichen Stuhl fesselt, sondern für ausreichend Abwechslung sorgt, dann hat man schon viel gewonnen.
Ob die leitende Bankangestellte jetzt eher daheim oder im Space oder im Büro arbeiten sollte, das lässt sich so nicht beantworten, weil es von zu vielen individuellen Faktoren abhängt. Nehmen wir einen der offensichtlichsten: Pendelstrecke. Es lässt sich ja keine Empfehlung aussprechen, in einen 20 Kilometer entfernten Space zu fahren, wenn das eigene Büro nur 10 Kilometer entfernt ist.

„Wichtig ist mir, dass wir uns weiter von dem Gedanken entfernen, dass ich zum Arbeiten ins Büro fahren muss und es dazu keine Alternative gibt.“

Historisch betrachtet wurde das ninetofive-Arbeitszeitmodell an das Dreischicht-System der Produktion angegliedert. Und der Arbeitsort für den klassischen Büroangestellten war natürlich im selben Komplex untergebracht, wie ebendiese Produktion.
Nun haben sich in den letzten Jahren hier aber insbesondere Dank der Digitalisierung viele andere Möglichkeiten ergeben. Zum einen bin ich örtlich oft nicht mehr an das Büro gebunden, kann mir also die Pendelei sparen. Zum anderen bin ich in vielen Branchen nicht an das Schichtsystem der Produktion gebunden. Also kann ich, zumindest was diese Faktoren anbelangt, doch eigentlich auch unabhängig von Zeit und Ort arbeiten.
Warum also nicht daheim, am Strand oder im Coworking Space …?

Arbeitsort Coworking-Space – eine attraktive Alternative zum Home Office und Büro?

Tobias: Meine ehemalige Kollegin Laura Schwarz hat in ihrer Studie an der Hochschule Augsburg Menschen (Coworking vs. Homeoffice – Alternativen zum klassischen Büro), die beide Arbeitsorte kennen, danach befragt, ob sie lieber im Home Office oder im Coworking Space arbeiten würden. Die Antworten waren eindeutig: alle befragten würden den Coworking Space bevorzugen. Aus den unterschiedlichsten Gründen, mit den unterschiedlichsten Aufgabenstellungen. Das finde ich schon beeindruckend.
Ich kann jedem nur empfehlen, sich die Arbeit in Coworking Spaces einmal anzusehen, um ein Gefühl dafür zu bekommen, ob das ein geeigneter Ort sein könnte – für welche Aufgabe auch immer. Also einfach mal reinschauen und ausprobieren.

Gibt es Wochentage, die besonders gut für ein Arbeiten im Coworking Space geeignet sind?

Tobias: Aus meiner Erfahrung ist es in den meisten Spaces freitags immer am wenigsten los. Ob das jetzt gut oder schlecht ist, mag ich nicht beurteilten. Toll finde ich, dass die meisten Coworking Spaces keine zeitliche Beschränkung haben. Ich kann also rund um die Uhr dorthin gehen, auch am Wochenende und an Feiertagen. Eben genau dann, wenn ich hinwill.

Nach welchen Kriterien sollte man seinen Arbeitsort wählen: Ist es die Aufgabe, die den Arbeitsort entscheidend bestimmen sollte, sind es eher die persönliche Vorlieben oder sollte man das vor allen von den situativen Faktoren abhängig machen?

Tobias: Ach, es sind so viele Faktoren. Ich denke nicht, dass man die Wahl des Arbeitsortes anhand einer Checkliste abarbeiten kann. Das hängt für die meisten Menschen ja oft weniger von Vorlieben oder Aufgaben ab, sondern vom Vorgesetztenverhalten und von der sozialen Blase. Ich finde die Flexibilisierung der Möglichkeiten wichtig. Und dazu gehört für mich auch, dass wir uns mit den Angeboten der Arbeitsplatzwahl nach den Bedürfnissen der Arbeitenden richtigen und den Fokus nicht ausschließlich auf die Wünsche der Arbeitgeber legen. Dann hätten wir schon viel erreicht. Dazu gehört für mich übrigens auch zu akzeptieren, wenn jemand seinen festen Arbeitsplatz im Büro mit festen Arbeitszeiten haben möchte.

