Wiener Kaffeehäuser, Büros und Coworking Spaces: Über offensichtliche Gemeinsamkeiten und vergessene Erfolgsfaktoren

Wiener Kaffeehäuser, Coworking Spaces und Büros weisen viele Gemeinsamkeiten auf:  Alle drei Orte müssen hervorragenden Kaffee bieten. Sie benötigen attraktive Begegnungsflächen und hervorragenden Service. Ist all das gegeben, dann stimmt die Aufenthaltsqualität – und wenn die Aufenthaltsqualität eines Ortes stimmt, dann werden Menschen angezogen, dann fühlen sich Menschen wohl und sind gerne an dem Ort.

Es gibt also so einiges was Büros, Coworking Spaces und Wiener Kaffeehäuser miteinander gemein haben: Ohne hervorragenden Service, ohne guten Kaffee und attraktive Räume mit hoher Aufenthaltsqualität keine Nutzer:innen, keine Gäste und unzufriedene Mitarbeiter:innen.

Diese Gemeinsamkeiten möchte ich zum Anlass nehmen, um mit Ihnen einen Ausflug in Geschichte und Entwicklung von Wiener Kaffeehäusern zu unternehmen. Im Besonderen möchte ich Sie mitnehmen in die „hohe Zeit“ der Wiener Kaffeehäuser der frühen 1900er Jahre. Ich möchte Ihnen verdeutlichen, was Sie sich als Unternehmer:in, Personal-Manager:in oder Space-Betreiber:in von Wiener Kaffeehäusern abschauen sollten.

Was sollten sich Unternehmen und Coworking Spaces von Wiener Kaffeehäusern abschauen?

Die Antwort ist offensichtlich, die Begründung nachvollziehbar, die Erkenntnis oft verborgen, so dass sie keinen Einfluss auf unser Verhalten hat:

Es sind Menschen, die die Atmosphäre von Orten ausmachen – und es sind Menschen, die andere Menschen anziehen. Sie sind weit wertvoller für eine hohe Aufenthaltsqualität eines Ortes als dessen Möbel oder technische Ausstattung!

Diese Erkenntnisse lässt sich insbesondere aus der wechselhaften Geschichte Wiener Kaffeehäuser ableiten. Es waren stets die Gäste, die über den Erfolg oder Misserfolg eines Wiener Kaffeehauses entschieden. Jene Wiener Kaffeehäuser, die bekannte, inspirierende und geschätzte Persönlichkeiten aus Politik, Kultur, Kunst, Literatur oder Wissenschaft zu ihren Gästen zählen durften waren erfolgreich(er).

Und genau das ist es, was sich Coworking Space Betreiber:innen und Unternehmer:innen von erfolgreichen Wiener Kaffeehäusern abschauen sollten: Es sind die besonderen Typen (w/m/d), es sind herausragende Persönlichkeiten unter den Coworker:innen, die andere anziehen, die andere inspirieren, sie begeistern, einnehmen und unterhalten.

Sie zu gewinnen, dafür lohnt es sich Zeit und Geld einzusetzen. Der „Return on Investment“ besteht in der Gewinnung vieler anderer Menschen, die ihre Zeit, ihr Geld und ihre Energie gerne einzusetzen, um vom heimischen (ab und an wohligen) Schreibtisch (immer wieder) ins Büro zu kommen oder im Coworking Space zu arbeiten.

Glauben Sie nicht? Dann lassen Sie mich diese Behauptung begründen.

In der Besuchsmotivation vereint:
Coworking Spaces, Büros & Wiener Kaffeehäuser

In unseren Büros und Coworking Spaces geschieht die Vernetzung und der (informelle) Austausch mit anderen Menschen selten direkt am Schreibtisch und noch seltener in virtuellen Räumen. Das Kennenlernen neuer Leute, der (informelle) Austausch und das sich gegenseitig Inspirieren findet in angenehmer Atmosphäre statt. Ein gemütlich hergerichteter Lounge-Bereiche mit Café, eine offen gestaltete (Bar-/Treffpunkt-)Küche, das sind Orte, die lockere, informelle Gespräche fördern.

