Kategorie-Archiv: Gesellschaft

Meilenstein Chat GPT

Kann Künstliche Intelligenz UX Designer ersetzen?

Es ist zurzeit das Thema der Stunde. Künstliche Intelligenz – genauer gesagt – die KI-Software Chat GPT. 100 Millionen Menschen greifen mittlerweile monatlich auf den Text-Roboter zu. Das von OpenAI entwickelte Sprachsystem beschäftigt Schulen und Universitäten genau wie die Kreativwirtschaft. Außerdem werden neue Fragen zur Cyber-Sicherheit aufgeworfen. Kurz gesagt: Die Faszination für die neue Technologie ist groß. Dabei ist die Vorgehensweise der KI-Anwendung gar nicht so neu. Hunderte andere Services basieren schon länger auf Künstlicher Intelligenz.

Metas oberster KI-Forscher Yann LeCun wies vor kurzem in einer Pressekonferenz über Zoom darauf hin, dass die zugrundeliegende Technik von Chat GPT weder innovativ noch revolutionär sei. Nicht nur die Tech-Giganten Alphabet und Meta, sondern auch ein halbes Dutzend Start-ups besitzen ähnliche Technologien, so LeCun. Trotzdem wird in Chat GPT ein Meilenstein der Künstlichen Intelligenz gesehen. Auf Twitter und LinkedIN sprechen Tech-Enthusiasten bereits von dem iphone-Moment für die Künstliche Intelligenz. Das erste iphone hat 2007 maßgeblich den Standard für das moderne Smartphone gesetzt und damit die Welt verändert. Das entscheidende Kriterium für die Bedeutung von Chat GTP liegt in der freien Zugänglichkeit. Jeder Mensch kann sich dank Chat GPT selbst von den Fähigkeiten einer aktuellen KI-Software überzeugen lassen.

KI im UX-Design

Wenn wir bei der Künstlichen Intelligenz nun von einer ähnlichen Entwicklung wie dem iphone ausgehen, lassen sich viele Potenziale und Risiken in Gedankenspielen skizzieren. Davon bleibt natürlich auch das UX Design nicht unberührt. Schon seit Jahrzehnten wird erfolglos versucht die User Interfaces von Unternehmensanwendungen (UI Design) durch Definitionen von Prozessen und Datenmodellen automatisch zu generieren. Mit Hilfe Künstlicher Intelligenz kann dieses Vorhaben in Zukunft für normale Anwendungen in Verbindung mit bestimmten Frameworks tatsächlich gelingen.

Sollten sich UX-Designer also bereits nach einem neuen Arbeitsplatz umschauen? Die eindeutige Antwortet lautet: Nein. UX Design erfordert menschliche Empathie, Kreativität und Überlegungen zu Ethik und Verantwortung, die von Künstlicher Intelligenz nicht vollständig nachgeahmt werden können. Die Künstliche Intelligenz ist eher als weiteres Werkzeug im Baukasten eines UX-Designers zu verstehen. So lassen sich bei der Analyse von Daten oder der Automatisierung von Aufgaben Vorteile aus einer KI-Software schöpfen. Dabei bleibt es jedoch wichtig, dass das Designkonzept und die endgültige Umsetzung von Menschen kontrolliert und überwacht werden. Die Künstliche Intelligenz wird uns UX-Designer in Zukunft also unterstützen, aber nicht ersetzen.

Dieser Artikel ist übrigens von einem Menschen geschrieben.

Hamburg: Modellregion für Mobilität

Die Sicht eines Hamburgers

Die Hansestadt-Hamburg ist bereits für einige Merkmale bekannt: die vielen Brücken, die Elbphilharmonie, das klassische Moin Moin – als Hamburger sind mir diese Dinge natürlich sehr vertraut. Nun erlangt die Hansestadt eine weitere Besonderheit dazu. Hamburg wird zur „Metropol-Modelregion Mobilität“. Eine entsprechende Absichtserklärung wurde von Bundesverkehrsminister Dr. Volker Wissing und Hamburgs Verkehrssenator Dr. Anjes Tjarks Ende letzten Jahres unterzeichnet. Doch was bedeutet das für uns Hamburger eigentlich?