Tipps zum „Leben & Arbeiten“ in Zügen der Deutschen Bahn

Kommen wir abschließend zu einem Deiner Lieblingsthemen: #officeonrails. Arbeiten auf Reisen, insbesondere im Zug.
In eurem Buch gibt es dazu viele Empfehlungen von Dir: Angefangen vom Buchen der richtigen Zugverbindung („Fahr am Vorabend hin!“), der Platzwahl im Zug, über den Kauf von Kabeln, Notebooks und Taschen bis hin zur Wahl des Netzbetreibers („Wechsle zur Telekom!“).  Allein diese Tipps sind es Wert Dein Buch zu kaufen.

Tobias: Vielen Dank.

Ich möchte die Gelegenheit dieses Interviews mit Dir für einen Ausblick in Sachen #officeonrails nutzen:
Was empfiehlst Du der Deutschen Bahn, damit das Arbeiten im Zug noch angenehmer und produktiver wird?

Tobias: Ganz ehrlich – da gibt es nichts zu empfehlen. Ich bin mit der Deutschen Bahn und ihrem Angebot eigentlich rundum zufrieden. Wenn es ein Wunschkonzert wäre, dann würde ich mir natürlich noch viel mehr DB Lounges oder gar Coworking Spaces an kleineren Bahnhöfen wünschen, wenn ich den Anschlusszug mal wieder verpasst habe und in Braunschweig oder Stuttgart gestrandet bin. Aber bezüglich der Arbeit im Zug, sei es WLAN, Platzangebot oder Service, da habe ich keine Empfehlung. Entweder bin ich inzwischen abgestumpft oder einfach nur zufrieden. Ich tippe auf Letzteres.

Vielen Dank, lieber Tobias, für diese tiefen Einblicke in Deinen Erfahrungsschatz zum Thema „Remote Work“, die zahlreichen Tipps und Deine Gedanken zu den Vorteilen von Coworking Spaces für Remote Worker (w/m/d). Ich freue mich schon jetzt auf weitere, spannende Bücher zu diesen Themen von Dir und hoffe, dass wir bald wieder die Gelegenheit für ein Interview haben werden.

Buchtipp für Remote Worker (w/m/d)

Buchdeckel des Titels Remote Work 116 TippsRemote Work – 116 Tipps für die Arbeit unterwegs, im Home Office und Coworking-Space.

Autor*innen:
Tobias Kollewe, Denise Ruhrberg, Dr. Axel Minten und Michael Keukert
116 Tipps auf 156 gehaltvollen Seiten.

 

 

 

Der Beitrag Home Office, unterwegs, im Büro oder Coworking Space: Tipps für Remote Worker (w/m/d) zur Wahl des Arbeitsortes erschien zuerst auf Nutzerbrille.

Tourismuszukunft – ein menschenzentriertes Remote-First Netzwerkunternehmen

Mit einem menschenzentrierten Gestaltungsansatz lassen sich nicht nur erfolgreiche Produkte und Services gestalten: Ein menschenzentrierter Gestaltungsansatz ist auch eine hervorragende Grundlage, um Teams zu formen, dauerhaft zusammenzuhalten und ihnen eine optimale Arbeitsumgebung zu bieten.

Florian Bauhuber im Portrait

Florian Bauhuber

Florian Bauhuber hat das früh erkannt:
Sowohl als Geschäftsführer des Netzwerkunternehmen Tourismuszukunft – Realizing Progress als auch Berater für die Tourismusbranche, wendet Florian einen menschenzentrierten Gestaltungsansatz mit großem Erfolg an.

Und das bereits seit vielen Jahren!

Florian hat das Unternehmen Tourismuszukunft im Jahr 2006 gegründet. 7 Jahre lang führte er es in einer klassischen Organisationsform – mit Hierarchien und umsetzenden Mitarbeiter*innen.