Dieser Austausch mit Kolleg:innen ist eines der zentrale Motive, um sich mit anderen an einem reellen Ort zu treffen. Es sind im Besonderen andere Menschen und die Gespräche mit ihnen, die uns immer wieder motivieren ins Büro zu gehen oder in einem Coworking-Space zu arbeiten.

Auch das sprichwörtliche „sehen und gesehen werden“ treibt uns hin zu Orten, an denen wir Kolleg:innen (Co-Worker:innen) treffen. Die persönlichen Präsenz fördert die eigene Bekanntheit, baut emotionale Nähe auf und festigt Beziehungen. Persönliche Präsenz ist eine der wichtigsten Voraussetzungen, um berufliche (Karriere-)Ziele zu erreichen und spannende Projekte zu bekommen.

Und da haben wir sie, die versprochenen Gemeinsamkeiten zwischen Büros, Spaces und Kaffeehäusern: Andere Menschen, Gespräche in netter Atmosphäre und das „sehen und gesehen werden“ sind wesentlichen Gründe seinen Kaffee nicht zu Hause zu genießen.

Im Geiste vereint!

Was moderne Büros im Allgemeinen und Coworking Spaces im Speziellen mit den Wiener Kaffeehäusern in deren Blütezeit ebenfalls verbindet, das sind deren Werte:

  • gelebte Offenheit
  • größtmögliche Freiwilligkeit
  • leichte Zugänglichkeit und
  • gepflegte Gemeinschaft.

Milena Wälder kommt in ihrer Studienarbeit zum Thema: Kaffeehaus vs. Coffee House – Ein Vergleich zwischen dem Wiener Kaffeehaus und der Coffee House Kette Starbucks denn auch zu diesem beeindruckenden Fazit:

Die Wiener Kaffeehäuser der Jahre 1890 bis zum 2. Weltkrieg entsprechen weit mehr heutigen Coworking Spaces als das für Kaffeehausketten wie Starbucks & Co gilt.

Jetzt aber los: Kommen Sie mit auf die versprochene, kurze Zeitreise in die Geschichte Wiener Kaffeehäuser.

Wiener Kaffeehäuser: Alleinsein in inspirierender Gemeinschaft!

Die Blütezeit Wiener Kaffeehäuser lang im Zeitraum 1890 bis 1940.

Wiener Kaffeehäuser waren in dieser Zeit zentrale Orte der Begegnung, an denen sowohl das „Alleinsein in Gemeinschaft“ als auch die Kommunikation und der Austausch untereinander möglich waren. Nur Wiener Kaffeehäuser boten in jener Zeit diese besondere Atmosphäre, die das Alleinsein und das Erlebnis von Gemeinschaft zugleich möglich machte.

Alfred Polgar beschreibt dies in seiner Theorie des Café Centralein bekanntes Wiener Kaffeehaus das schon seit 1876 existiert – auf ganz wunderbare Art und Weise:

Es gibt Schreiber, die nirgendwo anders wie im Café Central ihr Schreibpensum zu erledigen imstande sind, nur dort, nur an den Tischen des Müßigganges, ist ihnen die Tafel der Arbeit gedeckt, nur dort, von Faulenzlüften umweht, wird ihrer Trägheit Befruchtung. Es gibt Schaffende, denen nur im Central nichts einfällt, überall anderswo weit weniger. Es gibt Dichter und andere Industrielle, denen nur im Café Central der verdienende Gedanke kommt.

Wiener Kaffeehäuser und Coworking Spaces – die Ähnlichkeit wird immer offensichtlicher.

Auch der Tausch von Meinungen, Neuigkeiten, Gerüchten war konstitutives Merkmal eines jeden Wiener Kaffeehauses – und jener Austausch war wiederum die Quelle für Inspiration: Man nahm einen Kaffee und geistige Nahrung zu sich (in Anlehnung an Klaus Thiele-Dormann, Europäische Kaffeehauskultur).

So entwickelte sich eine (starke) Gemeinschaft, und dieser anzugehören, Teil einer Einheit zu sein, wurde zum zentraler Motiv für den Aufenthalt in Wiener Kaffeehäusern.