Verkehr der Zukunft ist digital und autonom

Eines der Projekte im Zuge der „Metropol-Modellregion Mobilität“ in Hamburg ist das autonome Fahren. Bis 2030 sollen 10 000 autonome Fahrzeuge auf den Straßen Hamburgs unterwegs sein. Um eine autonom fahrende Sammeltaxi-Flotte in den öffentlichen Nahverkehr zu integrieren, arbeitet die Stadt mit Volkswagen und Sammeltaxi-Anbieter Moia zusammen. Bereits dieses Jahr soll es erste Erprobungsfahrten in den Stadtteilen Uhlenhorst und Winterhude geben. Martin Röhrleef, Verkehrsexperte für autonomes Fahren, bezeichnet die Zielsetzung des Projektes gegenüber dem Hamburg Journal als ambitioniert, aber auch realistisch.

Digitalisiertes urbanes Mobilitätssystem

Des Weiteren ist in Hamburg der Einsatz einer digitale Verkehrslenkung sowie autonom fahrender LKWs geplant, um die Mobilitätswende voranzutreiben. Langfristig soll in Hamburg ein neues, digitalisiertes urbanes Mobilitätssystem entwickelt werden, das in ganz Deutschland die Grundlage für entsprechende Konzepte bietet. Volker Wissing lobt das experimentierfreudige Klima für neue Mobilitätsformen in Hamburg und sagt: „Angesichts zunehmender Verkehre brauchen wir mehr denn je neue Technologien, um Mobilität klug zu lenken und die bestehende Infrastruktur effizient zu nutzen.“ Ein weiterer Baustein der Modellregion für Mobilität ist die Bewerbung um die Ausrichtung des UITP-Weltkongresses. Mit der zugesagten Unterstützung des Bundes könnte die internationale Messe für den ÖPNV 2025 oder 2027 in Hamburg stattfinden. Weitere mögliche Projekte sollen in den nächsten Schritten herausgearbeitet werden.

Kritik vom ADFC

Kritik zur Modelregion gibt es indes vom Fahrrad-Club ADFC. Das autonome Fahren konterkariere die Verkehrswende. Statt fahrerlose Autos sollten der Umweltverbund aus öffentlichem Nah-, Rad- und Fußverkehr priorisiert werden, so ADFC-Sprecher Dirk Lau. Trotzdem bleibt zu konstatieren: Die Digitalisierung und Automatisierung des Verkehrs ist ein wichtiger Bestandteil einer fortschrittlichen Mobilität. Die Metropol-Modellregion Mobilität ist ein sinnvoller Schritt, um unsere schöne Hansestadt als Pionier der Mobilität zu positionieren. Gleichzeitig ist die Kritik des ADFC berechtigt. Die Lösung scheint einfach wie offensichtlich: Weitere Projekte der Modellregion für Mobilität sollten sich auf intelligente Lösungen beim Rad- und Fußverkehr fokussieren. So kann Hamburg in Zukunft für deutsche Städte in allen Bereichen als Vorbild der Mobilität gelten.

Katastrophe? Ich wurde nicht gewarnt!

Die neue Warntechnik Cell Broadcast im Testdurchlauf

Donnerstag, 8. Dezember 2022, 11:00 Uhr: In ganz Deutschland schlagen Millionen von Handys Alarm – mein Smartphone bleibt stumm. Im Falle einer Katastrophe, hätte mich eine Warnung also nicht auf schnellstem Wege erreicht. Zum Glück handelt es sich nur um einen Testdurchlauf am bundesweiten Warntag. Neben den klassischen Kommunikationswegen wie Radio, Fernsehen oder Sirene wurde erstmals auch das System Cell Broadcast eingesetzt. Es soll Notfallwarnungen direkt auf die Smartphones der Bürger schicken.

Ein Blick ins Internet genügt, um herauszufinden, dass die Notfallmeldung nicht nur auf meinem Smartphone ausgeblieben ist. Die Gründe dafür sind unterschiedlich. So kann ein ausgebliebener Alarm an fehlenden Updates oder veralteter Hardware liegen. Außerdem haben wir noch immer kein flächendeckendes Mobilfunknetz. Doch es scheinen noch nicht alle Probleme des Cell Broadcasts bekannt zu sein. Für den fehlenden Alarm auf meinem Smartphone bleibt das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) zum Beispiel eine Erklärung schuldig. Die stellvertretende Unionsfraktionschefin Andrea Lindholz äußerte in diesem Zusammenhang deutliche Kritik: „Eine flächendeckende Warnung der Bevölkerung sieht anders aus. Trotz des neuen Warnmittels Cell Broadcast wurden erhebliche Teile der Bevölkerung wieder nicht erreicht.“ Der BKK-Präsident Ralph Tiesler zog hingegen eine positive Bilanz, räumte jedoch auch Verbesserungsbedarf „an der einen oder anderen Stelle“ ein. Daten für eine fundiertere Auswertung lägen frühstens im Januar 2023 vor.