Bereits im Jahr 2013 gab Florian dem Unternehmen eine innovative, zu den Werten der Generation Y besser passende Organisationsform: Er wandelte das Rollenverständnis seiner Mitarbeiter*innen, machte sie zu Gestaltenden statt Umsetzenden, bildete selbstorganisierte (Projekt-)Teams, gab Verantwortung ab, löste Hierarchien auf und gab seinem Team die Vision die Tourismusbranche nachhaltig zu verändern.

Im Ergebnis wandelte er das Unternehmen Tourismuszukunft in ein modernes, wirtschaftlich erfolgreiches Netzwerkunternehmen, dessen Mitarbeitenden sich als Unternehmer*innen fühlen. Jede/-r Netzwerkpartner*in entscheidet wann, wo und mit wem er/sie zusammenarbeitet. Stets mit dem Ziel dem Auftraggeber den bestmöglichen Service zu bieten. Ein festes Büro – so etwas gibt es bei Tourismuszukunft schon lange nicht mehr!

Ich finde das sind viele, sehr gute Gründe, um von Florian zu erfahren wie ein Remote-First Unternehmen in der Organisationsform eines Netzwerkunternehmen erfolgreich geführt werden kann.

Wie alles begann: Vom klassischen Unternehmen zum ortslosen Netzwerkunternehmen!

Florian, Du führst die Geschäfte eines Unternehmens ohne Firmenzentrale: Tourismuszukunft bietet seinen Mitarbeitenden weder ein Büro, noch stellt es ihnen einen Arbeitsplatz zur Verfügung. Was war der ausschlaggebende Grund für Dich bereits im Jahr 2013 ein ortsloses (Berater*innen-)Team aufzubauen?  

Florian Bauhuber: Im Rahmen meiner Promotion habe ich mich intensiv mit Innovationsprozessen in Unternehmen beschäftigt. Kernfrage war dabei: Wie müssen Unternehmen im Zeitalter der Digitalisierung gestaltet sein?
Alle Erkenntnisse dieser Arbeit habe ich nicht in den Doktortitel, sondern in Tourismuszukunft gesteckt. Die Chance, diesen Wandelprozess einzuleiten, hatte ich nur, da zwei meiner Mitgründer im Jahr 2013 beschlossen haben das Unternehmen zu verlassen.
Tourismuszukunft war vorher eine „klassische“ Agentur, die vor allem das Thema Social Media bediente. Wir waren ein hierarchisches Unternehmen mit Bereichen, Bereichsleiter*innen, klar definierten Prozessen und natürlich einem Büro mit Kicker.
Wir dachten damals, dass wir ein cooles, junges und progressives Unternehmen sind. Wir waren aber alles andere als das:
Wir waren mitten in der Wachstumsfalle angekommen.

Identifikation, Identität und Zusammenhalt in ortslosen Teams

Tourismuszukunft ist ein Netzwerkunternehmen: Die Mitarbeitenden sind Expert*innen ihres Fachs, die als selbständige Unternehmer*innen Projekte akquirieren und im Team durchführen. Jede/-r hat eine feste Home-Base, wählt aber seinen Arbeitsort je nach Tätigkeit, persönlichen Vorlieben und den Erfordernissen ihrer/seiner Kunden. Unter diesen spezifischen Rahmenbedingungen ist es euch dennoch gelungen nach außen eine klare, einheitliche und starke Identität auszustrahlen: Die Marke „Tourismuszukunft“ wird verbunden mit Adjektiven wie innovativ, jung, kompetent, flexibel, partnerschaftlich und dynamisch. Worin bestehen die zentralen Erfolgsfaktoren für diese Einheitlichkeit im Denken, Handeln und Auftreten nach außen?

Florian Bauhuber: Wir haben gemeinsam im Team unseren Markenkern, d.h. unsere Werte, fixiert und eine Vision für unser Handeln erarbeitet. Dieser Markenkern wird durch ein Markenteam gepflegt, d.h. alle markenrelevanten Entscheidungen werden durch dieses Markenteam getroffen. Das Markenteam wird jedes Jahr neu gewählt; jede*r Netzwerkpartner*in kann sich hier einbringen.