Persönlichkeiten und Typen (w/m/d) ziehen an!

Wiener Kaffeehäuser liefen in ihrer Hochzeit immer dann gut, wenn sie bekannte, geschätzt und „angesagte“ Persönlichkeiten als Gäste gewannen. Jene zogen weitere an. Sie waren es, die man treffen, sprechen und von denen man sich inspirieren lassen wollte.

Erfolgreiche Kaffeehaus-Betreiber:innen erkannten diesen Zusammenhang recht schnell und taten viel, um besondere Gäste zu gewinnen. Nicht wenige boten bekannten Persönlichkeiten freie Kost und Kontakte zu Mäzen.

Und genau das ist es, was sich Coworking Spaces von Wiener Kaffeehäusern abschauen sollten: Sie sollten sich immer wieder die Frage stellen welche Persönlichkeiten und Typen (w/m/d) sie in ihren Space haben müssen, um andere Coworker:innen anzuziehen.

Unternehmen nutzen die positiven Effekte von besonderen Mitarbeiter:innen auf andere Mitarbeiter:innen schon lange. Getrieben vom Gedanken die für eine Stelle und ein Team besten Leute zu finden, investieren sie viel Geld in die Gewinnung und Auswahl neuer Kolleg:innen. Sie beauftragen gar externe Berater:innen, die mit Hilfe von Tools zum Erkennen von berufsbezogenen Persönlichkeitsmerkmalen die für eine Aufgabe und ein (vorhandenes) Team besten neuen Kolleg:innen finden (Mitarbeiter-Personas als Fundament eines Employee Experience Design).

Coworking Space Betreiber:innen tun diesbezüglich oft zu wenig. Sie investieren Geld und Zeit in die Einrichtung von Räumen und deren technische Ausstattung. Das ist wichtig, keine Frage. Das ist nötig, das sind Basis- bzw. Hygienefaktoren. Und ja, diese Maßnahmen ziehen auch Menschen an. Keine Frage.

Die Anziehungskraft anderer Menschen, besondere Typen (w/m/d) und inspirierenden Persönlichkeiten ist jedoch weitaus größer und nachhaltiger. Und ich bin sicher, dass die meisten Space-Betreiber:innen in der Lage sind jene Typen (w/m/d) und Persönlichkeiten unter ihren Nutzer:innen zu erkennen. Jene zu finden, die andere Menschen begeistern und inspirieren, die kommunikativ stark sind, sich gerne unter Menschen aufhalten, die auf andere anziehend wirken, die Begegnungsflächen und Open Spaces eher zum Arbeiten nutzen als geschlossene Räume.

Auf jene Menschen zuzugehen und sie mit bedarfsorientierten Services, vermittelten Kontakten und Rabatten zum regelmäßigen Space-Aufenthalt zu bewegen, das sollte für die meisten Coworking Space Betreiber:innen machbar sein. Sie werden belohnt mit einer besseren Auslast, einer lebendigeren Gemeinschaft und einer tollen Atmosphäre.

Denn es sind die Menschen, die die Atmosphäre und Gemeinschaft eines Ortes ausmachen und die andere Menschen anziehen.
Wiener Kaffeehäuser der Jahre 1890-1940 haben uns das eindrucksvoll gelehrt.

Ich hoffe meine Überlegungen und meine Zeitreise in die Geschichte der Wiener Kaffeehäuser waren inspirierend für Sie.

Foto Thorsten Wilhelm

Thorsten Wilhelm

Gerne bin ich für Sie da, wenn Sie gemeinsam mit Ihren Mitarbeiter:innen oder Coworker:innen Räume der Begegnung und des Austauschen (neu) gestalten oder passende Typen und besondere Persönlichkeiten identifizieren und auswählen wollen.

Ich biete Ihnen Tipps und Anregungen für eine sinnvolle Vorgehensweise, und gerne zeige  ich Ihnen passende Erfolgsbeispiele für Ihr Anliegen.

Sprechen Sie mich einfach an.