Trotz Pannen ein wichtiger Schritt

Der von Ralph Tiesler formulierte Verbesserungsbedarf steht außer Frage. Trotzdem ist der bundesweite Probealarm und das neue Cell Broadcast System ein Schritt in die richtige Richtung. Die dynamischen Kommunikationswege unserer Zeit müssen auch für den Katastrophenschutz zugänglich werden. Warn-Apps wie Katwarn oder Nina stehen zwar schon länger zur Verfügung, erreichen jedoch nicht die breite Bevölkerung. Lediglich 13 Millionen Nutzer haben die Warn-App NINA heruntergeladen. Das neue Cell Broadcast System hat das Potenzial in Notfällen und bei Katastrophen schnell, einfach und zielgenau eine große Anzahl von Menschen zu informieren. Die Flutkatastrophe im Ahrtal hat erneut gezeigt, dass es sich hierbei nicht nur um Gedankenspiele handelt. Die Ergebnisse des Probealarms müssen jetzt wirksam ausgewertet werden, um Korrekturmaßnahmen einleiten zu können. Letztlich werden Probedurchläufe genau für diesen Zweck konzipiert. Es gilt also die Kritik konstruktiv aufzunehmen und den Blick nach vorne zu richten. Dann wird mich in Zukunft auch mein Handy vor tatsächlichen Katastrophen rechtzeitig warnen können.

Ein effektives Warnsystem ist übrigens nur ein Baustein des gesamten Krisenmanagements. Um tiefer in diese komplexe und relevante Thematik einzusteigen, empfehle ich meine aktuelle Podcastfolge: Bernds Customer Journey - Wie Enterprise UX die Effizienz von Krisenmanagement steigert.

Zielscheibe Kritische Infrastruktur

Das Thema Kritische Infrastruktur hat dieses Jahr in Politik und Medien zunehmend an Aufmerksamkeit gewonnen. So hat ein neuer Koordinierungsstab der Bundesregierung zum Schutz Kritischer Infrastrukturen im Oktober seine Arbeit aufgenommen. Auch die Bundesinnenministerin Nancy Faeser verkündete kürzlich gegenüber dem Spiegel: „Der Schutz unserer kritischen Infrastrukturen hat höchste Priorität.“ Diese Prioritätensetzung ist nicht nur gerechtfertigt, sondern längst überfällig. Schließlich handelt es sich bei Kritischer Infrastruktur um Einrichtungen aus den Sektoren Energie, Verkehr, Wasser, Ernährung, Staat und Verwaltung, Gesundheit, Informationstechnik und Telekommunikation. Eine grundlegende Bedrohung für die Kritische Infrastruktur liegt in Naturereignissen wie extremen Wetterphänomenen. Doch als Einrichtungen, die für das Funktionieren von Staat und Gesellschaft von grundlegender technischer Bedeutung sind, stellen sie ebenfalls ein attraktives Angriffsziel dar. Experten monieren schon länger, dass vor allem der Cyberschutz in Deutschland zu wenig ausgeprägt sei. Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine sowie die Sabotageakte an den Ostsee-Pipelines und der Bahn-Infrastruktur haben die Relevanz von notwendigen Schutzmaßnahmen jetzt auch den politischen Akteuren verdeutlicht.

Schutz durch Künstliche Intelligenz

Einen Beitrag zum Schutz von Kritischer Infrastruktur können Forschung und Wissenschaft leisten – etwa mithilfe Künstlicher Intelligenz. Die fortschreitende Digitalisierung der Kritischen Infrastruktur führt zu einer starken Vernetzung zwischen den verschiedenen Sektoren. Durch einen längerfristigen Stromausfall könnte es zum Beispiel zu weitreichenden Folgen in anderen Bereichen der Kritischen Infrastruktur kommen. Gerade bei hochkomplexen, vernetzten Systemen besteht die Gefahr, dass Fehler im System übersehen oder zu spät erkannt werden. Die Künstliche Intelligenz kann hier Abhilfe leisten: Als eine Art Frühwarnsystem kann sie mögliche Schwachstellen in technischen Systemen rechtzeitig erkennen und beheben. An der Universität Oldenburg wird Künstliche Intelligenz als Schutzmaßnahme für das sichere Betreiben von Kritischer Infrastruktur bereits untersucht. Mit Hilfe von Algorithmen werden Netzdaten und Kommunikation in Simulationen getestet. So können Fehler und Störungen frühzeitig gefunden und die Resilienz, also die Widerstandsfähigkeit gegenüber unvorhergesehenen Ereignissen, durch eigenständiges Lernen erhöht werden. Neben der Forschung existiert eine Reihe weiterer Maßnahmen, die Kritische Infrastruktur vor Störungen oder Ausfällen schützen sollen. Bund, Kommunen oder auch einzelne Institutionen führen beispielsweise Übungsszenarien und Managementübungen durch, um im Ernstfall besser reagieren zu können. Doch für einen umfassenden, nachhaltigen Schutz könnte der Mehrwert einer Künstlichen Intelligenz die entscheidende Komponente sein.