Zu den wichtigsten Entscheidungen des Markenteams gehört der Auswahlprozess für neue Netzwerkpartner*innen. In diesem Prozess wird nicht nur auf die Kompetenzen der jeweiligen Bewerber*innen geachtet, sondern auf seine/ihre Werthaltung. In zahlreichen Einzelgesprächen versuchen wir folgende Fragen zu klären:

  • Wie geht er/sie mit Veränderung um?
  • Was ist ihm/ihr wirklich wichtig?
  • Welche Werte trägt er/sie in sich? Passt er/sie in unser Team?
  • Hat er/sie die nötige digitale DNA?

Das Expert*innen-Netzwerk hinter Tourismuszukunft wächst stetig.
Wie gelingt es euch neue Expert*innen zu gewinnen, die zu euch, zu eurer Identität und Vision passen? 

Florian Bauhuber: Das ist gefühlt relativ einfach. Die Art zu arbeiten und zu leben ist attraktiv. Wir wissen für was wir stehen und erzählen das auch. Durch unsere gelebte Wertekonsistenz und die konsequente Umsetzung in unserer Kommunikation geben wir ein klares Bild nach draußen ab: das wirkt auf Endkunden ebenso wie im Employer Branding. Das heißt, dass neue Expert*innen sehr oft auf uns zukommen, weil sie unsere Art und Weise des Lebens auch erleben wollen.
Wir lehnen aber auch definitiv mehr Akteure ab, als wir ins Team holen – die Nachfrage ist da, was uns sehr freut.

Entscheidungsfindung in ortslosen Netzwerkunternehmen

Wie werden bei Tourismuszukunft unternehmerische Entscheidungen getroffen? Nehmen wir zur Beantwortung dieser Frage einfach mal eure Marketing-Aktivitäten: Wie entwickelt und vereinbart ihr eure Marketing-Ziele und Marketing-Strategie?

Florian Bauhuber: Wie vorher schon angesprochen, ist unser Markenteam für markenrelevante Entscheidungen zuständig.
Projektbezogene Entscheidungen obliegen den jeweiligen Netzwerkpartner*innen, die im Kundenprojekt beteiligt sein; z.B. das Pricing oder auch die Bestandteile des Projekts. Wir versuchen Projekte im Markt zu realisieren, die Spuren hinterlassen. Letztendlich entscheiden unsere Netzwerkpartner*innen, was sie für richtig und sinnvoll erachten.

Tourismuszukunft bei der Arbeit: Terrasse statt Büro, Post-It statt Powerpoint

Kreativität und Flexibilität schlägt Planung!

Es gibt keine klassische Unternehmensstrategie mit Wachstumsfeldern, Marketing-Zielen und einer Marketing-Strategie. Dadurch sind wir gleichzeitig agil und flexibel und können aufgrund unserer Grundhaltung sehr schnell auf Trends oder Veränderungen reagieren.
Beispiele hierfür sind die #ITBdigital, die wir als Alternative zur 2020er ITB bereits am Tag der Corona-bedingten Absage verkündet haben. Oder unsere Zukunftstage für die Tourismusbranche, die wir gemeinsam quasi über Nacht organisiert und realisiert haben.

Teamarbeit in ortslosen Teams: Braucht es spezielle Tools?

Lass uns nun die kulturelle Ebene der Unternehmensführung verlassen und einen Blick werfen auf die technologische Ebene. Welche Tools setzt ihr ein, um eure Projekte in virtueller Teamarbeit erfolgreich durchzuführen? Und auf welchen Wegen kommuniziert ihr untereinander, wenn ihr an verschiedenen Orten arbeitet?