Buchempfehlungen zum Thema „Wiener Kaffeehäuser“

Milena Wälder widmet sich in der Rolle einer Forscherin einem Vergleich von Wiener Kaffeehäusern und der Coffee House Kette Starbucks.
Sie findet Gemeinsamkeiten, zeigt Unterschiede im Geschäftsmodell, dem Service und der Einrichtung auf. Sie werden beim Lesen immer wieder überrascht sein von den vielfältigen Ähnlichkeiten zwischen Coworking Spaces und Wiener Kaffeehäusern. Ich jedenfalls war es oft.

Klaus Thiele-Dormann beschreibt die spezielle Atmosphäre von Kaffeehäusern. Er geht ein auf die Geschichte, Entwicklung, Erfolge und auch Misserfolge von zahlreichen, namentlich genannten Kaffeehäusern. Sein Buch Europäische Kaffeehauskultur erschien im Jahr 1999 und ist das Standardwerk über Kaffeehäuser.

Das Beste zum Schluss:
Es braucht nur wenige kleine Schritt auf dem Weg vom (Wiener) Kaffeehaus zum Coworking Space!  

Das Wiener Kaffeehaus mit seiner speziellen Atmosphäre gibt es nicht mehr. Die Einrichtungen blieben zwar oft erhalten, und man ging bewusst nicht mit der Zeit. Es wurden keine Steckdosen angebracht, nach wie vor liegen Zeitungen aus und der Gebrauch von mobilen Endgeräten ist nicht gern gesehen.

Vieles aus der Blütezeit ist jedoch nicht mehr gegeben: Das Gefühl des „Alleinsein in Gemeinschaft“, der Austausch mit anderen Gästen und das starke Netzwerk unter den Gästen. Auch das Arbeiten in Cafés blieb nach dem zweiten Weltkrieg lange Zeit eine absolute Ausnahme. Niemand hatte dazu ein Bedürfnis – und niemand wäre auf die Idee gekommen seine Schreibmaschine mit ins Café zu nehmen.

Das änderte sich erst wieder mit der zunehmenden Verbreitung von Notebooks und WLAN in Cafés. Cafés wurden nun wieder – gewollt oder nicht – zu einem Platz zum Arbeiten, oft ausgestattet mit zahlreichen Steckdosen zum Laden mobiler Endgeräte.

Cafés wurden zu einer Alternative zum Home-Office: Häusliche Pflichten können (wieder) zu Hause gelassen werden. Man kann sich auf seine Arbeit konzentrieren. Die Geräusche und die Atmosphäre in einem Café wirken stimulierend und anregend – jedenfalls auf die meisten Menschen und bei einem nicht zu hohen Geräuschpegel.

Nur den wenigsten Cafés gelang und gelingt es jedoch von „arbeitenden Gästen“ zu leben. Nicht wenige dieser Gattung bestellen einen Becher Kaffee mit Wasser und arbeiten dann 6-8 Stunden im Café. Ohne eine weitere Gegenleistung und ohne ein schlechtes Gewissen!

Warum? Nun, weil andere es auch tun, weil es geduldet wird, vor allem aber weil jene (Arbeits-)Cafés keine separaten Räume bieten: Räume für Stillarbeit, „Telefonzellen“, Videokonferenzräume, Besprechungsräume, Lesezimmer oder eine Bibliothek. Würden Sie dies tun, so würde sich ihr Geschäft wieder lohnen. Sie würden sich vom (Arbeits-)Café zum Coworking Space wandeln. Eine Entwicklung, die (wieder) Erfolg verspricht. Vollziehen sie diesen Wandel nicht, dann sollten sie weder WLAN noch Steckdosen bieten – und sich bewusst zum klassischen Wiener Kaffeehaus entwickeln.

Mich persönlich würde beides sehr freuen: Gemütliche, zum entspannten Gespräch und Netzwerken geeignete Cafés – ohne (!) arbeitenden Gäste – und Coworking Spaces mit vielen, tollen Menschen.