Das Problem Elektroschrott

Wer kennt es nicht: Ein Elektrogerät geht kaputt und ein neues wird gekauft. Ob Smartphone, Kühlschrank oder Waschmaschine – der Neukauf wird einer Reparatur oftmals vorgezogen. In der breiten Gesellschaft hat sich im Bezug auf Elektrogeräte eine Wegwerfmentalität etabliert. Die Konsequenz ist ein wachsender Müllberg an Elektroschrott. Laut einer Prognose des Global E-Waste-Monitors wird die weltweite Menge von 53,6 Millionen Tonnen im Jahr 2019 auf 74,7 Millionen Tonnen im Jahr 2030 steigen. In der EU werden zudem nur rund 40% des anfallenden Elektroschrotts recycelt. Eine Erhöhung der Recyclingquote wäre zwar sehr sinnvoll, jedoch noch nicht die Lösung des Problems. Denn viele der kritischen Rohstoffe in Elektrogeräten können gar nicht zurückgewonnen werden. Stattdessen müssen Elektrogeräte wieder vermehrt repariert werden.

Die Verantwortung für einen nachhaltigen Umgang der Elektrogeräte liegt nicht nur bei den Verbrauchern, sondern auch bei der IT-Branche selbst. Kritiker unterstellen der Industrie sogar geplante Obsoleszenz. Nachweisen lässt sich der geplante Einbau von sogenannten Sollbruchstellen nicht. Fakt ist jedoch: Hersteller haben kein Interesse an einem besonders langen Lebenszyklus ihrer Produkte. Schließlich sollen die Verkaufszahlen der neusten Modelle möglichst hoch sein. Auch funktionale Obsoleszenz verkürzt die Nutzungsdauer der Elektrogeräte. So werden alten Geräten zum Beispiel keine Updates mehr zur Verfügung gestellt oder Funktionen werden eingeschränkt. Verbraucher sollen dazu verleitet werden, auf neuere Produkte umzusteigen.

Die Politik hat die Notwendigkeit zur Reparatur mittlerweile erkannt. Bundesverbraucherschutzministerin Steffi Lemke verwies gegenüber der Tagesschau auf Maßnahmen, die im Koalitionsvertrag angekündigt sind: "Mit dem Recht auf Reparatur werden wir einen wichtigen Schritt aus der Wegwerfgesellschaft gehen". Mit Hilfe eines Reparierbarkeitsindex soll die Lebensdauer von Produkten transparenter gemacht werden. Dass funktionierende Mobiltelefone werggeworfen werden, nur weil der Akku nicht mehr funktioniere, müsse verhindert werden, so Steffi Lemke. In Frankreich gibt es einen solchen Reparierbarkeitsindex bereits. Der Anfang 2021 eingeführte Index informiert anhand verschiedener Kriterien darüber, wie einfach sich Smartphones, Laptops, Fernseher, Rasenmäher oder andere Geräte reparieren lassen. Ein Kriterium ist zum Beispiel die Zerlegbarkeit und die Verfügbarkeit von Ersatzteilen. Eine weitere Inspiration in Deutschland bietet Thüringen. Das Bundesland bezuschusst jeden Haushalt in der Reparatur von Elektrogeräten mit bis zu 100 Euro im Jahr.

Der Handlungsbedarf in diesem Bereich zeigt sich an einer einfachen Rechnung des Öku-Instituts: Würden Haushalte ihre Laptops, Handys, Fernseher und Waschmaschinen länger nutzen, könnten allein in Deutschland bis zu vier Millionen Tonnen CO2 im Jahr gespart werden. Der Verbraucher benötigt für dieses Anliegen die notwendige Unterstützung. Die Politik muss die Weichen richtig stellen und die IT-Branche sollte sich ihrer Verantwortung bewusst werden. Nur mit einem nachhaltigen Umgang können die begrenzten Rohstoffe auch in Zukunft für innovative Entwicklungen verwendet werden.