Florian Bauhuber: Unser Tool-Stack hat sich in den letzten Jahren oft verändert. Es gibt allerdings zwei Komponenten, die uns bereits seit 2013 begleiten: Google Workspace (Gmail, Drive, etc.) und WhatsApp.
In WhatsApp bilden wir die alltägliche Kommunikation ab: zu Projekten, zu internen Themen bis hin zu privaten Diskussionen und Einblicken. Google bildet unsere technologische Basis für Dateien & Mail – und lange Zeit auch für Videokonferenzen. Aber Google Hangout wurde mittlerweile von Zoom für unsere internen und externen Videocalls abgelöst.
Für das Projektmanagement ist auch noch Trello im Einsatz. Als CRM nutzen wir Hubspot.

„Am Ende kommt es aber nicht auf die Tools an, sondern auf das Wollen und Können der Teammitglieder – umso wichtiger ist es, auf die richtige Werthaltung zu achten.“

Über die Herausforderung die richtigen Arbeitsorte in ortslosen Teams zu finden!

Für euch als Berater*innen ist der Arbeitsalltag geprägt von Abwechslung und Vielfältigkeit: Ihr dürft Gruppendiskussionen moderieren, in Design Workshops neue Produkt- und Serviceideen entwickeln, die Ergebnisse eurer Arbeit in Gutachten oder Präsentationen darstellen und in Forschungsprojekten Befragungen und Interviews durchführen. Zahlreiche, recht unterschiedliche Aktivitäten, deren optimale Erledigung ganz sicher auch vom Arbeitsumfeld und dem Arbeitsort abhängt. Lass uns in diesem Kontext doch einmal einen Blick auf eine typische Arbeitswoche von Dir werfen: An welchen Orten erledigst Du welche Aufgabe bzw. Aktivität am liebsten? 

Florian Bauhuber: Meine typische Arbeitswoche hat sich 2020 massiv verändert. Klassischerweise war ich mindestens drei Tage die Woche für Workshops vor Ort beim Kunden. Das Reisen zu den schönsten Orten im deutschsprachigen Raum habe ich auch sehr genossen. Seit März hat sich das radikal gewandelt. Mittlerweile mache ich alle meine Workshops mittels Zoom, Mural und Co. Waren es früher oft Tagesworkshops, teilen sich heute die Tage oft in zwei Workshops mit zwei unterschiedlichen Kunden. In Folge hat sich die Workshop-Anzahl pro Woche durch Corona deutlich erhöht; auch weil keine Reisezeiten mehr existieren.
Mein Arbeitsort befindet sich mit wenigen Ausnahmen seit März in meiner Wohnung. Abgesehen von wenigen Kundenterminen und den gemeinsamen Co-Livings mit meinen Kollegen aus dem Tourismuszukunft-Team.

Teamspirit in ortslosen Netzwerkunternehmen pflegen: Über den besonderen Reiz des Co-Living!

Wie oft kommt es vor, dass ihr alle an einem Ort zusammenkommt? Und: Wozu trefft ihr euch als Team ganz reell an einem Ort?

Florian Bauhuber: Mit dem gesamten Team haben wir uns in diesem Jahr (2020) zweimal getroffen; einmal zu unserem Co-Living in Berlin, bei dem wir uns eine Woche Zeit für uns genommen haben. Das zweite kürzere Treffen war im Rahmen unseres Tourismuscamps, dem ersten Barcamp für die Tourismusbranche, das wir mittlerweile auch als wandernde Veranstaltung organisieren. Neben den Treffen in großer Runde werden allerdings zahlreiche kleinere Co-Livings organisiert, in dem dann konkrete Themen oder Destinationen im Mittelpunkt stehen.

Wir lieben es, an neuen Orten zu arbeiten und den Flair und Spirit der Destination aufzusaugen. Beispiele hierfür sind Ljubljana, Kopenhagen, London, Sizilien, Leipzig, Ischgl oder Interlaken. Der Hauptgrund für unsere physischen Treffen ist aber physische Nähe. Wir müssen uns ab und zu spüren. Das machen wir dann umso intensiver, indem wir uns nicht nur in Meetingräumen treffen, sondern gemeinsam kochen, wandern, etc. .