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produktbezogen präsentiert: Working Products Konferenz 2021

Auch in diesem Jahr freuen wir uns, dass wir erneut die Hamburger Working Products Konferenz als Medienpartner begleiten dürfen. Vom 14. bis 17. September 2021 erwartet euch ein spannendes Programm mit 14 Vorträgen und 10 Workshops rund um agile Produktentwicklung, Produktmanagement und Kundenzentrierung.

Und das Beste: unter allen Lesern verlosen wir 2 Tickets im Wert von je 490,- EUR. Wie ihr gewinnen könnt, erfahrt ihr weiter unten.

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Sven Klomp Szenografie 2021-06-12 23:31:01

»Aufmerksam für das Gewöhnliche – Eine Ausstellung über einen Weg«
2018 erschienen In: „Museum und Stadt/Stadt und Museum, Ausstellungen als sozialer Raum“
Szenografie in Ausstellungen und Museen VIII – Museum und Stadt, av edition S. 48 – 59

Auszug

Aufmerksam für das Gewöhnliche

Eine Ausstellung über einen Weg

Was ist der Kern einer Ausstellung?
Das Projekt „Aufmerksam für das Gewöhnliche“ ist eine performative Methode, um das Medium Ausstellung auf seine eigentliche Kernfrage zurückzuführen: Welche Geschichte(n) sollen den Besuchern erzählt werden und wie? Was ist der rote Faden, an dem entlang Besucher eine Ausstellung erfassen sollen? Wie kann Szenografie diese Geschichten gestalterisch umsetzen und ihre Aussage verstärken?

Dabei sind Themen aus der aktuellen Museumsdiskussion wie beispielsweise Partizipation, das Museum und der urbane Raum sowie das Verwenden von Crossmedia Teil des Prozesses. Zudem versucht das Projekt, Probleme aufzugreifen, die in der Zusammenarbeit zwischen Kuratoren und Szenografen immer wieder zu Konflikten führen. Auf der einen Seite neigen Kuratoren dazu, Inhalte, mit denen sie sich intensiv und oft bereits seit Jahren auseinandergesetzt haben, in der größtmöglichen Breite und Tiefe den Besuchern vermitteln zu wollen, so dass die Ausstellung nicht nur eine große Menge an Informationen bereithalten, sondern auch noch an möglichst vielen Exponaten anschaulich machen soll. Diese Fülle an Information und Material lässt häufig wenig Spielraum für Szenografie, deren Aufgabe es ist, die Inhalte konkret im Raum erfahrbar zu machen. Andererseits sind Szenografen wiederum daran interessiert, eine möglichst eindringliche und gestalterisch starke Bildsprache zu finden. Mitunter steht dabei der Inhalt hinter den gestalterischen Elementen zurück, wenn er sich in das Szenografiekonzept nicht reibungslos einfügen lässt. Gelegentlich kommt es auch vor, dass Kuratoren sich zwar über die Inhalte einer Ausstellung noch nicht im Klaren sind, aber bereits wissen, dass bestimmte Präsentationsmedien, etwa die Google-Brille, in jedem Fall eine Rolle spielen sollen. Hier dominiert dann schlimmstenfalls die Technik den Inhalt, function follows content. „Aufmerksam für das Gewöhnliche“ hilft dabei, sich wieder auf die Kernpunkte zu konzentrieren. Das Projekt will bewusst machen, worauf es bei einer guten Ausstellung ankommt, nämlich auf die Geschichte, die dem Besucher erzählt werden soll. Dabei sehe ich es zunächst als meine Aufgabe als Szenograf an, den Kuratoren die Möglichkeit zu geben, Abstand zum erarbeiteten Wissen zu gewinnen und Freiräume zu schaffen, um vertraute Dinge neu zu denken und vermeintliche Selbstverständlichkeiten infrage zu stellen. „Aufmerksam für das Gewöhnliche“ ist also auch eine Kreativitätstechnik, die für unterschiedliche Zielgruppen geeignet ist. Diese Kreativität möchte ich – sozusagen im Spazierengehen – freisetzen. Dabei stütze ich mich auf Methoden der Promenadologie (Spaziergangswissenschaft), wie sie in den 1980er Jahren von dem Soziologen Lucius Burckhardt entwickelt wurde.

