Digitalisierung mit Plan
Am 05. September 2006 erfolgte der erste Spatenstich für den neuen Flughafen Berlin-Brandenburg in Schönefeld. Geplante Fertigstellung: Oktober 2011. Geplante Kosten: zwei Milliarden Euro. Aus heutiger Perspektive erscheint diese Zielsetzung weniger seriös als amüsant. Eine ganze Reihe von Problemen verschiebt den Eröffnungstermin immer weiter nach hinten. Im Jahr 2013 ist der Flughafen nicht eröffnet, sondern von insgesamt rund 150. 000 Baumängeln die Rede: Falsch gepflanzte Bäume, vergessene Kabelschächte, unauffindbare Räume, Licht, das sich nicht ausschalten lässt, mangelnder Brandschutz und zu kurze Rolltreppen sind nur einige Beispiele der langen Liste an Komplikationen auf der Baustelle. Nach einer Steigerung der Kosten auf sechs Milliarden Euro wird der Flughafen Berlin-Brandenburg erst im Oktober 2020 eröffnet – neun Jahre zu spät.
Der Berliner Flughafen ist nicht das einzige prominente Beispiel für Fehlplanungen auf großer Ebene. Die Hamburger Elbphilharmonie – so schön sie auch geworden ist – hat anstatt der geplanten 77 Millionen Euro, stolze 800 Millionen Euro gekostet. Die Bundeswehr hat vor kurzem Funkgeräte im Wert von 1.3 Milliarden Euro bestellt, nur um herauszufinden, dass es Probleme beim Einbau in Panzer, Gefechtsfahrzeuge und Lastwagen gibt. Essenzielle Anforderungen vom Brandschutz am Flughafen oder vom Einbau der bestellten Funkgeräte wurden offensichtlich übersehen. All diese Fälle zeigen deutlich: Eine sorgfältige Planung ist für den Erfolg eines Projekts unerlässlich. Ein strukturiertes Anforderungsmanagement mit präziser Anforderungsanalyse hätte dem Berliner Flughafen sicherlich viele Baumängel ersparen können. Das gilt für den Bau eines Flughafens genauso wie für die Umsetzung eines Digitalisierungsprojektes.
So wie eine Rolltreppe am Flughafen zu kurz gerät, können auch Funktionen einer Unternehmensanwendung unzureichend implementiert sein. Für ein Unternehmen beutetet das steigende Kosten und Zeitverzug im Prozess der Digitalisierung. Auch hier ist es entscheidend, die Anforderungen des Projektes im Vorfeld zu identifizieren. Denn wirksame Kommunikation ist der Schlüssel zu erfolgreicher Projektarbeit. Ich lehne mich wohl kaum mit der Behauptung zu weit aus dem Fenster, dass die Kommunikation beim Bau des Berliner Flughafens miserabel war. Ansonsten hätte niemand Kabelschächte vergessen oder Bäume an die falsche Stelle gepflanzt. Es lag kein einheitliches Verständnis der Anforderungen bei allen Beteiligten vor. Doch nur so kann eine effektive Zusammenarbeit gewährleistet werden, auch im Zuge von Digitalisierungsprojekten zwischen Fachabteilungen und der IT-Abteilung oder einem externen Dienstleister. Für die Analyse, Erfassung, Dokumentation, Überprüfung und Validierung von Anforderungen gibt es zum Glück bewährte Methoden. Dank Anforderungsanalyse, User Cases oder Prototypen können selbst komplexe IT-Projekte planmäßig umgesetzt werden – ohne vier Milliarden Euro Zusatzkosten und ohne neun Jahre Verspätung.
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