Was zeichnet einen Ort bzw. Treffpunkt aus, damit er in die engere Auswahl für ein „Co-Living“ kommt? Was muss er euch zwingend bieten? 

Florian Bauhuber: Die Anforderungen haben sich in den letzten Jahren gewandelt. Zog es uns früher oft in eine gemeinsame Villa mit Offenheit und großen Außenanlagen, sind wir heute für unser großes Co-Living oft im urbanen Bereich. Dieses Jahr waren wir in Berlin im The Student Hotel, einem Hotel perfekt geeignet für uns.

Teammitglieder des Netzwerkunternehmens Tourismuszukunft

Tourismuszukunft Team 2020 beim Co-Living in Berlin

Grundsätzlich brauchen wir eine gute Erreichbarkeit mit ÖPNV/Flug, tolles Internet, vielseitige Arbeitsmöglichkeiten im öffentlichen Raum und viel Flexibilität bei der Versorgung mit Essen & Trinken. Am Ende darf das auch noch gut designed und am Besten noch flexibel stornierbar sein. Hört sich nach einer komplexen Suche an. Das ist es auch oft, vor allem bei vielen Individuen mit individuellen Ansprüchen.

Zurück ins (feste) Büro – eine Vision für Tourismuszukunft?

Lass uns zum Schluss mal die Annahmen treffen, dass es (zukünftige) Entwicklungen und Rahmenbedingungen gibt, die euch bei Tourismuszukunft dazu bewegen ein „Headquarter“ – im Sinne eines festen Büros – einzurichten: Wie würdet ihr die Fläche und Räume eurer Firmenzentrale gestalten?

Florian Bauhuber: Gute Frage. Nie darüber nachgedacht, weil ich mir nicht vorstellen kann, unter welchen Entwicklungen das Sinn machen würde. Wir waren ja schon mal in der Situation ein Büro zu haben. Und wir vermissen nichts.
Aber nehmen wir mal den fiktiven Fall an. Dann müsste das Headquarter so aussehen wie die Orte für unsere Co-Livings – also letztendlich auch Übernachtungsmöglichkeiten bieten; da nie mehr alle Kolleg*innen an einem Ort leben werden. Wir brauchen allerdings immer neue Eindrücke und Impulse – in Folge müssten wir das Headquarter auch immer mitnehmen können – quasi als Mobile Home.

Siehst Du am Horizont mögliche Entwicklungen und Rahmenbedingungen aufziehen, die euch zu einem festen Büro („Headquarter“) hinführen könnten? 

Florian Bauhuber: Nein. Für uns gibt es kein zurück. Wenn jemand der Netzwerkpartner*innen das Bedürfnis nach einem Büro oder Coworking-Space hat, kann er das jederzeit tun. Aber für uns als Tourismuszukunft ist das Thema durch. Was nicht heißt, dass bei uns alles perfekt ist. Natürlich fehlen in manchen Situationen Flurgespräche bzw. persönliche Treffen mit den Kolleg*innen. Natürlich ist das Home Office in Corona-Zeiten ein schwieriger Spagat zwischen Familie und Job. Manchmal ist das Konsens finden zwischen den Individuen schwierig. Und natürlich führen auch manche WhatsApp-Gespräche zu heftigen Missverständnissen. Aber alles in allem überzeugen die Vorteile dieser Art zu leben und zu arbeiten.

Lieber Florian, vielen Dank für die Einblicke in euer Netzwerkunternehmen Tourismuszukunft. Die Leser*innen unseres Interviews werden neue Sichtweisen, Anregungen und Argumentationshilfen pro Remote-First Unternehmen und pro Netzwerkunternehmen gewonnen haben. Und ganz sicher hast Du auch einige Unternehmer*innen darin bestärkt ihr Unternehmen menschenzentrierter zu gestalteten. Danke dafür!

Der Beitrag Tourismuszukunft – ein menschenzentriertes Remote-First Netzwerkunternehmen erschien zuerst auf Nutzerbrille.