Visuelle Klarheit für dein nächstes Jahr mit Holger Nils Pohl – Vizthink Nord #15

Facilitating Magician” Holger Nils Pohl zu Gast

Holger hat uns alle geflasht. Eine Teilnehmerin beschrieb ihn so schön mit den Worten: “Holger ist ein Facilitating magician.” Das trifft es auf den Punkt. Er lässt mit einem gezeichneten Himmelsschiff die Liebe aus dem Weltraum herbeibringen (das kam von Britta Ullrich) und ich hatte mit kurzerhand ein Ei aus seinem Ufo gebraten. Wie das geht? Muss man einfach gesehen haben.

Dem Facilitating Magician wollen wir aber noch systemischer Coach und weiser, freundlicher, nicht übergriffiger  Berater hinzu fügen. Nicht zu vergessen ist der Entertainer und der Graphic Recorder und ab und zu gab es vom Trainer auch noch ein bisschen Technik-Input. Denn ohne jemals seine Wirksamkeit in der jeweiligen Rolle zu verlieren, springt dieser Mann von hier nach da, berichtet ehrlich und ungeschminkt von der Wirklichkeit, gibt Solo-Selbständigen wertvolle Tipps und Tricks mit an die Hand und ist dann wieder plötzlich dein Coach und stellt dir die großen Fragen des Lebens – mal eben schnell auf ein Template gekritzelt.

Wer jetzt denkt “Boah, wie anstrengend!” Falsch! Es war einfach eine sehr geile Achterbahnfahrt, ganz großes Kino, ach, was schreibe ich hier: das war das Konzert des Jahres. 

Für alle die fasziniert von Sketchnotes, Graphicrecording und Visualisierung sind, hat Holger auch ein Buch herausgebracht in dem er in Schritt-für-Schritt-Anleitungen hundert Symbole zeichnet. Du musst sie nur noch nachzeichnen. Wenn ich dich jetzt ein bisschen neugierig gemacht habe, dann schau doch einmal hier vorbei: 100 daily drawings – im Übrigen mega gut für Einsteiger geeigent. Gibt es auch als print.

Sound in Healthcare Marketing

Interview by “Healthcare Marketing” magazine with the managing director of GROVES Sound Branding Christoph Groß-Fengels.
Topic: Relevance of audio branding for companies in the healthcare industry

Why is it worthwhile for companies to use sound as a part of their brand communication?

To start with the words of Paul Watzlawick: „You cannot not communicate”. This is especially true in the world of sound. While a brand identity usually favours the eyes, where everything from the Pantone colour to the house font is precisely defined, the ears are often neglected. Musical decisions, whether for telephone loops, image films or commercials, are often made on the basis of gut feeling, or are simply the responsibility of whoever is in charge of the project. The untapped potential for additional identification, differentiation, emotionalisation and even brand positioning is often neglected. Here is where sound branding comes in by initiating a strategy to make sound holistically usable for the brand. In addition, the current “audio-first” trend is showing brand managers very clearly that an auditory counterpart to their visual design elements is indispensable. Whether podcasts, Clubhouse, Spotify, or home assistants – the topic of brand sound is ever-present in 2021.

What do companies have to pay attention to so that sound becomes part of the brand DNA and provides added value? What do you achieve with a brand-typical sound image with your target group?

When developing a sound identity, it is important to understand which values and attributes of the brand can be conveyed sonically. After defining the strategy and the implementation of the sound elements, special attention must be paid, that they are used consistently and coherently. As with visual design, this is prescribed in a “Brand Sound Manual”. The sound identity will then provide a measurable added value in terms of identification, differentiation, positioning and recall. In addition, a real unified Sonic Identity gives a more professional overall appearance while leaving the emotional effect of the music preserved.

Which elements are a must for a brand‘s sound identity?

