Wenn man unter dem Label Komfortzonen agiert, dann weckt man allerorts die Erwartung/ Befürchtung, dass es auch mal kreativ und unbequem wird. Manchmal lösen wir das über Material, manchmal über die Moderation an sich und manchmal auch über die Workshop-Energizer. Heute will ich Euch meinen aktuellen Liebling vorstellen. Location-Vermieter sollten lieber nicht weiterlesen – sonst haben wir womöglich bald irgendwo Hausverbot…
Immer wenn wir mit Gruppen, Teams oder loseren Konstellationen arbeiten, geht es nicht nur um gute Gesprächsführung. Um Gruppen voranzubringen braucht es auch Interventionen, die die Teilnehmer aktivieren, emotional involvieren oder kreativ werden lassen. Ein Teilnehmer nannte dies kürzlich “Ihre kleinen, fein eingestreuten Psycho-Tricks.” In dieser “Psychotrickkiste” liegen beispielsweise Lego-Steine und Metapher-Sticker, Workshop-Energizer oder Spiele. Über die Beschäftigung mit dem Soziodrama hat sich mein Fokus wieder stärker auf die Aktivitäten im Raum und Stühle als Gestaltungsinstrument gerichtet. Und bei der Suche nach neuen Workshop-Energizern bin ich über diese Ideen zum kreativen Umgang mit Stühlen gestolpert und hab mir daraus einen tollen Workshop-Energizer zusammengebaut. Denn Stühle gibt es in jedem Raum – und sie sind nicht nur zum Sitzen gut. Die Übung schubst die Teilnehmer aus ihren Komfortzonen, treibt den Puls hoch, weckt die kreativen Geister und verschönert jeden noch so tristen Seminarraum.
Was Ihr für diesen Workshop-Energizer braucht…
… einen Raum mit genug Platz für die Teilnehmer zum Laufen. Sollte z.B. ein großer Konferenztisch in der Mitte stehen und den Raum ausfüllen, kannst Du diese Übung in dem Raum nicht so gut nutzen (aber es geht natürlich auch irgendwie).
Wie das kreative Stühle-Rücken mit Skulptur geht:
Für diesen Workshop-Energizer lassen alle Teilnehmerinnen die Stifte fallen, stellen ihre Kaffeetassen weg und nehmen sich einen Stuhl.
Schritt 1: kreatives Stühle-Rücken zum Einstieg
Im ersten Schritt bewegen sich die Teilnehmer mit ihrem Stuhl auf möglichst kreative Art und Weise im Raum. Einige beginnen die Stühle zu schieben, andere tragen oder ziehen sie. Es gibt unendliche Möglichkeiten. Nachdem die Teilnehmerinnen sich an die besondere Art mit ihrem Stuhl zu bewegen, gewöhnt haben, bitte ich sie, den Blick auf die Gangarten der anderen zu richten. Anschließend bitte ich sie, in einer neuen Fortbewegungsart weiterzulaufen.
Schritt 2: kreatives Stühle-Rücken mit Thema
Nach 2-3 verschiedenen Arten mit den Stühlen zu gehen, führe ich die Stühle als repräsentatives Objekt von etwas ein. Geht der Workshop z.B. um das Transformations-Team, ist jeder Stuhl das Transformations-Team. Geht es um die Entwicklung der Vision für einen Bildungsradweg, ist jeder Stuhl ein Bildungsradweg. Der Stuhl repräsentiert also ein wichtiges Thema oder einen zentralenAkteur. Mit so einem inhaltlich-aufgeladenem Stuhl bewegen sich die Teilnehmer nun erneut auf kreative Weise im Raum. Meist ändert sich die Stimmung im Raum schlagartig. Auch in diesem Schritt lasse ich die Teilnehmer immer mal wieder ihren Blick auf ihre Mitstreiter richten und neue Gangarten einnehmen. Und manchmal frage ich auch, ob den Teilnehmern klar ist, wie sich das Gehen und Hantieren mit den Stühlen plötzlich geändert hat.
Schritt 3: Stuhl-Skulptur bauen
Zum Abschluss des kreativen Stühle-Rückens lasse ich die Teilnehmer aus den Stühlen eine thematische Skulptur bauen. Die Summe der individuellen Objekte soll zu einem Gesamtkunstwerk werden. Waren die einzelnen Stühle bislang etwa das Transformations-Team, so bauen die Teilnehmer nun aus allen Stühlen eine Transformations-Team-Skulptur – ohne dabei zu reden. Das ist wichtig, da wir keine verbale Abstimmung wollen.
Schritt 4: Die Stuhl-Skulptur interpretieren
Ist die Skulptur fertig, geht es daran, sie zu interpretieren. “Was fällt Euch auf, wenn Ihr diese Transformations-Team-Skulptur seht?” “Was sagt uns die Skulptur über die Entwicklungsmöglichkeiten des Transformations-Teams?” “Wie stabil ist die Skulptur und was hat das mit dem Transformations-Team zu tun?”
Spannend ist auch noch die Reflektion über den Prozess. Also: “Wer hat zuerst einen Stuhl platziert, wer zuletzt und wie lief es währenddessen ab?”
Wann kannst Du das kreative Stühle-Rücken mit Skulptur einsetzen?
Das kreative Stühle-Rücken ist zugleich Energizer und Themen-Öffner. Wir haben es schon als inhaltliches Warm-Up zu Beginn eines Workshops genutzt, zur Zwischenreflektion um die Mittagszeit sowie zum kreativen und inhaltlichen Abschluss der gemeinsamen Arbeitssession. Die Skulptur eignet sich zudem wunderbar, um damit ein Gruppenfoto der Workshop-Teilnehmer zu machen.
Die Galerie der wild gestapelten Stühle?
Ich fände es ganz wunderbar, wenn eine Galerie verschiedener Stuhl-Skulpturen entstünde. Postet sehr gern Eure Stuhl-Skulpturen mit dem Hashtag #ChairSculpture auf Twitter oder Instagram. Das würde uns sehr freuen.
Der Beitrag Kreatives Stühle-Rücken mit Skulptur: Mehr als nur ein Workshop-Energizer erschien zuerst auf Komfortzonen.