Based on the brand‘s requirements, the auditory strategy may vary. On the basis of the “auditory customer journey”, we draw up a catalogue of requirements for possible future sound elements. Groves supports brands of all sizes, especially in the health sector: From companies such as Hevert-Arzneimittel with around 200 employees, to corporate groups such as Olympus with more than 35,000 employees, we develop strategies to fit the requirements. Sound Logo, brand theme, brand voice(s) and call-centre-design are usually make up the basic collection. But it can be much more extensive. Hevert Arzneimittel, for example, has its own e-health app based on our SonicTonic App with special soundscapes for stress reduction. We also support Olympus with the worldwide development of all product sounds – from high-frequency generators to drying cabinets for endoscopes.

How can brand values be expressed in sound?

We have designed our Brand Identity Development process to be as transparent and comprehensible as possible. We use a unique clustering method to show which attributes and values can be conveyed acoustically. The values are assigned to musically relevant parameters such as tempo, style, activity, quality or complexity. After the conceptual phase, we establish how to trigger perception of the defined brand attributes in the relevant target group. Market research is used to check that the signals are being correctly decoded. Differentiation is ensured by an analysis of competitors use of sound in their brand communications. This includes all sound elements, music styles and even voices.

To what extent have healthcare and pharmaceutical companies recognised the importance of acoustic brand management? What are the opportunities and challenges specifically in this industry?

The healthcare and pharmaceutical sectors use of Sound Branding is similar to the general market. Some companies have effectively used Sound Branding for many years, while most of their competitors lack even the most rudimentary approach. Besides Olympus and Hevert, our clients have included Gelomyrtol, Allergopharm, Hocoma, Geuder, with Biolectra and Doc Schmerzgel from Hermes Arzneimittel. In our opinion, the industry still has a lot of potential regarding the use of sound. One golden opportunity lies in recognising the fact that e-health apps like Calm, Headspace and our own SonicTonic are being used by a large number of people who have already experienced the healing effects of sound in their private lives. In some cases, these sound treatment apps are even covered by health insurances. The approach of giving the entire auditory communication a „healing touch“, in addition to the products, offers enormous potential for healthcare and pharmaceutical companies. We are already active in this field with our current client Lohmann & Rauscher. The newly designed sound logo is the first step towards the combination of so-called healing soundscapes and acoustic brand management.

Article by Anna Jäger

Lesenswert: “Continuous Discovery Habits” von Teresa Torres

Bild zeigt das Cover des Buches und ein Bild der Autorin Teresa Torres. Teresa trägt ein lila Top und lächelt in die Kamera.

Ich warte schon so lange darauf, dass das Buch von Teresa Torres endlich auf den Markt kommt, denn ich glaube Continuous Discovery Habits (Amazon) wird wirklich vielen Teams dabei helfen, ihre Produkt Discovery Praktiken nochmal zu verbessern.

Teresa und ich kennen uns schon seit einiger Zeit und waren so eine Art “Autoren Selbsthilfegruppe” während des Schreibprozesses unserer beider Bücher. Daher habe ich das Buch schon vor Veröffentlichung für euch Probe gelesen und darf heute meine Begeisterung mit euch teilen.

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Design System hoch 4 – ein neues Design System für LOTTO24

Ein gutes und funktionierendes Design System hat für die Produktentwicklung viele Vorteile. Zum Einen kann der Nutzer das Produkt besser bedienen, da das Design konsistent und durchdacht ist. Zum Anderen arbeiten die Produkt-Teams effizienter, da es eine gemeinsame Grundlage und Sprache gibt. Die Etablierung eines Design Systems ist aber vor Allem bei bestehenden Produkten nicht einfach, da das Design über die Jahre gewachsen und nicht mehr einheitlich sind. Eine gute Gelegenheit ist es das neue Design System im Zuge größerer Umbau-Arbeiten am Produkt einzuführen.  Bei LOTTO24 haben wir im UX-Team genau diesen Moment genutzt und innerhalb eines Jahres ein Design System für vier Lotto-Webshops entwickelt. Das Design System musste daher flexibel genug sein, um vier unterschiedliche Design Sprachen abbilden zu können. In diesem Artikel geben wir euch einen kurzen Einblick in die Herausforderungen, das Vorgehen und unsere wichtigsten Erkenntnisse.

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